Hohlweg: Ausbau-Pläne sorgen für Zoff und Protest

5.3.2021, 08:41 Uhr
Hohlweg: Ausbau-Pläne sorgen für Zoff und Protest

© Foto: Wolfgang Fellner

Wer den Hohlweg sucht, geht aus Winnberg hinaus Richtung Leutenbach. Da ist sogar eine Wanderroute ausgeschildert. Vor der ersten Windkraftanlage lagern zahlreiche Baumstämme auf freier Fläche, hinter ihnen geht es erst langsam, dann ziemlich steil den Berghang hinunter. Es ist ein urwüchsiger Flecken Natur am Winnberg: Der alte Hohlweg, der über die Flanke des Geißberg gut 100 Höhenmeter hinunterführt zur Bahntrasse Nürnberg – Regensburg. 


Bunter Protest im alten Hohlweg


Der Boden ist aufgeweicht, im Matsch rutscht man leicht aus. Hier fahren Waldbauern mit ihren Traktoren in die Hänge, um von dort das geschlagene Holz herauszuziehen. Dementsprechend sieht der Hohlweg derzeit aus, der sich mit jedem Regenguss etwas tiefer in die Flanke des Berges gräbt.

Zugleich ist er aber auch sehr schön: Da wachsen Buchen aus den Wänden des Hohlweges, schwingen sich in die Höhe, der Sandstein schimmert im Licht der tiefstehenden Sonne. Kein Wunder, dass Naturfreunde diesen Flecken Erde für sich entdeckt haben und hier gerne durch den Wald wandern.

Was man aber auch wissen muss: Es ist ein Wirtschaftsweg, wenn auch ein sehr alter, der der Gemeinde Sengenthal gehört.

Nach gut einigen hundert Metern geht der Weg nach links weiter, hinein in die Flanke des Geißbergs. Wanderweg und Wirtschaftsweg schwenken scharf rechts ab in die Tiefe der hier steil anstehenden Wand. Im unteren Bereich des Hohlweges ist schon lange keiner mehr vorbei gekommen. Bäume liegen quer, nicht jeder sieht so aus, als sollte man langsam darunter durchsteigen. Der Weg ist fast nicht eingegraben, alles liegt voller Laub, angeschwemmtem Sand und abgebrochenen Ästen und Stämmen.

Auch hier finden sich an den Bäumen rote Markierungen, links und rechts des Weges, wie weiter oben auch. Damit haben Mitarbeiter des Neumarkter Forstamtes Bäume markiert, die gefällt werden müssen, sollte der Weg für moderne Forstmaschinen fit gemacht werden.

Stellenweise Wände abbrechen

Dazu gehört auch, dass weiter oben, im besonders romantischen Teil des Hohlweges, dessen Sohle angehoben und stellenweise auch die Wände abgebrochen werden müssten. "Das würden wir natürlich nicht auf beiden Seiten machen, sondern nur auf einer", sagt Harald Gebhardt, Behördenleiter und Bereichsleiter Forsten des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Neumarkt.

Er ist in den vergangenen zwei Wochen fast etwas überrollt worden von den Ereignissen. Dass das Wiederherstellen eines Wirtschaftsweges solche Wellen werfen würde, lässt ihn jetzt noch staunen. Vor allem, sagt er, weil die, die sich jetzt so ins Zeug legen gegen den Plan, vorher ausführlich informiert worden seien im Amt. Gebhardt: "Das ist ein sensibles Gebiet, das muss alles abgewogen werden, das ist doch klar." Klar ist aber auch, dass der Weg nicht unter Schutz steht, auch kein Bodendenkmal ist. Im Sengenthaler Gemeinderat kochte die Stimmung am Dienstag ebenfalls hoch.



Vor allem: Es stehe noch gar nicht fest, ob der Weg tatsächlich wieder hergestellt werde. Aus Sicht der Forstfachleute, das klingt klar durch, sollte er es. Hintergrund: Der Klimawandel. Der mache eben nicht nur dem Reichswald um Nürnberg zu schaffen, sondern auch den Wäldern rund um Neumarkt. Bisher sei man am Winnberg mit einem hohen Fichtenbestand noch einigermaßen gut hingekommen, sagt Gebhardt, aber wenn sich der Borkenkäfer massiv ausbreite, müsse man das Holz herausschaffen können. Und das gehe derzeit nur schwer.

"Wenn wir warten, bis etwas passiert, ist es zu spät", warnt der Behördenleiter. Das Problem am Winnberg sei das hohe Gefälle. Gefällte Bäume könne man im Moment nur einzeln nach oben ziehen. Die Idee mancher Naturfreunde, hier mit Holzrückepferden zu arbeiten, findet er absurd. Dafür sei das Gelände zu steil, die Strecke zu lang: "Da verstoßen sie gegen das Tierschutzgesetz."

Schnellere Holz-Arbeiten

Plan ist, künftig über den auf 3,50 Meter ausgebauten Wirtschaftsweg samt Bankett und Graben in den Wald zu kommen. Dann könnte man die Baumstämme mit Holz-Fuhrwerken heraus transportieren. Das würde die Arbeit erleichtern und schnelles Agieren möglich machen.

Bevor es so weit ist, müssen aber auch die Waldbesitzer zustimmen. Deswegen seien auch die Bäume links und rechts des Weges markiert worden. Damit jeder sehe, wie er betroffen sei. Nicht, dass mit dem Bau begonnen werde und plötzlich stelle einer fest, dass ein Baum doch nicht gefällt werden darf.

Der neue Wirtschaftsweg soll 50 Meter vor dem Bahndamm enden. Da gibt es zwar eine Unterführung, aber die sei zu niedrig, als dass man passieren könne. Deswegen soll es im Wald eine Art Wendehammer geben, an dem die Langholz-Fahrzeuge drehen und wieder den Berg hinauf fahren können.

Eine Alternative zum Ausbau des Hohlweges sei, einen komplett neuen Wirtschaftsweg anzulegen. Hier gibt Gebhardt aber zu bedenken: "Da muss viel mehr gefällt werden." Und das Gerücht, dass der Weg mit Bauschutt verfüllt und die Felsen gesprengt werden, weist er als solches zurück.

Die Moderatorin des BR-Magazins Unkraut hat diese Botschaft nicht ereilt: Sie wanderte am Montag Abend durch den Hohlweg und verkündete, dass dieser mit 10 000 Kubikmetern Bauschutt verfüllt werden soll, Felsen in dem 600 Jahre alten Hohlweg sollten gesprengt werden.

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