Merkendorf: Schwanenpärchen sorgt für großen Wirbel

5.5.2020, 17:05 Uhr
Merkendorf: Schwanenpärchen sorgt für großen Wirbel

© Gisela Dauer

Ende Februar entdeckte der damalige Bürgermeister Hans Popp das Schwanenpaar im Naturfreibad. Schnell sei ihm klar geworden, erläuterte er im Gespräch mit dem Altmühl-Boten, dass die Vögel die biologische Reinigung des Freibads anknabberten und das nicht zu knapp. Rund 3000 Wasserpflanzen, die dem Wasser die Nährstoffe entziehen und so für gute Badequalität sorgen sollen, hatte die Stadt im Rahmen der Sanierung im Naturfreibad gepflanzt. Zudem befürchtete Popp nicht ganz zu Unrecht, dass der Kot der Vögel das Wasser verschmutzen würde.


Schwäne sorgen in Merkendorf für Ärger


Popp beschloss, dass die Tiere besser aus dem Bad vertrieben werden sollten und machte sich über mögliche Vergrämungsmaßnahmen schlau. Die bewirkten allerdings nichts, und auch der Plan, die Vögel umzusiedeln, scheiterte, denn der am Altmühlsee ausgesetzte Schwan kehrte sehr schnell zu seinem Partner zurück.

Den Abschuss verfügt

Schließlich schaltete Popp nach eigenen Angaben die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt ein. Die haben ihn angewiesen, erst einmal nichts weiter zu unternehmen. Wenige Tage später habe er eine E-Mail von der Unteren Jagdbehörde bekommen. Diese teilte dem nach eigenen Worten erstaunten Popp mit, dass sie den Abschuss des Schwanenpaars verfügt und den Jagdpächter informiert habe. Er habe das nicht beantragt, versicherte Popp.


Schwäne stehlen Störchen (fast) die Schau


Derweil war der Vorsitzende des Tierschutzvereins Noris Nürnberg, Robert Derbeck, über die Abschusspläne informiert worden. Er habe daraufhin sofort Hans Popp kontaktiert, schildert Derbeck auf Anfrage unserer Zeitung, und ihm vorgeschlagen, dass sich sein Verein um die Umsiedlung der Vögel kümmern könne. Mit Popps Zustimmung setzte Derbeck die zuständigen Behörden am Landratsamt von diesem Vorhaben in Kenntnis und erhielt aus Ansbach grünes Licht. Die Nürnberger Organisation, die auch dem bundesweiten Tiernotruf angehört, wollte die Schwäne samt Nest an einen anderen Ort bringen und ihnen die Flügel etwas stutzen, um eine Rückkehr nach Merkendorf zu verhindern.

Der Schwanenhahn wurde relativ schnell eingefangen, das sehr scheue Weibchen allerdings bekamen die Tierschützer – mit dabei war laut Derbeck immer eine anerkannte Wildtierbiologin – nicht zu fassen. Deshalb sei beschlossen worden, das Tier erst einmal zur Ruhe kommen zu lassen.

Dabei hatten Derbeck und seine Mitarbeiter allerdings die Rechnung ohne das Internet gemacht. Das Thema war mittlerweile in den sozialen Netzwerken angekommen, dort kursierten viele Gerüchte, etwa dass ein Schwan auf Geheiß von Popp schon abgeschossen sei.

Sicher nicht hilfreich war, dass die Stadt Merkendorf auf ihrer Homepage verlauten ließ, dass der eingefangene Schwan in den Nürnberger Tiergarten gebracht worden sei. Zoos dürfen seit dem Ausbruch der Vogelgrippe 2007 keine Wasservögel mehr annehmen, entsprechend wurde die Stadt nun im Netz der Lüge bezichtigt. Mittlerweile ist dieser Passus entfernt worden.

Durch die mittlerweile öffentliche Diskussion nahm das Drama so richtig an Fahrt auf. Die Menschen seien richtiggehend zum Naturfreibad gepilgert, erzählen Popp und Derbeck unabhängig voneinander. Jeder habe ins Nest blicken und Fotos machen wollen, selbst Radio und Fernsehen waren vor Ort. Das habe die ohnehin scheue Schwänin noch mehr verschreckt. Tagelang sei kein Herankommen gewesen, schließlich sei das Freibad gesperrt worden.

"Schwanenexpertin" reiste an

Für noch mehr Unruhe habe eine aus Frankfurt angereiste, "selbsternannte Schwanenexpertin" (Derbeck) gesorgt. Unter anderem habe sie nachts sowohl Popp als auch seinen Nachfolger Stefan Bach belästigt – persönlich und mit wiederholten Anrufen. Im Bad habe sie sich an einem Netz, mit dem die Nürnberger Tierschützer dem verbleibenden Schwan habhaft werden wollten, zu schaffen gemacht und das Tier damit erst recht verscheucht.

Mittlerweile hat die Schwänin wohl endgültig die Flucht ergriffen. Der fünf Eier, die im Nest lagen, hat sich der Nürnberger Tierschutzverein gestern angenommen und geprüfe, ob sie überhaupt befruchtet sind. Das aber war, so Derbeck, nicht der Fall, was jedoch beim zweiten Gelege – das erste war samt Nest im Rahmen der Verbrämungsaktionen zerstört worden – nicht ungewöhnlich sei.

"Der ganze Wirbel", so sein Fazit, "war sehr unglücklich." Ohne das große Aufsehen hätte die Rettungsaktion glücken können, ist sich der Tierschützer sicher. Nun bleibe zu hoffen, dass sich das Schwanenpaar wiederfindet, da ist Derbeck aber optimistisch.


Keine Ausgangsbeschränkungen für kleine Schwäne


Die Tierschützerin aus Frankfurt, die im Namen des von ihr gegründeten "Projekt Oase, Mensch und Tier im Einklang" agiert, will nun übrigens nach eigener Verlautbarung strafrechtlich gegen die Stadt Merkendorf vorgehen und zwar wegen eines Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz und das Jagdrecht.

Keine Kommentare