Stadt und Landkreis für Distanzunterricht gerüstet

9.1.2021, 06:56 Uhr
Stadt und Landkreis für Distanzunterricht gerüstet

© Foto: imago images/Jochen Tack

Wie seine Kolleginnen und Kollegen in den Schulen der Region bereitet sich Schell derzeit wieder auf eine Unterrichtsphase vor, in der Schülerinnen und Schüler aus Gründen des Infektionsschutzes daheim unterrichtet werden: Lehreinrichtungen sollen nicht zu potenziellen Corona-Hotspots mutieren.

Reibungsloserer Einstieg

Fragt man in Erlangen und im Kreis Erlangen-Höchstadt nach, dann fällt auf, dass der Einstieg in das erneute Lernen und Lehren "auf Abstand" deutlich reibungsloser zu klappen scheint als beim ersten Corona-Lockdown im März 2020. Man hat die damals gemachten Erfahrungen in tragfähige Konzepte übersetzt, hat sich Gedanken über Schwachpunkte gemacht und erfolgreich nach Lösungen gesucht. Kaum eine Schule, egal in welchem Ausbildungszweig, setzt ausschließlich auf das "Mebis"-Internetportal des bayerischen Kultusministeriums. Die Lernplattform hat sich als deutlich störanfälliger und instabiler erwiesen als es für einen reibungslosen Unterricht erforderlich ist.

Niedrigschwellige Plattform

So beschreibt etwa Oberstudienrätin Annette Grasnick, stellvertretende Chefin des Erlanger Emmy-Noether-Gymnasiums, ein "Vier-Säulen-Modell", mit dem das Gymnasium ab Montag arbeiten will. Grundlage ist das bewusst niedrigschwellige und zudem kostenlose Plattformtool "Padlet". Eine "digitale Pinnwand", über die Schülerinnen und Schüler ihre Arbeitsaufträge und wichtige Informationen bekommen. Übrigens eine Software, die vom Kultusministerium in München vorgeschlagen wurde. Es gibt Strukturpläne, die als Grundlagen für einen Schultag dienen. Videokonferenzen laufen am "Emmy" über die Open-Source-Software "BigBlueButton".

Keine Überlastungsgefahr für Mebis

Dritte Säule ist besagtes "Mebis", das als ein Baustein beziehungsweise Werkzeug unter mehreren betrachtet wird und so am Emmy-Noether-Gymnasium nicht in akuter Überlastungsgefahr schwebt. Annette Grasnick betont, dass es dennoch die persönliche Ansprache braucht, zumal "niemand sechs Stunden am Stück in einen Computerschirm starren" könne. Auch an der Realschule Herzogenaurach gibt Schulleiter Ulrich Langer eine klare Struktur vor, die sich am normalen Schulalltag orientiert.

"Weckruf" am PC

Das bedeutet, dass die Schüler sich zu einer definierten Uhrzeit zum "Weckruf" vor ihren digitalen Endgeräten daheim einfinden. An der Realschule habe sich die Software "Microsoft Teams" als "Eingangstür" bewährt, berichtet Ulrich Langer.

Andere Schulen sind von dem Microsoft-Produkt weniger begeistert, zumal es Geld kostet (wofür derzeit das Kultusministerium aufkommt) und die Lizenzen dafür regelmäßig verlängert werden müssen, was bei Freeware-Produkten erfahrungsgemäß wegfällt. Einig ist man sich an den Schulen, einen Mix aus individuellen Arbeitsphasen und gemeinschaftlicher Auseinandersetzung mit dem Lehrstoff zu pflegen. Das funktioniert auch an Herzogenaurachs Mittelschule, bei der laut Schulleiter Helmut Nicklas selbst praxisorientierte Unterrichtseinheiten wie Kochkurse gut funktionieren.

Mittelschule mit eigener Cloud

Neidisch dürften manche Schulen auf die technische Ausstattung der Mittelschule sein, die nach Nicklas’ Worten unter anderem über eine eigene Cloud und ein sicheres Intranet verfügt. Ulrich Langer hat an jene Realschüler, die nicht über entsprechende Hardware verfügen, stationäre Computer, aber auch iPads als Leihgeräte ausgegeben. Was er und seine Mitstreiter nicht verhindern können, sind Familien-interne Interessenskonflikte: Wenn Eltern und Kinder gleichzeitig den heimischen Internetanschluss nutzen müssen, weil beide Gruppen von zu Hause arbeiten (müssen), dann geht auch eine schnelle DSL-Verbindung erfahrungsgemäß in die Knie. Norbert Schell, der auch mittelfränkischer Bezirksvorsitzender der "BayDV", der "Vereinigung der Direktorinnen und Direktoren der bayerischen Gymnasien", ist, sieht die Schulen für den Distanzunterricht gut vorbereitet. Lehrer, Schüler und Eltern seien darüber informiert, was auf sie zukommt, die Stimmung sei den Umständen entsprechend gut.

Bewährtes Programm

Die Höchstadter Ritter-von-Spix-Mittelschule hat den Mehrzweckraum zum "Spix-Studio" für Videoübertragungen umgestaltet, wie Schulleiter Michael Ulbrich augenzwinkernd erzählt. Bei der Software schwören die Höchstadter auf das Schul-Management-Portal "Edupage", das sich seit Jahren bewährt habe, flankiert von MS Teams.

Bei aller Vorbereitung "fährt man auf Sicht", zumal sich nicht vorhersagen lässt, wie sich die Infektionszahlen entwickeln werden. Für einen Fehler halten Schell und Leykamm den Plan, die Faschingsferien zu "kassieren": Nach mehreren Wochen Unterricht am Stück brauche es eine Pause.

Keine Kommentare