Wolfsriss

Wolf reißt trächtige Schafe in Solarpark bei Parsberg

11.5.2021, 12:00 Uhr
Unweit der A3 bei Granswang (Gemeinde Hohenfels) riss ein Lupus auf dem Gelände einer Solaranlage vier trächtige Weibchen und verletzte ein fünftes so schwer, dass es den Gnadenschuss erhielt.

© Mark Johnston, NN Unweit der A3 bei Granswang (Gemeinde Hohenfels) riss ein Lupus auf dem Gelände einer Solaranlage vier trächtige Weibchen und verletzte ein fünftes so schwer, dass es den Gnadenschuss erhielt.

Eine Genanalyse der an den Kadavern entnommenen Proben ergab, dass es sich bei dem Angreifer um einen Wolf gehandelt haben muss. Erwischt hat es eine Herde von Waldschafen, eine der bedrohten Nutztierrassen. Sie gehörten Schäfermeister Josef Rebitzer. "Das waren alles Spitzentiere, alle trächtig mit Zwillingen", erzählt der Hemauer, der einer der großen Beweider in Bayern ist. Das schwerverletzte Tier musste von seinen Leiden erlöst werden, die Polizei habe es erschossen.

Der Tatort kam dem großen Beutegreifer durchaus entgegen: Zäune von PV-Anlagen auf Freiflächen müssen eine gewisse Bodenfreiheit – zehn bis 15 Zentimeter – gewährleisten, damit Kleinsäugetiere und Niederwild unten durch kommen. "Da gräbt sich dann natürlich der Wolf locker unten durch", sagt Johann Paulus.

Wolf reißt trächtige Schafe in Solarpark bei Parsberg

© Landesverband Bayerischer Schafhalter/Rebitzer

Er ist beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Neumarkt der Ansprechpartner für die nicht wenigen Herdenhalter im Landkreis, die die staatliche Förderung für wolfsichere Zäune in Anspruch nehmen wollen. Seit ein männlicher Wolf am Truppenübungsplatz Hohenfels offiziell als standorttreu eingestuft wurde und gelegentlich auch schon in den Anrainer-Gemeinden gesichtet wurde, meldeten sich immer mehr Tierhalter bei ihm, sagt Paulus. "Vor allem die kleineren. Die Halter großer Schafherden haben sich meist schon auf den Wolf eingestellt."

Hohe Akzeptanz in der Bevölkerung

Eigentlich seien PV-Anlagen für Schafe ein perfektes Weideland, sagt Johann Georg Gloßner, Schäfer aus Erasbach. "Sie sind eingezäunt und die Solarmodule bieten Schutz vor Sonne und Regen." Von April bis Dezember stehen 300 von Gloßners Schafen durchgängig in einem 21 Hektar großen Solarpark. Er sichere die Zäune mit abgewinkelten Baustahlmatten. "Da kommt das Bodenwild bis hin zum Fuchs noch durch."

Drei Tage nach dem Riss in Granswang war der "Tag des Wolfes", ausgerufen vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Der hatte aus diesem Anlass eine Forsa-Umfrage in Auftrag gegeben: mit dem Ergebnis, dass in Deutschland und auch in Bayern die Akzeptanz von Wölfen unverändert hoch ist.

Fast drei Viertel der 2360 Befragten begrüßten die Rückkehr der Wölfe und meinten, dass sie wie andere Wildtiere in unsere Landschaft gehören. 76 Prozent gaben an, dass Wölfe selbst dann in Deutschland leben sollen, wenn es zu Problemen kommt. "Obwohl weite Teile aus Politik, Medien und der Jagd- und Bauernlobby das Thema Wölfe zunehmend unsachlich behandeln, hat sich die Stimmung in der befragten Bevölkerung im Vergleich zu den Umfragen 2015 und 2018 nicht signifikant verändert", erklärt Ralf Schulte, Nabu-Fachbereichsleiter Naturschutz.

65 Prozent stimmen jedoch der Aussage zu, dass einzelne Wölfe, die Probleme verursachen, notfalls getötet werden müssten. Die Meinung von Schäfer Gloßner: "Jeder, der ihn uneingeschränkt schützen will, schadet dem Tierwohl und hat demnach offenbar nichts gegen die Massaker, die der Wolf unter friedlichen Weidetieren anrichtet."

Auch sein Kollege Josef Rebitzer hatte bisher schon wenig Verständnis für die "Wolfsliebe" vieler Naturschützer und Stadtbewohner. Und jetzt, nach dem Riss in seiner Herde, noch weniger: "Wir brauchen den Wolf in unserer Kulturlandschaft nicht, er stört das ökologische Gefüge." Der wirtschaftliche Schaden werde zwar vom Staat ausgeglichen, doch greife der Wolf auch die Psyche der Halter an: "Nach so einem schrecklichen Vorfall kannst du gar nicht mehr richtig schlafen."