Weisendorfer Kirche: "Bodenschätze" für den Klingelbeutel

21.1.2021, 10:46 Uhr
Weisendorfer Kirche:

© Foto: Matthias Kronau

Dort sind bei den Sanierungsarbeiten wahre "Schätze" gehoben worden: Münzen aus verschiedenen Jahrhunderten, die möglicherweise einst für den Klingelbeutel gedacht waren.

Das glaubt jedenfalls Pfarrer Wilfried Lechner-Schmidt: "Vermutlich haben diese verlorenen Münzen sich in einem Schlitz des Holzbodens verschlupft, und weg waren sie, bis wir sie wiedergefunden haben."

Münzen nach München

Die Funde haben vermutlich keinen allzu hohen Wert, doch historisch interessant sind sie doch: Ein Bamberger Silberpfennig von 1717 kam zum Vorschein, ein Ansbacher Kreuzer und Pfennigmünzen aus dem Deutschen Reich.

Die rund 15 bis 20 Münzen liegen derzeit bei der Archäologin Saskia Gresse von ACS Cichy & Seiler, Nürnberg, die mit den archäologischen Untersuchungen im Rahmen der Kirchensanierung betraut ist. Die Münzen werden, zusammen mit allen weiteren Materialien und Berichten, nach München zum Landesamt für Denkmalpflege geschickt.

Fast überall im Kirchenraum

Die Münzfunde sind sogenannte "Lesefunde", sie lagen im Kirchenschiff an verschiedenen Stellen. Nur nicht in den Chorräumen. Das lag, so vermutet Lechner-Schmidt, daran, "dass dort der Untergrund bei der Renovierung von 1884 aufgefüllt wurde mit Schutt und Sand und dann mit einem Bodenbelag versehen wurde".

Im Kirchenschiff dagegen sei noch der alte Sandsteinbelag vorhanden gewesen, der vor 1884 verlegt worden ist. Zudem "gab es im Kirchenschiff wohl immer schon die von Sandstein ausgesparten Bereiche, auf denen mit einer Holzunterkonstruktion die Bänke standen. Mit der schon beschriebenen Folge: Ab und an rollte eine Münze in den Spalt.

Was den Weisendorfer Pfarrer erstaunt, sind die Abmessungen der Münzen. "Sie sind oft nicht größer als der Fingernagel des kleinen Fingers oder des Ringfingers." Umso leichter entglitt wohl ab und an eine Münze aus der Hand.

Historisch interessant

Die Münzen zeigen, schon bei der ersten Durchsicht, die Zersplitterung der damaligen Herrschaftsgebiete. "Weisendorf gehörte ja bis 1802/03 zum Einflussgebiet der Bamberger Fürstbischöfe – aber die Nachbarorte Kairlindach oder Dachsbach waren ansbachisch", erklärt Lechner-Schmidt. Gehandelt worden sei über all diese Grenzen hinweg, "und so mussten die Menschen mit ganz unterschiedlichen Münzen leben".

Knöpfe als Gabe?

Die Pfarrer der vergangenen Zeiten mussten freilich nicht nur mit unterschiedlichen Münzen leben. In der Kirche fanden sich nämlich noch weitere Fundstücke, so etwa Stücke eines Metall- und eines Holzknopfes sowie ein Nürnberger Rechenpfennig, der ein bloßes Hilfsmittel beim Zusammenrechnen auf sogenannten "Rechenbrettern" war.

Pfarrer Lechner-Schmidt überlegt: "Falls jemand diesen Rechenpfennig in die Kollekte werfen wollte, war das eine billige Lösung."

 

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