Noch keine neue Nutzung für das Altmühl-Center

16.10.2020, 15:41 Uhr
Die vier Hallen des Altmühl-Centers wurden 1974, 1978, 1986 beziehungsweise 1987 gebaut. Sie harren einer neuen Verwendung.

© Foto: Zuber GmbH & Co. KG Die vier Hallen des Altmühl-Centers wurden 1974, 1978, 1986 beziehungsweise 1987 gebaut. Sie harren einer neuen Verwendung.

Das Altmühl-Center in Frickenfelden hat glänzende Jahre gesehen. Es war früher eindeutig die Nummer eins unter den Einkaufsmärkten in der Altmühlstadt. Das änderte sich dann mehr und mehr. Der schleichende Niedergang verstärkte sich seit etwa 2010 und gipfelte in der Schließung Mitte Mai dieses Jahres. Die große, unbeantwortete Frage lautet: Was geschieht mit dem Grundstück und den vier Hallen? Die Antwort interessiert natürlich die Menschen, die dort und in den umliegenden Orten wohnen, und nicht zuletzt die Stadt Gunzenhausen.

Eigentümer Wolfgang Zuber erinnert sich gerne an die bemerkenswerte Vergangenheit in den 70er- bis 90er-Jahren. Da herrschte Aufbruchstimmung. Der "neue Zuber" (den alten gab es am oberen Marktplatz) war ein Magnet weit über Frickenfelden, die Ostvorstadt und die benachbarten Gemeinden hinaus. Renovierungen erfolgten 1999 und 2008.

Die Familie Zuber erfreute sich eines erstklassigen Rufes als alteingesessene Geschäftsleute, die sich gerade im Lebensmittelbereich bestens auskennen. Was der Großvater aufbaute und an die nächste Generation weitergab, das wollte Enkel Wolfgang Zuber fortführen und zu neuer Blüte bringen.

Rewe-Markt soll kommen

Nicht zuletzt investierte er auch kräftig am Stammhaus am oberen Marktplatz. Der dortige Verbrauchermarkt wurde zwar vielfach gelobt, blieb aber immer hinter den Umsatzerwartungen zurück. Der Hauptgrund: Es fehlte an Parkplätzen. Hinzu kam dann die neue Konkurrenz durch den Grosso-/Tengelmann-Markt in der Ansbacher Straße (jetzt Kaufland). Doch das ist alles Schnee von gestern, Wolfgang Zuber muss sich nun darauf konzentrieren, was er mit der Immobilie Spitalfeldstraße 7-9 anfängt. Die ist stolze 12 310 Quadratmeter groß.

Dort fehlt es an Parkplätzen wahrlich nicht, es gibt 200 davon. Und der Pächter und Betreiber des Altmühl-Centers, Edeka Nordbayern, verstand und versteht eigentlich sein Handwerk. Dennoch ist seit Mai alles "dicht". Die Lebensmittelbranche hat sich gewandelt, führt Wolfgang Zuber an. Früher unterschied man zwischen den ganz großen SB-Warenhäusern (Vollsortimentern), den Supermärkten mit dem Schwerpunkt Lebensmittel und den Discountern. Inzwischen drängt alles in den mittleren Bereich. Die Discounter haben mächtig aufgerüstet, und die Warenhäuser mit ihrem großen Non-Food-Bereich – von denen es in Gunzenhausen nur noch Kaufland gibt – tun sich schwerer als früher.

Der Umsatz muss stimmen

Mit Lebensmitteln lässt sich gutes Geld verdienen. Doch dazu gelten zwei Bedingungen. Ein solcher Markt muss "brummen", er muss viel verkaufen, damit ständig frische Ware nachkommt. Ansonsten stellt sich eben das Problem der nicht mehr frischen Ware – der Ruf droht zu leiden, die Kontrolleure könnten fündig werden, und die Altware muss notfalls weggeschmissen werden.

Und damit der Laden wirklich gut läuft, sollte er unbedingt an einer der ganz großen innerstädtischen Straßen platziert sein. In diese Richtung gehen die Konzerne seit längerem, ob sie nun Edeka, Rewe, Aldi, Lidl oder Norma heißen. Man denke etwa an den überraschenden Schritt von Aldi, sich von der Industriestraße zu verabschieden und in der Nürnberger Straße einen ganz neuen Markt zu beziehen. In der Nürnberger Straße sollte übrigens auch einmal ein großer Edeka-Markt entstehen, so das Ziel von Edeka Nordbayern. Für Frickenfelden hätte es dann allenfalls noch zu einem Nahversorgungszentrum in überschaubarer Größe gereicht. So stellte man sich auch im Rathaus die mittelfristige Zukunft vor.

