Stadtmuseum Herzogenaurach im Lockdown: "Zwischen Muff und Moderne" digital aufbereitet

13.12.2020, 12:38 Uhr
Stadtmuseum Herzogenaurach im Lockdown:

© Repro: Stadtarchiv

Das mächtige Weberschiffchen deutet schon auf die "Elefantenhalle" hin: Dort standen riesige Webstühle des Teppichwerks von Schaeffler – ein Foto, das zurzeit in der Museumsvitrine wartet. Auf Besucher, die nicht kommen können. Im verschärften Lockdown ist an Publikumsverkehr in Museen nicht zu denken. Dies betrifft auch das Stadtmuseum.

Mit der Schau "Zwischen Muff und Moderne – Herzogenaurach in den 50er Jahren" hatten die Ausstellungsmacher von Stadtmuseum und Stadtarchiv, Irene Lederer und Christian Hoyer, zu Jahresbeginn erneut ein lokal spannendes Thema gefunden:

Digitale Vorschau für das Internet

Herzogenaurach nach dem Zweiten Weltkrieg, prosperierende Industrie, Bautätigkeit, Schulgründungen und soziales Leben in den Aufbaujahren, alles dokumentiert und hinterlegt im Stadtarchiv. Um Besucher dennoch für die Zeitreise zwischen Wohnungsnot und Wirtschaftswunder zu interessieren, wurde nun eine digitale Vorschau ins Internet gestellt:

Stadtmuseum Herzogenaurach im Lockdown:

© Foto: Edith Kern-Miereisz

Ein Radiogeschäft am Kirchenplatz, Bautätigkeit am INA-Ring, ein 1956 erbautes Neun-Familienhaus an der Nutzungstraße, Schulhausbau Carl-Platz-Schule, die Housing Area der Amerikaner, das Freibad, die Tankstelle Peetz an der Erlanger Straße – aufschlussreiche Eindrücke aus dem "Städtla" zeigen die rasanten Veränderungen binnen eines halben Jahrhunderts.

In den 50er Jahren seien die Weichen für das erfolgreiche Herzogenaurach der Gegenwart gestellt worden, ist Irene Lederer überzeugt. Nicht nur die Firmengeschichte sei entscheidend gewesen, auch die Erstellung der Infrastruktur von Kanalisation bis Schulen.

Zwei Ausstellungen mussten verschoben werden

"Damit dies digital sehenswert und interessant ist, muss ein enormer Aufwand geleistet werden", hat sie erfahren. Zur Recherche kommt die Umsetzung fürs Internet, zusammen mit der IT-Abteilung im Rathaus. Und trotzdem könne ein digitaler Museumsrundgang, wie sie ihn auch das MoMa in New York oder das British Museum in London bieten, einen wirklichen Museumsbesuch nicht ersetzen. "Diese Erkenntnis ist der einzig positive Nebeneffekt der Krise", sagt Irene Lederer: "Man erkennt, was man vermisst, etwa auch bei den Restaurants."

Verschoben wurden dieses Jahr die Ausstellungen über Zwangsarbeit, verschoben die Schau zur DDR-Geschichte. Immerhin sei der Draht zu den Schulen, Realschule Herzogenaurach und Gymnasium Herzogenaurach erhalten geblieben, bemerkt Christian Hoyer, der die Museumspädagogik mit Museumskoffer unter seinen Fittichen hat.

Im historischen Kontext, so denkt Irene Lederer bezüglich der Corona-Pandemie, "wird sich dies relativieren". Unsere Welt sei nicht mehr an Seuchenereignisse wie die Pest, die Spanische Grippe, Pocken oder Typhus gewöhnt. "Doch irgendwann geht es weiter."

INFO

Fotos als Quelle spielen eine wichtige Rolle. Das Stadtarchiv sucht deshalb für seine Sammlungen laufend ortsbezogene Fotografien aus früheren Zeiten. Auch weitere alte, nicht mehr benötigte Unterlagen sind willkommen und werden für die Nachwelt gesichert. Wer über Fotos, Tagebücher oder Dokumente verfügt, die sachgerecht aufgehoben und erschlossen werden wollen, kann sich mit dem Stadtarchiv in Verbindung setzen unter Tel. (0 91 32) 90 11 16 oder per E-Mail an archiv@herzogenaurach.de – Zur Online-Ausstellung "Zwischen Muff und Moderne": https://www.herzogenaurach.de/leben/online-ausstellung

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