"Karpfen to go" kommt sehr gut an

6.4.2021, 17:18 Uhr

© Karl-Heinz Panzer

Auch für Theresia und Hermann Popp in Fetzelhofen war der Karfreitag heuer etwas anders als sonst. Aber wie immer hatte das Wirtsehepaar alle Hände voll zu tun. Ihre Spiegelkarpfen aus dem Weiher von Lorenz Möhring in Boxbrunn, gezüchtet übrigens vom Bund Naturschutz, waren begehrt wie eh und je. Nur blieb heuer aus bekannten Gründen der Gastraum geschlossen.

Perfektes Timing

Das Fastenessen gab es nur auf Bestellung zum Abholen. Die Termine waren so getaktet, dass es zu keinem Auflauf vor dem Gasthof kommen konnte. "Auch in normalen Jahren verkaufen wir am Karfreitag rund zwei Drittel über die Straße", erzählte die Wirtin. Die Popps können es ohnehin entspannt angehen, denn ihre Wirtschaft betreiben sie nur im Nebenerwerb.

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Bei den allermeisten Teichwirten schaut es ähnlich aus. Aber nicht alle sind so entspannt. Nachdem die Gastronomie coronabedingt geschlossen bleibt, hätten gerade Betriebe in Franken zu kämpfen, erläutert Martin Oberle, Leiter der Karpfenteichwirtschaft bei der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in Höchststadt. Ihr Hauptabsatzweg sei heuer versperrt.

6000 Tonnen Karpfen

Genaue Zahlen liegen der Landesanstalt nicht vor, doch die Sorge ist groß, dass im Vergleich zum vergangenen Jahr mehr Fische übrig bleiben könnten. Etwa 6000 Tonnen Karpfen erzeugen Teichwirte in den traditionellen Karpfenregionen Franken und Oberpfalz nach Schätzung der bayerischen Fischereiverwaltung jährlich.

Aufs Frühstück verzichtet

Bei Popps in Fetzelhofen standen am Karfreitag schon um 10.30 Uhr die ersten hungrigen Kunden vor der Tür. Sie kamen nur bis zum Windfang. Dort wurden der Fisch und die Salate in die mitgebrachten Gefäße verstaut. Unter den ersten, die einen gebackenen Aischgründer mit nach Haus nahmen, waren Nicole und Lea Seubert. Ob es nicht ein bisschen früh ist fürs Mittagessen? "Wir haben heute das Frühstück ausfallen lassen. Dann geht das schon", sagte Nicole Seubert, für die es 2021 der erste Karpfen war.

Aber an Karfreitag, da gehöre der "Runde auf dem Teller" einfach dazu. Nicht nur für sie. Noch vor den Seuberts waren Kunden da, die sich den Fisch geschlachtet für die eigene Zubereitung holten. Hermann Popp hatte schon am frühen Morgen mit dem Zerlegen begonnen.

Erfolgreicher Test

Heuer experimentierte er mit einer akkubetriebenen Schneidemaschine, die ihm ein technikaffiner Bastler zur Verfügung gestellt hat. Der Testlauf verlief nach Popps Urteil vielversprechend.

Karpfenfachmann Martin Oberle indes zeigt sich zuversichtlich, dass auch in Franken alle heimischen Speisekarpfen zum Ende der Karpfenzeit Ende April vermarktet sein könnten. Einzelne fränkische Vermarkter hätten ein "lebhaftes Geschäft" entwickelt, indem sie nach Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz "exportierten".

Große Wertschätzung

"Es zeigt sich auch, dass das to-go-Geschäft sehr gut angenommen wird", so Oberle. "Verbraucher zeigen eine sehr große Wertschätzung für den heimisch erzeugten Fisch in der Corona-Krise." Das taten sie auch in Fetzelhofen, wo die Hygienemaßnahmen sehr ernst genommen wurden.

Bei den Popps war nämlich im Dezember die gesamte Familie an Covid-19 erkrankt. Zehn Tage lang war das Gasthaus eine Quarantänestation. Zumindest wirtschaftlich war auch das verkraftbar, denn in dieser Zeit galt für die Gastronomie ohnehin schon der Lockdown.

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