Rewe-Markt war fest geplant

Wolfgang Zuber, selbst in Frickenfelden wohnhaft, musste jedenfalls erkennen, dass die Spitalfeldstraße kein 1a-Standort ist. Dennoch hatte er geraume Zeit Hoffnung, dass es dort mit Edeka Nordbayern in irgendeiner Weise weitergehen würde. Als er sich von diesem Gedanken verabschieden musste, weil der langjährige Partner nicht mitzog, präsentierte er eine alternative Lösung: Der Regensburger Projektentwickler Ratisbona sollte das Altmühl-Center komplett abreißen und einen mittelgroßen Rewe-Markt errichten.

Dessen Vekaufsfläche wurde mit 1700 Quadratmetern angegeben. Zum Projekt gehörten auch vier Fachmärkte. So wurde es 2016 verkündet. Die Stadt zog mit und änderte den Bebauungsplan. Das Verfahren dazu war aufwendig und kostspielig, merkt Wolfgang Zuber an. Alles schien in trockenen Tüchern. Bis plötzlich von einem zweiten Höfler-Markt (ebenfalls Edeka, aber inhabergeführt) in der Industriestraße die Rede war. Daraufhin machte Rewe Ende 2016 einen Rückzieher. Damit waren die Tage des Altmühl-Centers gezählt – ohne erkennbare Nachnutzung.

Seitdem hat der verpachtungs- und verkaufswillige Wolfgang Zuber viele Gespräche mit Interessenten geführt und führt sie immer noch. Es geht um einen Supermarkt oder Fachmärkte, eine Revitalisierung der Hallen durch eine Handwerksfirma, eine Nutzung als Lager, Ausstellungsfläche, für Büros oder Schulungszwecke.

Doch kein Rewe

Ob Neunutzung der bestehenden Hallen oder kompletter Neubau, alles ist für den Eigentümer denkbar. Die Gewerbeimmobilie wird weiterhin im Internet angepriesen, doch einen richtig greifbaren Erfolg kann Zuber bisher nicht nachweisen. Er schließt selbst eine reine Wohnbebauung auf den 1,3 Hektar nicht aus. Da ist bereits von einem "Frickenfelder Karree" mit bis zu 130 Wohnungen die Rede. Derweil sorgt Zuber dafür, dass die Hallen in Schuss bleiben, und muss Grundsteuer zahlen.

Mit dem Rathaus bleibt Zuber im ständigen Kontakt. Er verfolgt weiterhin die Devise, dass man offen und ehrlich miteinander umgehen muss. Zuber weiß natürlich auch, dass er die Stadt wie auch das Landratsamt (Baugenehmigungsbehörde) eventell als Partner braucht, wenn es um die Zukunft des Areals geht.

Stadt ist offen für vieles

"Von dem jetzigen Zustand hat keiner was", stellt der Eigentümer fest, und da ist er einer Meinung mit Bürgermeister Karl-Heinz Fitz. Dieser würde weiterhin einen Lebensmittelmarkt für Frickenfelden, wo ja viel gebaut worden ist, und das Umfeld begrüßen. Nicht ohne Grund habe man ja genau dafür Baurecht geschaffen. Ein Markt für die Nahversorgung wäre insbesondere für die dort lebenden älteren Bürger wünschenswert. In dieser Richtung höre er immer wieder vereinzelte Stimmen. Fitz stellt aber auch nüchtern fest, dass nach der Schließung des Altmühl-Centers in diesem Frühjahr kein großes Bedauern in der Öffentlichkeit über die nunmehr fehlende Einkaufsmöglichkeit am Ort zu hören war. Viele Bürger hätten sich in Richtung Höfler-Markt in der Industriestraße umorientiert.

Die Stadt stehe grundsätzlich einer Neunutzung offen gegenüber. Für einen Lebensmittelmarkt bestehe wie gesagt Baurecht, bei einer anderen Verwendung müsste die Stadt erneut den Bebauungsplan ändern.

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