Coronavirus hat Franken im Griff: So läuft ein Test ab

19.8.2020, 07:02 Uhr
Coronavirus hat Franken im Griff: So läuft ein Test ab

© Foto: Michaela Weychert

Name, Telefonnummer, Adresse: Schon bei der Anmeldung werden Daten abgefragt. Spontan einen Corona-Test machen lassen, geht am Flughafen, nicht aber in einer Arztpraxis. Testen lassen kann sich aber jeder, der das möchte, selbst ohne Symptome oder Urlaub in einem Risikogebiet. Kostenlos.

Nicht wenige nehmen das in Anspruch. Seit Anfang Juli hat allein die Praxis Deichhardt 180 Tests durchgeführt. Viele gehören nicht zum Patientenstamm. Zum Vergleich: In den drei Monaten davor, vom 2. April bis 1. Juli, waren es in den Testzentren des Landratsamtes – zunächst in Bad Windsheim und dann in Neustadt – 608 Tests.

Ärzte sind nicht zum Testen verpflichtet

Wie viele andere Praxen im Kreis auch auf Covid-19 testen, kann Deichhardt nicht sagen. Die Ärzte sind dazu nicht verpflichtet. In der Kurstadt müssen in der Urlaubszeit wenige Praxen die Versorgung der Patienten stemmen.

In den vergangenen drei Wochen sind beispielsweise in der Praxis David Gössler auf 50 bis 60 Tests durchgeführt worden. Ärztin Anke Wolfram ist seit Montag aus dem Urlaub zurück und hatte bis Dienstagmittag bereits 15 bis 20 Tests. "Wie soll das gehen?", fragt sie, wenn zwei Ärzte sämtliche Reiserückkehrer testen sollen.

Für den Test selbst gibt es verschiedene Methoden: Georg Deichhardt drückt mit einem Holzspatel die Zunge herunter, fährt mit dem Teststäbchen weit in den Rachen, bis hinter das Zäpfchen hinein. Sehr angenehm ist das nicht, wer empfindlich ist, muss den Würgereiz unterdrücken. Aber es ist schnell vorbei. Dann wird kurz weit hinten in beiden Nasenlöchern gerührt. Das war’s.

Die Maske wird wieder nach oben gezogen. Ohne die übrigen Praxisräume zu betreten, geht es direkt hinaus ins Freie, da warten mit Abstand schon andere Patienten. Um 10 Uhr beginnt die Sprechstunde. Bewusst werden die Tests davor durchgeführt, zunächst die ohne Symptome, zuletzt die, bei denen Kratzen im Hals, Husten oder Fieber eine Infektion nahelegen könnte.

Daheim gurgeln

Statt einen Abstrich durchzuführen, gibt Anke Wolfram Patienten eine Gurgellösung mit nach Hause. Die müssen sie daheim anwenden und wieder abgeben. Ansonsten seien die Testungen neben der normalen Patientenversorgung nicht zu leisten, erklärt sie. Immerhin seien in den wenigen Stunden seit Öffnung der Praxis auch sonst noch 143 Patienten zu betreuen gewesen. Abstriche erfordern besondere Schutzkleidung, Desinfektion und viel Bürokratie, je nach Szenario – Rückkehrer, mit oder ohne Symptome – wird unterschiedlich abgerechnet. Im Juli hatte sie auch Tests durchgeführt, aber mit den Reiserückkehrern sei es deutlich mehr geworden.

Genau nachvollziehen lässt sich die Anzahl der Tests im Landkreis aktuell nicht. Laut Kassenärztlicher Vereinigung Bayern gibt es erst nach Ende des Quartals, wenn die Tests abgerechnet wurden, entsprechende Daten. Lediglich für Bayern insgesamt sind Zahlen vom Landesamt für Gesundheit zu bekommen. Bis 16. August wurden rund zwei Millionen Tests durchgeführt, in der Woche vom 10. bis 16. August alleine 155 090.

Mehr Reiserückkehrer

Deichhardt findet gut, dass mehr getestet wird. "Maske, Abstand, Tests und natürlich Hygiene, Händewaschen und Desinfizieren" – das sind für ihn wichtige Mittel, um der Pandemie Herr zu werden. Vor den Ferien waren es viele Kinder und Schüler, aktuell seien es mehr Reiserückkehrer, aber auch Menschen, die zum Beispiel vor dem Besuch von Oma oder Opa sicherstellen wollen, dass sie nicht krank sind.

"Das ist eine Momentaufnahme", schränkt Deichhardt die Aussagekraft der Tests ein. Reiserückkehrer aus Risikogebieten sollten sich zwei Mal testen lassen, um sicher zu gehen.

Für den Herbst hofft Deichhardt, dass sich mehr Menschen als sonst gegen Grippe impfen lassen. Das würde auch Ärzte entlasten, denn ohne Test lasse sich schwer abgrenzen, ob es sich nun um eine Grippe oder eine Infektion mit dem Coronavirus handelt.

Für den Patienten heißt es nach dem Abstrich am Dienstagmorgen warten. Das Ergebnis soll bis Donnerstagmittag vorliegen, gut zwei Tage nach dem Abstrich. Schneller ginge es, zeigt jemand Symptome. Diese Proben werden bevorzugt behandelt.

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