Runder Tisch zur Situation an der Schwarzach

Biber in Freystadt und Hilpoltstein: Bauern klagen über überschwemmte Wiesen

1.10.2021, 06:00 Uhr
Nett schaut er aus, aber das Zusammenleben mit dem Biber kann schwierig werden. An der Schwarzach sucht man Lösungen. 

© imago/Reiner Bernhardt Nett schaut er aus, aber das Zusammenleben mit dem Biber kann schwierig werden. An der Schwarzach sucht man Lösungen. 

Die Biber an der Schwarzach bereiten Bauern in den Gemeinden Hilpoltstein und Freystadt Probleme. Das von den Dämmen aufgestaute Wasser überschwemmt dauerhaft etwa 50 Hektar Wiesen, die Albert Gilch und Robert Eberler deshalb nicht mehr ordnungsgemäß bewirtschaften können. Bei einer Besichtigung im August hatte der Landtagsabgeordnete Volker Bauer einen Runden Tisch angeregt, um Lösungen zu diskutieren.

Nun sind im Hilpoltsteiner Ortsteil Häusern tatsächlich Vertreter aller beteiligter Behörden mit den Landwirten und dem Hilpoltsteiner Stadtratsmitglied Margarethe Heinloth zusammengekommen. Dabei sind erste Schritte für eine Verbesserung der Situation abgesprochen worden.

Als Fauna-Flora-Habitat geschützt

Das Wasserwirtschaftsamt Nürnberg signalisierte die Bereitschaft, das zunehmende Schilf in der Schwarzach auszubaggern. Die Unteren Naturschutzbehörden an den Landratsämtern Neumarkt und Roth konnten sich vorstellen, gewisse Dämme zu zerstören.

Biber in Freystadt und Hilpoltstein: Bauern klagen über überschwemmte Wiesen

© Robert Schmitt

Dafür bedarf es indes einer Genehmigung. Denn die Schwarzach fließt zwischen Hilpoltstein und Freystadt im durch EU-Regelungen besonders geschützten "Fauna-Flora-Habitat"-Gebiet (FFH).

Das Problem liegt nach Überzeugung der beiden Landwirte in der Kombination aus stauenden Biberdämmen sowie generell schleichend versandender und mäandernder Schwarzach.

"Drainagen müssen laufen"

Gilch und Eberler geht es jedoch nicht darum, die Lösung zwischen Wasserwirtschaft und Naturschutz hin und her zu schieben. Sie fordern pragmatisches Vorgehen.

„Wenn unsere Drainagen laufen und die landwirtschaftlichen Flächen befahrbar sind, sind wir vollkommen zufrieden“, so Eberler unter Zustimmung des Freystädter Bürgermeisters Alexander Dorr (CSU) und der Vertreter des Amts für Landwirtschaft, Ernst Birnmeyer und Erwin Schnitzlein.

Flächen zu nass zum Baggern

„Wir hatten schon zweimal die Bagger bestellt, um Schilf zu entfernen“, berichtete Johannes Meyer vom Wasserwirtschaftsamt Nürnberg. Jedes Mal sei dies jedoch an zu nassen Flächen gescheitert. Dem Vorschlag, das Bett der Schwarzach abzusenken, widersprach der Wasserexperte jedoch. "Ein dauerhaft wirksames Eintiefen der Schwarzach gestaltet sich schwierig", war er überzeugt. Angeschwemmte Sedimente würden es innerhalb kürzester Zeit wieder auffüllen, so Meyer.

Historisch sind in Häusern immer mit dem Spaten Flussdienste geleistet worden. Die Elterngeneration der Hilpoltsteiner Landwirte schaufelte noch jährlich eigenhändig die Schwarzach aus. Mitte der 1990er Jahre wurde das Flüsschen an der Grenze zwischen den Kreisen Roth und Neumarkt renaturiert und FFH-Gebiet.

Nach der Schneeschmelze oder bei Starkregen

Die angrenzenden Felder sollten nicht betroffen sein. Dennoch staut sich heute nicht nur nach Schneeschmelze oder Starkregen unweit des Hilpoltsteiner Ortsteils Häusern über Wochen und Monate das Wasser.

„Dass nach der Renaturierung nahezu nur Schilf sprießt, haben wir so nicht erwartet“, gestand Sachgebietsleiter Thomas Plagemann vom am östlichen Schwarzachufer zuständigen Wasserwirtschaftsamt Regensburg ein.

Schwarzach fließt langsamer

In Kombination mit gefällten Bäumen und hoher Biberbesiedlung ist die Fließgeschwindigkeit stark vermindert. Die Schwarzach fließt nicht mehr ab. Der Pegel habe sich, so Schäfer Eberler, in den letzten 20 Jahren um einen halben Meter erhöht. Dadurch sind auch die Entwässerungsgräben in ihrer Funktion gehemmt.

Auch über die Zahl der tatsächlich existierenden Biberdämme entspann sich eine rege Diskussion, die eine erhebliche Diskrepanz zwischen den Vertretern der Unteren Naturschutzbehörde Neumarkt und den Häuserner Landwirten offenbarte. Während die Amtsvertreter im geschützten FFH-Gebiet keinen einzigen Damm entdecken konnten, haben Eberler und Gilch „mindestens fünf Dämme“ lokalisiert.

Klaus Schmidt von der Unteren Naturschutzbehörde Roth räumte eine „flächendeckenden Besiedlung der Schwarzach“ durch Biber ein. Entnahmen der streng geschützten Tiere hält er aber nicht für zielführend. "Die Bestände ließen sich aufgrund nachrückender Jungtiere nicht dauerhaft reduzieren", gab Schmidt zu Bedenken.

Entnahme von Dämmen wird geprüft

CSU-Umweltpolitiker Volker Bauer bat die Vertreter der Wasserwirtschaft, den Schilfschnitt zeitnah umzusetzen. Seitens der Unteren Naturschutzbehörden wurde die Bereitschaft signalisiert, gemeinsam mit den Landwirten Biberbauten zu sichten, um die Entnahme von Dämmen zu prüfen.

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