Tipps für den Sommer-Ausflug: Entdeckertour im Römerpark Ruffenhofen

14.8.2020, 12:14 Uhr
Das seit 2012 geöffnete Limeseum ist ein architektonisches Schmuckstück für die Regien. Hier kann man eine Schnupperstunde in Sachen römische Antike genießen.

© Babett Guthmann Das seit 2012 geöffnete Limeseum ist ein architektonisches Schmuckstück für die Regien. Hier kann man eine Schnupperstunde in Sachen römische Antike genießen.

Scheu vor dunklen Museumsräumen? Schon einmal in einem Irrgarten von vollgepackten Vitrinen verlaufen? Wer sich dennoch dafür interessiert, was die Römer denn so bei uns getrieben haben, für den ist das Limeseum im Römerpark Ruffenhofen der perfekte Ausflugstipp. In dem 2012 eröffneten Museum gibt es kompakte und auch filmisch aufbereitete Informationen zu den römischen Grenzanlagen und zum Alltag im Kastell Ruffenhofen. Im Anschluss lädt das 41,8 Hektar große Römerparkgelände zu einer Entdeckertour.

Das Limeseum bietet den Faktenhintergrund, die eigentliche Attraktion für Archäologiefans ist der Römerpark. Zwischen blühenden Wiesen bewegt man sich auf denselben Wegen, auf denen die Soldaten des einstigen Reiterkastells ihren Dienst versehen haben. Vom kleinen Aussichtshügel aus hat man einen Blick auf das Modell des Kastells im Miniaturformat, dazu einen herrlichen Überblick über das Wörnitztal und den einstigen Limesverlauf.

Römisches Labyrinth

Hinweise und Informationen zu den archäologischen Grabungen, zu Handel und Wandel, zu der römischen Götterwelt und dem Alltag der Soldaten sowie der zivilen Bewohner des Lagerdorfes entdeckt man an vielen Stationen. Ganz neu im Parkgelände ist der Nachbau eines römischen Nutzgartens. Im vergangenen Jahr war dieser Garten mit römischen Obst- und Gemüsesorten, Erdkeller und Backofen noch auf der Gartenschau im nahen Wassertrüdingen zu sehen gewesen. Für Kinder gibt es einen Spielplatz, eine Rutschbahn vom Kastell-Aussichtshügel aus und eine Kinderquiz-Station. Und der Nachbau eines römischen Labyrinths macht Kindern und Erwachsenen Spaß. Auf gewundenen Wegen legt man hier eine Strecke von 400 Metern zurück. Wer beim Gehen das Rätsel des Wegemusters entschlüsselt, begibt sich auf einen meditativen Weg zur Mitte und muss – wie auf dem Lebensweg auch – immer wieder Richtungswechsel in Kauf nehmen.

Auf dem Weg zur Mitte muss das Rätsel des Wegmusters entschlüsselt werden. Der Hundehalterin auf dem Bild scheint es Spaß zu machen, während ihr vierbeiniger Begleiter keinerlei Respekt vor dem Nachbau eines antiken Labyrinths zeigt.

Auf dem Weg zur Mitte muss das Rätsel des Wegmusters entschlüsselt werden. Der Hundehalterin auf dem Bild scheint es Spaß zu machen, während ihr vierbeiniger Begleiter keinerlei Respekt vor dem Nachbau eines antiken Labyrinths zeigt. © Babett Guthmann

Was ist nun das Besondere an diesem Römerpark, der seit 2005 zum UNESCO-Welterbe Limes gehört?

Eindrucksvolle Zeugnisse

Der raetische Limes, seine Wachtürme, die römischen Kastelle und Lagerdörfer – das waren zu den Zeiten des römischen Imperiums eindrucksvolle Zeugnisse einer überlegenen Kultur. Nachdem sich die Römer vor rund 1800 Jahren vor den Alemannen in Sicherheit gebracht und ihre Grenzanlagen verlassen hatten, haben sich die Alemannen und die germanischen Siedler an den Baumaterialien bedient, Steine wiederverwendet, Mauern wurden umgepflügt oder in der Regel von neuen Gebäuden überbaut. Das einstige Reiterkastell Ruffenhofen aber lag und liegt fernab von besiedeltem Gebiet, und deshalb sind das gesamte Kastell und viele Bauten des Lagerdorfes als Bodendenkmal erhalten.

