Online-Petition gegen Pony-Karussell auf der Sommerkerwa

7.7.2015, 17:37 Uhr
Online-Petition gegen Pony-Karussell auf der Sommerkerwa

© Berny Meyer

Das Geschäft wird betrieben von Adam Störzer, einem bekannten Pferdehalter mit zehn Hektar eigenen Weiden um Kleinneuses. Dort hält Störzer 35 Pferde, die er mit selbst biologisch angebautem Futter versorgt. In seiner Reitbahn, sagt Störzer, gehen die Vierbeiner in Drei-Stunden-Schichten, eine Stunde kürzer als die von Tierschützern gutgeheißene „Arbeitszeit“. Das ist, sagt Adam Störzer, genau das Mindestmaß an Bewegung, das ein Pferd braucht, um zu verdauen. Bei weniger Bewegung gäbe es ständig Koliken.

Störzer legt Wert auf individuelle Sättel, lässt diese für jedes Pferd mit Ultraschall anmessen, um Satteldruck und Abschürfungen zu vermeiden. Die von den „Tierrechtlern“ besonders kritisierten Ausbindezügel, Riemen zwischen Sattel und Zaumzeug, sind laut Störzer notwendige Sicherungen für das Tier und seinen Reiter. Dass die Pferde mit „Ausbindern“ nicht mehr ihre Hälse strecken können, sei ein Märchen.

Im vergangenen Jahr hatte Adam Störzer noch für 30 Jahre „Western Reitbahn“ im Weihersbach eine Ehrung von der Stadt erhalten. Die Schaustellerfamilie gehört übrigens zu den „Gründungsmitgliedern“ der Sommerkerwa. Sein Vater, sagt der heute 70-Jährige, hat die Veranstaltung schon bespielt, als sie nach dem Krieg als SPD-Fest aus der Taufe gehoben wurde.

Warnung vor emotionaler Debatte

Jetzt, an der 64. Kirchweih, nennen die Unterzeichner der Online-Petition „tierrechtliche Gründe“ für ihre „generelle“ Ablehnung. Lärm, laute Musik und Menschenmassen, schreiben sie, verursachen den Ponys extremen psychischen Stress. Das „ständige, monotone Im-Kreis-Laufen“ führe bei den Pferden zu Schäden an Wirbelsäule, Gelenken und Bändern. Durch Ausbinderzügel könnten außerdem Verspannungen an Hals- und Rückenmuskulatur hervorgerufen werden, durch unpassende Sättel und Trensen außerdem Satteldruck und schmerzhafte Scheuerstellen. Generell hätten heute Tiere auf der Kirchweih als „Unterhaltungsspielzeug für den Menschen“ nichts mehr zu suchen.

Der Angesprochene, Bürgermeister German Hacker, warnt vor einer allzu emotionalen Debatte. Er vermisse in der Diskussion die Tatsache, dass gerade die Störzerschen Pferde nachgewiesenermaßen sehr gut gepflegt seien. Die Eigentümer, das sei geprüft worden, kümmerten sich hervorragend um ihre Tiere.

Gleichwohl, so Hacker, habe man im Rathaus die Stimmen gehört, werde sie bewerten: Eine Stadt habe formale Kriterien zu berücksichtigen bei einer Zulassung. Und die seien sehr gut erfüllt.

Später Dienst wegen Hitze

Auf Anfrage hat das Landratsamt die einschlägigen Bestimmungen genannt. Sie sind zusammengefasst unter anderem in einem Merkblatt der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz. Ponys dürfen demnach nur jeweils eine halbe Stunde lang in eine Richtung im Kreis herum laufen, müssen nach vier Stunden abgesattelt und ohne Trense in einer abgetrennten Koppel stehen, fressen und saufen dürfen. Auch dürfen sie nicht während einer Kirchweih angebunden im Transportwagen gehalten werden, sondern müssen sich bewegen bzw. auch niederlegen können. Die Tierärzte empfehlen außerdem, einer Reitbahn mindestens zehn Meter Durchmesser zu geben, und fordern „anständige“ Ausrüstung, also Sattel und Zaum eigens für jedes Tier. Das Laufen im Schritt auf dünnem Sägemehl sei dagegen kein Problem, und inwieweit der Festlärm die Tiere stresst, darüber gebe es keine Erkenntnisse.

Adam Störzers Ponys treten derzeit der Hitze wegen den Dienst erst um 17 Uhr an. Ihre Pausen verbringen sie auf einer Wiese jenseits des ASV-Geländes, also weitab vom Rummel. Auch auf Stressschutz legt Störzer Wert. Er bespiele mit seinen Ponys nur Veranstaltungen im Umkreis von 100 Kilometern. So weit sei der Transport den Tieren noch zumutbar.

Von den Protesten gegen seine Reitbahn sei er auch menschlich enttäuscht. Er, früher Vorsitzender des Herzogenauracher Tierschutzvereins, sei ein überzeugter Tierschützer. Aber man müsse doch den Bezug Mensch-Tier zulassen. Wenn man es absolut sehe, dann, so Störzer, „wird bei uns auch kein Hund und keine Katze artgerecht gehalten“.

Die 800fach unterschriebenen Ablehnungsgründe sind in den Augen des Pferdehalters aus dem Netz abgeschrieben. Und ohne Bezug „so weit weg von jeder Realität“.

Zuletzt hatte es auch Proteste gegen das Ponyreiten auf der Fürther Kärwa gegeben. Nach dem Druck von Tierschützern hatte es heuer auf dem Erlanger Berg gar kein Ponyreiten gegeben.

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