Max Murmann erneut ausgezeichnet

Treuchtlinger übersetzt finnische Literatur: "Das ist mein Traumberuf"

10.8.2021, 05:51 Uhr
Treuchtlinger übersetzt finnische Literatur:

© Foto: Rena Lorenz

Wer sich für ein sogenanntes "Orchideenfach", also einen ungewöhnlichen, kleinen Studiengang – entscheidet, muss sich ziemlich viel anhören. So ging es auch Maximilian Murmann. Der Treuchtlinger ging bis zur 10. Klasse auf die Senefelder-Schule, ehe er sein Abitur in Weißenburg absolvierte. Danach entschied er sich im Magisterstudium für Finnougristik, Allgemeine Sprachwissenschaft und Germanistische Linguistik an der LMU in München. Was man mit dieser Studienrichtung später anfangen kann, das war nicht jedem in seinem Umfeld klar.

Mittlerweile ist Maximilian Murmann 34 Jahre alt, Doktor und für seine Arbeit als Übersetzer mehrfach ausgezeichnet worden.

Jüngst verlieh ihm der Freistaat Bayern ein Arbeitsstipendium für literarische Übersetzer im Wert von 7000 Euro als Anerkennung für seine Erstübertragung des finnischen Klassikers "Das Mädchen auf der Himmelsbrücke" von Eeva-Liisa Manner. Kunstminister Bernd Sibler sagte dazu: "Maximilian Murmann nimmt uns mit in das Finnland in den 1920er-Jahren. Mit diesem Werk bringt er uns eine hierzulande noch wenig bekannte Autorin nahe."


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"Das Interesse am Finnischen kam durch die Musik", erzählt Murmann, der mittlerweile in München lebt und arbeitet, in einem Videocall. So gehe es vielen Leuten, vor allem finnische Rockmusik sei ein gängiger Einstieg in die Finnland-Leidenschaft. Als er im Alter von 16 Jahren nach Finnland in die Stadt Orimattila reiste, die mit Weißenburg eine Städtefreundschafts pflegt, war es endgültig um ihn geschehen. Die Menschen, die Weite der Landschaft, das Land im hohen Norden habe ihn einfach nachhaltig begeistert, erzählt er im Gespräch mit dem Treuchtlinger Kurier.

Ohne Leseerfahrung geht es nicht

Die Begeisterung fürs Lesen wiederum habe sich erst später entwickelt. "Erst im Studium habe ich wahnsinnig viel gelesen. Eine so kleine Sprache kann man nicht so einfach lernen, man muss die Leseerfahrung bekommen." Schließlich begann er kürzere finnische und estnische Texte zu übersetzen und erste Werke Verlagen anzubieten, "einfach mal so". "Das hat erstaunlicherweise gut funktioniert, das Interesse war da", lacht Murmann heute.


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Trotz der Übersetzer-Tätigkeiten faszinierten den 34-Jährigen auch wissenschaftliche Fragen rund um Sprachen und so kam er zum Lehrstuhl für Finnougristik der LMU, wo er Wissenschaftlicher Mitarbeiter ist. Ein finnisches Werk zu übersetzen, das dauere unterschiedlich lang, so der Sprachwissenschaftler. Zunächst lese er das Werk meist zweimal (oder öfter) komplett durch, dann müsse der literarische Stil verstanden und erarbeitet werden. "Für ein 300-Seiten-Werk kann es schon mal Monate dauern, bis es letztendlich fertig ist." Auf ein Genre legt sich Murmann dabei nicht fest.

Mittlerweile könne er nicht mehr zählen, wie oft er schon in Finnland und Estland war, meint er. Durch seinen Beruf habe er ein wunderbares Netzwerk aus Verlagen, Autoren und Bekannten aufgebaut. "Ich bin nicht einfach nur Dienstleister, ich darf zu Lesungen und Messen kommen und im ständigen Austausch mit Autoren bleiben, das ist schon toll."

Seine Eltern in Treuchtlingen, die seinen Berufsweg von Anfang an unterstützt haben, nehmen die übersetzten Wälzer wohlwollend zur Kenntnis. "Oft lesen sie die Bücher sogar, was mich natürlich sehr freut", sagt Murmann und lacht.

Ob der Beruf des literarischen Übersetzers sein Traumberuf ist? Da muss er nicht lange nachdenken. Er beginnt breit zu grinsen und sagt: "Ja, auf jeden Fall." Die Wahl eines oft belächelten Orchideenfachs hat sich gelohnt.

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