Bürgerinitiative bespricht Klimaschutzziele 

Nach Center Parcs die Trails im Visier

25.8.2021, 05:50 Uhr
Nach Center Parcs die Trails im Visier

© Foto: Jürgen Leykamm

Bei einem "Klimafrühstück" am Treuchtlinger Naturfreundehaus wurde bereits deutlich, wohin die Reise gehen könnte. Bald soll ein Verein gegründet werden. Schon die Vorstellungsrunde der knapp 40 Besucher offenbarte, dass sich hier Gleichgesinnte zusammengefunden haben, die es mit der Bewahrung der Schöpfung in unserer Region sehr ernst meinen.

Nach Center Parcs die Trails im Visier

© Foto: Jürgen Leykamm

Eine Teilnehmerin ärgerte sich etwa über das "Greenwashing" in der Gesellschaft. Die jüngsten Waldbrände, Regenwaldrodungen, zunehmende Flächenversiegelung und vieles mehr bilden in dem Kreis die Triebfedern, sich selbst aktiv einzubringen.

"Es genügt nicht, die Katastrophen nur in den Zeitungen zu verfolgen", betonte eine weitere Besucherin. Es heiße sich vor Ort zu engagieren. Auch im Bereich Verkehr liege noch sehr vieles im Argen. Die Schönheit der Natur in Altmühlfranken gelte es "um jeden Preis zu erhalten". In diesem Sinne zeigte man sich "erschüttert über die Naturzerstörung in Treuchtlingen".

Immer mehr Tourismus – auf Kosten der Natur?

Gemeint war damit nicht nur die Installation der jetzigen Heumödern-Trails für Mountainbiker im gleichnamigen Tal, sondern auch das, was da noch kommen soll: ein neuer Lift und die Erweiterung des Angebots um Wohnmobilplätze und Hütten. Dem würden dann wiederum die Errichtung weiterer Trails im Sinne einer Salamitaktik folgen, so die Befürchtung. Schon die jetzigen aber seien "unter dunklen Bedingungen genehmigt" worden.

Letztlich sei wohl angedacht, ein Naherholungsgebiet für die Biker komplett umzubauen. Allein für den Lift müsste man eine Schneise durch dicht bewachsenen Wald schlagen.

Dass dafür Ausgleichsmaßnahmen geschaffen werden, rief im Naturfreundehaus nur Gelächter hervor. Robert Rieger als Betreiber der Mountainbike-Trailsund der Talstation im Heumöderntal attestierte man in der Runde zugleich aber einen gewissen Charme. "Ist das ein Holländer?", fragte jemand scherzhaft nach – Eine Anspielung auf jene niederländische Herren, die kürzlich auf dem Muna-Gelände bei Langlau eine Center Parcs Freizeitanlage errichten wollten und dabei auch eine Art "Umarmungs-Taktik" versuchten.

"Ganzer Blumenstrauß" an Aufgaben

Widerstand dagegen hatte sich unter anderem von der damals neuen BI "Seenland in Bürgerhand" formiert. Die jetzige Bürgerinitiative ist aus ihr hervorgegangen. Der Kampf gegen das Parkvorhaben "hat uns zusammengeschweißt", betonten nun beim Frühstück die Pleinfelder Initiatoren Melanie Seibold und Klaus Maier.

Nicht zu vergessen den Ellinger Professor Erwin Hussendörfer: "Das Engagement um den Muna-Wald brachte Menschen zusammen, die sich sonst nie getroffen hätten". Und für die gebe es nun einen "ganzen Blumenstrauß an Betätigungsfeldern." Eins befindet sich quasi vor seiner eigenen Haustür.

Beim neuen Baugebiet in der Deutschordensstadt etwa hätte man viel anders machen können, monierte er. Es mangle in Ellingen an Geh- und Radwegen sowie an Grünanlagen. Ebenso ging er mit einer derzeit geplanten Steinbrucherweiterung ins Gericht, die "nicht schöngeredet werden darf."


Klimawandel in der Stadt: "Wir müssen schlauer mit Energie umgehen"


Generell solle die neue Initiative nicht nur eine Schnittstelle für regionale Aktivitäten bilden, sondern auch Akzente bei Schwerpunktthemen wie Bauen, Verkehr oder Tourismus setzen. Ein loses Netzwerk sei hier zu wenig, weswegen die Gründung eines Vereins geplant sei, die zum 1. September erfolgen soll, so das Ziel. Gerade werde noch an der Satzung gefeilt.

Treffen mit Betreiber und Bürgermeisterin angedacht

Man wolle keine Konkurrenz zu gleichgesinnten Gruppierungen, sondern im Gegenteil Synergien entwickeln, hieß es weiterhin. Und seine Stimme gegen inkonsequente regionale und überregionale Politik erheben: "Man kann nicht auf der einen Seite Bäume umarmen und dann gegen ein Naturschutzgebiet Hahnenkamm sein," so Hussendörfer.

Auch den Trend zu Nahwärmenetzen mit Hackschnitzelheizungen beäugte er kritisch. Das fördere langfristig den Bau von Energiewäldern, wenn das Holz nicht mehr reicht. "Wir brauchen aber große, dicke Bäume für ein gutes Klima". Der Wald in Treuchtlingen sei durchaus durch die Trails beeinträchtigt. Da die Biker zu allen Zeiten unterwegs seien, käme dieser gar nicht mehr zur Ruhe, hieß es.

Die Altmühlstadt müsse hier ein hohes Opfer bringen, profitiere aber nicht von den Nutzern, die "kein Geld hier lassen". Wie beim Protest gegen Center Parcs könne man ein Bürgerbegehren initiieren, so ein Vorschlag. Auch ein Treffen mit Rieger und Bürgermeisterin Kristina Becker wurde angeregt.

Ihr könne man dabei auch eine ganz andere Frage stellen. "Was würde passieren, wenn aufgrund starker Niederschläge das Wasser wie im Ahrtal hier durch die Schneise am Naturfreundehaus schießt?", so Erhard Bendig, ehemaliger und langjähriger Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz.

Er steuerte auch eine Idee in Sachen Trails bei: Zumindest was das Downhill-Fahren anbelangt, würden sich doch beispielsweise aufgelassene Steinbrüche als Alternative anbieten. Derweil füllten sich an den Tischen die Beitrittserklärungen zum geplanten Verein mit Namen. Eine neue Plattform ist so nun am Entstehen, die sich engagiert um Klimaschutz in den Städten und Gemeinden kümmern und ein immer größeres Netzwerk installieren will.

"Wir haben viele große und kleine Baustellen", so die Initiatoren. Deswegen brauche es viel Unterstützung. Nähere Infos zur Arbeit der neuen Gruppierung gibt es im Internet unter https://bi-klimaschutz.de

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