Für den Archäologen und Leiter des Limeseums und des Römerparks, Dr. Matthias Pausch, ist das Areal im Schatten des Hesselbergs also ein Glücksfall. Zwar gab es bislang nur kleinere Ausgrabungsprojekte und wenig spektakuläre Funde, doch für Forschungen zum Alltag der römischen Besatzer eignet sich das unberührte Gelände bestens.

Museumsleiter Dr. Matthias Pausch hat nicht nur das inhaltliche Konzept des Limeseums entwickelt, er kümmert sich auch um die Sonderausstellungen. Derzeit geht es um die Waffen- und Ausrüstungsentwicklung in der römischen Kaiserzeit. 

Museumsleiter Dr. Matthias Pausch hat nicht nur das inhaltliche Konzept des Limeseums entwickelt, er kümmert sich auch um die Sonderausstellungen. Derzeit geht es um die Waffen- und Ausrüstungsentwicklung in der römischen Kaiserzeit.  © Babett Guthmann

So wurden beispielsweise bei der Ausgrabung eines Brunnens aus dem 2. Jahrhundert Samenreste von 150 römischen Pflanzen gefunden, darunter Dinkel, Walnuss, Kirsche und Feigen. Ein Beispiel für die Alltagsfunde ist auch das Fragment eines Paradehelms, das im Limeseum gezeigt wird. In den Ohrenschutz sind die Namen dreier Besitzer dieses Helms eingestanzt. Er gehörte also nacheinander dem Augustanius, dem Relius und einem gewissen December. Den Soldaten December und seinen exemplarisch nachvollzogenen Lebenslauf hat Matthias Pausch als Leitkonzept des Limeseums entwickelt.

Eckpunkte in der Lebensgeschichte

So gewinnt man ein Bild des December nicht nur während seiner Zeit als römischer Reitersoldat, sondern folgt ihm auch bei seiner zweiten Karriere als Handwerker. Die im Limeseum gezeigten Fundstücke sind also nicht allein historische Zeugnisse, sondern werden als Eckpunkte in die Lebensgeschichte des einfachen Soldaten eingebunden.

Matthias Pausch ist in die Aus- und Fortbildung der Limes-Cicerones, also der besonders gut ausgebildeten Gästeführer zum Weltkulturerbe Limes, eingebunden und will sein Museum für alle Zielgruppen offenhalten. Er hat das barrierefreie Architekturkonzept des Limeseums mit seiner kontinuierlich ansteigenden Rampe, die sich bis zum höchsten Gebäudepunkt mit Aussichtsfenster windet, sozusagen auch inhaltlich aufgegriffen: Der Fachbesucher fühlt sich genauso mitgenommen wie die Familie mit Kindern, die eine kleine Schnupperstunde in Sachen Antike unternehmen möchte.

Das Limeseum kann gut alleine erkundet werden. Bis zum 13. September läuft zudem eine Sonderausstellung "Generationes – die Soldaten Roms" mit Informationen zur Waffen- und Ausrüstungsentwicklung in der römischen Kaiserzeit. Wer möchte, kann aber auch an einer öffentlichen Führung teilnehmen oder eine individuelle Führung buchen, muss sich dazu aber vorab anmelden. Derzeit sind die Führungen sehr zu empfehlen, denn die Gruppen bleiben klein, es gibt auch keine Scharen von Busreisenden oder Schulklassen.

So kommt man hin

Und wo liegt jetzt unser empfohlenes Ausflugsziel genau?

Vom kleinen Aussichtshügel im Römerpark aus hat man einen Überblick auf das Miniaturmodell des Kastells und auf das Wörnitztal, wo einst die römische Grenzmauer verlief.

Vom kleinen Aussichtshügel im Römerpark aus hat man einen Überblick auf das Miniaturmodell des Kastells und auf das Wörnitztal, wo einst die römische Grenzmauer verlief. © Babett Guthmann

Dazu hat sich Museumsleiter Matthias Pausch eine schöne Lagebeschreibung ausgedacht: "Wir liegen am Ende der – römischen – Welt und im Herzen Süddeutschlands." Auf der Karte kann man die drei umliegenden Ort Wittelshofen, Weiltingen und Ruffenhofen suchen. Sie haben sich zum Zweckverband Römerpark zusammengefunden und fungieren als Gastgeber.

Geöffnet ist das Limeseum Dienstag bis Freitag von 10 bis 16 Uhr, samstags, sonntags und an Feiertagen von 11 bis 17 Uhr. Führungstermine vorab telefonisch vereinbaren unter Telefon 09854/9799242. Der Römerpark Ruffenhofen ist jederzeit frei zugänglich, dort sind Hunde erlaubt, müssen aber an der Leine bleiben.

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