Umfrage bei Hotelier, Friseurin und Kinomanager

Landkreis Neumarkt: 3G-Regel ist vielen lästig

31.8.2021, 15:00 Uhr
Landkreis Neumarkt: 3G-Regel ist vielen lästig

© Bernd Weissbrod/picture alliance/dpa

Seit Samstag gilt auch im Landkreis Neumarkt die sogenannte "3G-Regel". 3G - das steht für getestet, genesen oder geimpft und ist nun die Eintrittskarte für viele Aktivitäten in Innenräumen. Das kommt bei den Betreibern und Kunden von Hotel- und Friseurbetrieben, Kinos und Fitnessstudios nicht immer gut an, wie eine kleine Umfrage der Neumarkter Nachrichten zeigt.

Bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von 35 oder mehr gilt seit Montag, 23. August, in ganz Bayern: 3G ist Voraussetzung für die Teilnahme an Veranstaltungen in geschlossenen Räumen, den Zugang zur Innengastronomie, die Inanspruchnahme körpernaher Dienstleistungen, den Zugang zu bestimmten Freizeiteinrichtungen, die Sportausübung in geschlossenen Räumen und die Beherbergungen. Die Schnell-Testungen dürfen dabei vor höchstens 24 Stunden durchgeführt worden sein, im Falle eines PCR-Tests vor höchstens 48 Stunden. Kinder unter sechs Jahren und Schüler sind von der Test-Nachweispflicht ausgenommen.

Weiterer Mehraufwand

Arwed Arndt, Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands Bayern (Dehoga) und Inhaber von Maiers Hotel in Parsberg, hält es grundsätzlich für vernünftig, das bei seinen Gästen zu kontrollieren. "Es bedeutet für uns neben den Hygieneauflagen aber weiteren Mehraufwand, das schlägt natürlich auch bei den Kosten zu Buche", sagt Arndt.

Bauchschmerzen bereiten ihm allerdings einige wenige "schwarze Schafe", die es mit den Kontrollen offenbar nicht so genau nehmen. "Wir müssen als Branche zusammenhalten und alles tun, um einen weiteren Lockdown zu vermeiden", appelliert Arndt an seine Kollegen.

Wahl zwischen Pest und Cholera

Die Einführung von "2G" - also den Zugang nur noch für Geimpfte und Genesene, wie es die Hansestadt Hamburg den Betrieben nun freistellt - klingt für ihn zwar verlockend, weil die Betriebe dann ihre Kapazitäten wieder voll ausschöpfen könnten, "aber wir können doch gute Stammgäste nicht einfach aussperren". Insofern säßen die Hoteliers und Gastronomen dann in der Zwickmühle: "Dann kannst du dich zwischen Pest und Cholera entscheiden."

Ein Schild an einem Café weist auf die 3G-Regel hin.

Ein Schild an einem Café weist auf die 3G-Regel hin. © Federico Gambarini

Der Umgang mit der 3G-Regel sei schwierig, sagt Elisabeth Würz, Obermeisterin der hiesigen Friseur-Innung. Die nötigen Corona-Tests würden Kunden abschrecken, vor allem Männer seien nicht so einsichtig, hat Würz beobachtet. Dabei bietet sie in ihrem Neumarkter Laden sogar Schnelltests an. Und viele ihrer Kunden seien ohnehin geimpft.

"Da hängen Existenzen dran"

Für Impfverweigerer hat die Friseurmeisterin kein Verständnis: "Wir sitzen doch alle in einem Boot, es geht da ja nicht nur um einen selbst, da hängen schließlich Existenzen dran, das ist uns Betrieben gegenüber unfair." Mit Spannung wartet sie auf die neuen, inzidenzunabhängigen Regeln, die Ministerpräsident Markus Söder für diese Woche angekündigt hat. "Es ist alles besser, als wieder schließen zu müssen", sagt Würz.

Seit die 3G-Regel für den Landkreis Neumarkt letzte Woche Donnerstag bekannt gegeben wurde, sind bei Monika Distler, Geschäftsführerin des Lifestyle-Fitnessclubs Zeitlos in der Nürnberger Straße, schon wieder einige Kündigungen eingetrudelt. Der Betrieb sei durch die vergangenen Lockdowns ohnehin sehr geschwächt, als sehr viele Kündigungen kamen. "Etwa 60 Prozent unserer Kunden finden die 3G-Regel nicht gut, 40 Prozent gut", sagt Distler. So mancher Kunde würde mosern und fragen, ob er den Impfnachweis jetzt bei jedem Besuch vorzeigen müsse. "Das ist schon lästig."

Hinweis auf Impfdurchbrüche

Zumal sich die Kunden ohne Impfung nun quasi outen müssen. Da werde so mancher schnell in die Ecke des notorischen Impfverweigerers gestellt. "Ich musste da kürzlich in einem Rehakurs ein Statement abgeben, dass man doch vor der persönlichen Entscheidung jedes einzelnen, sich impfen zu lassen oder nicht, Respekt haben müsse", berichtet Distler. Sie weist auf die seltenen Fälle von Impfdurchbrüchen hin: "Geimpfte fühlen sich jetzt vogelfrei, dabei können sie immer noch Ungeimpfte anstecken."

Im Cineplex stoße das Personal größtenteils auf Verständnis, wenn sie nach Impf- oder Testnachweisen fragen, so Theaterleiter Christoph Gumpert. "Wir können halt keine Ausnahmen machen. Am Wochenende hat sich aber nur ein Kinobesucher aufgeregt." Geholfen habe wohl der deutliche Hinweis auf die Nachweispflicht schon bei der Buchung. Trotzdem habe es viele telefonische Anfragen wegen der Nachweispflicht für Schüler gegeben. "Das handhaben wir pragmatisch, indem wir davon ausgehen, dass alle Jugendlichen bis 15 Jahren Schüler sind."

Am Sonntag weniger los

Auffällig sei allerdings gewesen, so Gumpert, dass am Sonntagabend im Cineplex deutlich weniger los war als eine Woche vorher. "Es gibt halt in Neumarkt nach Samstag 18 Uhr keine Möglichkeit mehr, einen Schnelltest zu machen", erklärt sich dies der Theaterleiter. Aber kein Kunde, der schon gebucht hatte und dann doch nicht ins Kino konnte, sei auf seinen Kosten sitzen geblieben. Gumpert: "Wir haben die Karten selbstverständlich zurückgenommen."​​​​​​

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