York Hovest: Je mehr "Helden der Meere", desto besser

14.10.2019, 16:55 Uhr
York Hovest: Je mehr

© Foto: Nadine Fürst

In seinem gleichnamigen Buch finden sich wunderschöne Fotos von unberührten Meereswelten und sehnsuchtsvollen Paradiesen. Doch diese muss der Münchner immer öfter suchen. (Ein Interview mit York Hovest gibt es hier)

Müll und Elend

Vor die Linse schwimmen ihm regelmäßig Müll und das Elend der Meeresbewohner: Mülldünen am Strand von Port-au-Prince auf Haiti, kleine blaue Fische über einem grauen Korallenfriedhof, statt filigraner Quallen schweben durchsichtige Plastikabfälle unter der Meeresoberfläche, wie in einer Einkaufstasche hängt eine Schildkröte in den Resten eines Fangnetzes, tote Wale werden von illegalen Fischtrawlern als unerwünschter Beifang zurück ins Meer geworfen.

Hovest sammelt mit seiner Kamera nicht nur schöne und erschreckende Eindrücke an und in den Ozeanen, Hovest sammelt seit 2017 auch Helden; Helden, die im Kleinen Großes leisten und die zu Vordenkern rund um das Thema Meeresverschmutzung, Artensterben und Überfischung geworden sind. Er spürt sie und ihre Projekte auf.

Das sind zum einen die Aktivisten der Organisation "Sea Shepherd": Mit der Crew und der Militärpolizei aus Gabun reist Hovest auf den Atlantik. Sie machen Jagd auf illegale Fischtrawler. Diese ziehen mit dem Netz rund 200 Tonnen Fisch aus dem Meer inklusive Beifang. Der wird – zerdrückt vom Fang – kurzerhand zurück ins Meer geworfen. Eines der Schiffe wird geentert, der Kapitän verhaftet, das Schiff in den Hafen geschleppt und dort stillgelegt.

York Hovest hat auf seiner Reise noch mehr Helden gefunden: Meeresbiologen, die mit ihren Forschungen einen wertvollen Beitrag leisten und durch ihr Know-how weiteres Artensterben verhindern können, und die dokumentarische Arbeit der Kameramänner.

Andrew Hewett ist der Korallenretter mit der Zahnbürste. Mit ihr bewaffnet tritt der Taucher dem Artensterben der Korallenriffe entgegen. Vor Koh Phi Phi hält Hewett nach geeigneten Stellen für eine Korallenzucht Ausschau. Weil das Meer durch den Klimawandel wärmer geworden ist, breiten sich Algen über den Riffs aus, sodass diese ersticken und absterben. Hewett wirkt dem mit seiner Zahnbürste entgegen. Mittlerweile strömen ihm mehr und mehr Helfer zu, die ihn in seiner Mammutaufgabe unterstützen.

Große Datenbank geplant

Auf Haiti schließlich findet York Hovest seinen – wie er sagt – vielleicht größten Helden im Kampf gegen die Müllverschmutzung im Meer: David Katz von der "Plasticbank". Die Belastung durch Plastikmüll ist dort derart groß, dass die Menschen im Müll leben müssen. Katz bietet eine ebenso simple wie geniale Lösung an: Plastik ist etwas wert! Wer es sammelt, kann es gegen Geld, Nahrung oder Elektrizität eintauschen. Das hebt wiederum den Lebensstandard und der Müllberg wird kleiner. Das gesammelte Plastik wird sortiert und recycelt.

Was tun mit einer Sammlung von Helden? York Hovest plant eine eigene Datenbank, auf denen Hotspots an Umweltverschmutzungen und Artensterben angezeigt und das Entgegenwirken der Helden dokumentiert werden. Er will sie allesamt vernetzen: Einzelpersonen sowie große Hilfsorganisationen. Im kommenden Jahr soll die Datenbank an den Start gehen.

InfoInfos zum Projekt unter www.yorkhovest.com und www.heroesofthesea.com

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