Entlassungen bei PMG: Arbeitsagenturleiterin macht Mut

4.12.2020, 14:05 Uhr
Entlassungen bei PMG: Arbeitsagenturleiterin macht Mut

© Reinhard Krüger

Wie ihre Chancen auf einen neuen Job derzeit stehen und welche Möglichkeiten die Agentur für Arbeit (AA) anbieten kann, darüber sprach der Altmühl-Bote mit Claudia Wolfinger, der Chefin der Ansbacher Behörde.

Mit zuletzt 504 Mitarbeitern war PMG bisher der zweitgrößte Arbeitgeber in der Altmühlstadt. Schon allein das zeige ja die Bedeutung, die diese Firma für Gunzenhausen und den hiesigen Arbeitsmarkt habe, erläuterte Wolfinger. Zum Vergleich zieht die Behördenchefin die Novemberzahlen heran: In der Geschäftsstelle Gunzenhausen waren Ende des Monats 680 Menschen arbeitslos gemeldet, die Quote lag bei 3,4 Prozent. Das zählt noch als Vollbeschäftigung. Wenn nun auf einen Schlag 500 neue Arbeitslosenmeldungen dazukämen, dann stiege die Quote auf 5,8.

Das allerdings seien nur "Rechenspiele", denn tatsächlich werde es, so Wolfinger, zunächst bei den 130 fristlosen Kündigungen bleiben, die das Insolvenzrecht möglich macht. Alle anderen Mitarbeiter werde nach jetzigem Stand zum 31. März nächsten Jahres gekündigt.

Die Nachricht, dass PMG schließen muss, "wäre schon zu guten Zeiten keine gute", weiß Wolfinger. Derzeit kommen aber noch einige Faktoren hinzu. Sie nennt die Corona-Pandemie, den Winter und nicht zuletzt die Strukturkrise der Automobilindustrie – und damit auch deren Zulieferer, von denen es in der Region ja einige gibt.

"Schwierig" sei die Situation auf jeden Fall, aber "definitiv nicht hoffnungslos", sagt Wolfinger mit Verweis auf den "sehr guten" Arbeitsmarkt in der Region. Tatsächlich haben sich bei der AA schon Firmen gemeldet, die gezielt an PMG-Mitarbeitern Interesse angemeldet haben. Für manche der Gekündigten wäre also ein nahtloser Übergang in einen neuen Job möglich. Aber sicher nicht für alle.

Entlassungen bei PMG: Arbeitsagenturleiterin macht Mut

© Foto: Arbeitsagentur

Mitarbeiter und der Bereichsleiter der Agentur waren bei der Betriebsversammlung am Dienstag, als die Belegschaft informiert wurde, anwesend. Auch davor war das Amt schon eingebunden. So sei bereits eine "Massenentlassungsanzeige" bei ihrer Behörde eingegangen, als klar war, dass es nur noch einen möglichen Investor gebe. Damals sei die Rede von 200 Mitarbeitern gewesen.

Wolfinger ist durchaus klar, dass die Kündigung für jeden Einzelnen ein "großer Schock" ist. Die Menschen waren teilweise jahrzehntelang in diesem Betrieb beschäftigt, haben dort bereits gelernt. Für sie "bricht eine Welt zusammen" und ihre finanzielle Sicherheit weg.

Deshalb sei es notwendig, dass sich die Betroffenen nun möglichst schnell arbeitslos melden. Das ist online möglich, die Agentur bietet aber auch persönliche Termine an. So wurden laut Wolfinger Telefonnummern "extra für die PMG-Mitarbeiter freigeschaltet". Dort können sie sich einen Termin geben lassen. Zudem kommen am Montag und Dienstag noch einmal Mitarbeiter der AA ins Werk, bei ihnen können die Betroffenen ihre Unterlagen abgeben. Die für den Arbeitslosenantrag notwendigen Unterlagen seien auch vom Betrieb zugeschickt worden.

Anschließend könnten die ersten Beratungsgespräche angeboten werden. Es gehe bei dieser Bestandsaufnahme nicht allein um die Frage, was die Menschen können, sondern auch darum, was sie wollen und was sie bereit sind, in Zukunft zu tun. Wolfinger denkt etwa an Teilqualifikationen, beispielsweise zum Maschinen- und Anlagenführer, die seien gesucht. Aber auch eine Umschulung zum Bus- oder Lkw-Fahrer sei möglich, hier gibt es ebenso freie Stellen wie im Lager- und Logistikbereich. Wer zum Beispiel eine zweijährige Umschulung absolviere, erhalte in dieser Zeit Arbeitslosengeld – also 67 Prozent vom bisherigen Nettogehalt.

Wichtig sei nun, sich zunächst um die 130 entlassenen Mitarbeiter zu kümmern. Diejenigen, die noch bei PMG in Lohn und Brot stehen, sollten sich auf jeden Fall für 2021 arbeitssuchend melden. Keinesfalls solle man jetzt die Hoffnung aufgeben, betont Wolfinger noch einmal. Die Region habe, trotz allem "noch einen guten Arbeitsmarkt".

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