Reitclubs im Kreis Neumarkt stemmen sich gegen Corona
27.4.2020, 14:27 Uhr
Dem tierischen Begleiter hier und da mal ein wenig Auslauf zu geben wie einem Hund beim Gassigehen, ist in der Theorie einigermaßen leicht dahergesagt. Allerdings steckt beim Umgang mit Pferden wesentlich "mehr dahinter", weiß Johannes Krach. Schließlich verbindet die Leidenschaft einen ganzen Wirtschaftskreislauf vom Stallbetreiber über Futter-Lieferanten bis zum Reitlehrer und bedingt schon auf Freizeit-Niveau laufende Kosten, die anderen Sparten erst im Spitzenbereich entstehen.
Als beinahe segensreich erweist sich vor diesem Hintergrund für den Vorsitzenden des rund 200 Mitglieder zählenden Pferdesportvereins Freystadt die Tatsache, dass der PSV keinen eigenen Stall unterhalten muss. Die Einsteller beziehungsweise Mitglieder nehmen die Dienste unter anderem auf einem angrenzenden Hof im Ort privat in Anspruch, buchen dafür die Trainingshalle des PSV über ihren Monats- oder Jahresbeitrag. Seit der behördlich angeordneten Schließung am 17. März bricht jedoch der umfangreiche Kurs-Betrieb, "unsere Haupteinnahme-Quelle", weg.
Schaden in fünfstelliger Höhe
Ungleich härter betroffen sind zunächst die bis zu 25 verschiedenen externen Übungsleiter, die ihre Leistungen nicht in Rechnung stellen können. Den finanziellen Schaden der vergangenen Wochen schätzt Krach trotzdem auf "eine fünfstellige Summe". Durch den Antrag auf Unterstützung beim Bayerischen Landessportverband soll eine Gebührenerhöhung 2021 vermieden werden. Zusätzliche Bonmots für die Kasse, die durch die regelmäßige Ausrichtung hochkarätiger Turniere erzielt werden, bleiben in diesem Sommer aus. Noch ist unklar, ob zumindest die Ranch Horse Classics Ende September stattfinden dürfen, verrät Johannes Krach. Besonders groß sei die Enttäuschung freilich für die über 60 Wettkampf-Starter aus den eigenen Reihen. "Am Ende werden auf solchen Veranstaltungen auch viele soziale Kontakte gepflegt", sagt Johannes Krach. Selbst die Treffen zum Austausch im vereinsinternen Kreis "fehlen".
Neuen Anlass zum Optimismus gibt indes eine Regierungs-Verfügung, die Einzelunterricht inzwischen wieder erlaubt. Damit dürfte sich die Lage für etliche Einrichtungen spürbar entspannen, hofft unter anderem Simone Geißler vom Neumarkter Reitverein Hollweck-Höhenberg. Die Versorgung der 64 Pferde von knapp 100 Mitgliedern garantiert immerhin ein Basisgeschäft, für das im Familienbetrieb momentan eben umso energischer angepackt wird.
Die größten Sorgen, ein Betretungsverbot der Anlage, konnten dagegen relativ schnell ausgeräumt werden. "Wir mussten zusätzlich zu den verstärkten Hygienevorschriften einen Zeitplan aufstellen. Maximal vier Personen gleichzeitig bekommen zwei Stunden", erklärt Geißler das Prozedere. Freilich scharren die ambitionierteren Asse schon mit den Hufen, trauern um das traditionelle interne Kräftemessen zu Pfingsten und das Turnier im August.
Doch dieser mitunter durch Sponsorengelder versüßte Spaß muss bis 2021 warten. "Die meisten sind froh, dass sie überhaupt zu ihren Tieren kommen dürfen und etwas Ausgleich an der frischen Luft genießen können", besinnt sich Simone Geißler auf den Kern der speziellen Verbindung zwischen Mensch und Pferd.
Beim BLSV-Kreisverband für Neumarkt sind nach aktuellen Stand im Frühjahr neun Reitvereine mit fast 800 Mitgliedern gelistet. Über die PSG Ernersdorf liegen keine Daten vor. Mit 192 Köpfen darf sich der PSV Freystadt als kleiner Branchen-Krösus fühlen, die Neumarkter Pferdesportfreunde (37) bilden den kleinsten eingeschworenen Kreis.
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