Start des Mega-Bauprojekts rückt näher

110 Millionen Euro teurer: Gewaltiger Preissprung bei den Nürnberger Hafenbrücken

Isabel Lauer

Lokalredaktion Nürnberg

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4.5.2022, 17:42 Uhr
Die sogenannten Hafenbrücken aus der Luft: ein Blick Richtung Westen auf die Hafenstraße (l.) und den Frankenschnellweg (weiter oben im Bild), die jeweils beide mit Brücken den Main-Donau-Kanal und die Südwesttangente queren. 

© Christian Höhn Die sogenannten Hafenbrücken aus der Luft: ein Blick Richtung Westen auf die Hafenstraße (l.) und den Frankenschnellweg (weiter oben im Bild), die jeweils beide mit Brücken den Main-Donau-Kanal und die Südwesttangente queren. 

Die aktuelle Kostenexplosion beim Bau trifft auch eines der größten Infrastrukturprojekte der Stadt: den Abriss und Neubau der drei Hafenbrücken. Die Kostenschätzung für das Großprojekt liegt jetzt bei 347,5 Millionen Euro – das bedeutet einen Preissprung von 110 Millionen binnen eines Jahres, ein Plus von 46 Prozent zur Prognose vom Frühjahr 2021.

Ab September wird die Ersatzbrücke errichtet

Ihm sei klar, dass eine solche Zahl "elektrisiert", sagte Bürgermeister Christian Vogel in einem Pressegespräch des Servicebetriebs Öffentlicher Raum (Sör). "Aber wir müssen mit den Fakten nüchtern umgehen." Als Hauptgrund für die Verteuerung führt Sör das höhere Preisniveau im Zuge von Corona-Krise und Ukraine-Krieg an. Die Planer hätten am Gesamtprojekt im vergangenen Jahr inhaltlich nur noch wenig verändert, eher "optimiert". Doch umfasse es heute viel mehr Einzelmaßnahmen als zur Zeit der ersten Überlegungen vor fast einem Jahrzehnt. Die kämen zwar dem Auto-, Rad- und Schiffsverkehr mit etlichen Verbesserungen zugute - aber sie verteuern sich jetzt alle.

Dabei ist von der "Mega-Baustelle" (Vogel) noch gar nichts zu sehen. Die soll im September kommen. Dann will man an der Hafenstraße damit beginnen, die beiden Ersatzbrücken-Bauwerke zu errichten, die dort den Verkehr während der Bauzeit ab Ende 2023 aufnehmen. Auch diese Ersatzbrücken haben sich nach der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal 2021 um fast fünf Millionen Euro verteuert. An der anderen der beiden Achsen, der Frankenschnellweg-Brücke, wird keine Behelfsbrücke vonnöten sein. Dort soll es 2024 losgehen. Nach vier Jahren sollen die neuen Brücken fertig sein. Der Zeitplan hat sich erneut um einige Monate nach hinten verschoben. Während der ganzen Bauzeit bleiben die Verkehrswege aber nutzbar.

Bei den Hafenbrücken handelt es sich um zwei 1970/71 gebaute Verkehrsadern, die nahe dem Hafen über den Main-Donau-Kanal und die Südwesttangente führen. Die erste ist ein Abschnitt des Frankenschnellwegs, die andere ein Stück der Hafenstraße. Letztere besteht aus zwei einzelnen Brücken. Alle drei (Teil-)Brücken enthalten im Spannbeton Stahl, der heute für Risse durch Korrosion anfällig ist und ein unwägbares Sicherheitsrisiko darstellt. Die Fahrbahnen sind daher bereits nur noch eingeschränkt nutzbar.

Den Steuerzahler kommt die Erneuerung teuer zu stehen. Bei welcher Summe das von Bund und Land mitfinanzierte Mammutprojekt am Schluss wirklich landen wird, bleibt unsicher. Der neue Sachstandsbericht für die Stadträte bringt bereits 400 Millionen ins Spiel. "Wir wissen im Moment alle nicht, wohin die Preisspirale der Wirtschaft führt", so Bürgermeister Vogel und der Technische Sör-Werkleiter Marco Daume. "Wir erhoffen uns natürlich eine Beruhigung des Marktes, bevor wir nächstes Jahr ausschreiben."

Bombenfunde nicht ausgeschlossen

Der Eigenanteil für die Stadt Nürnberg bemisst sich derzeit mit 155 Millionen Euro, fast 30 Millionen mehr, als vor einem Jahr geschätzt worden waren. Weitere Verzögerungen könnten sich angesichts der Dimension des Projekts leicht einstellen. So ist beispielsweise mit Funden von Bomben-Blindgängern zu rechnen, da das Baugebiet im Zweiten Weltkrieg in der Einflugschneise zum bombardierten Rangierbahnhof lag, erklärt Projektleiter Bernhard Homering.

Derzeit laufen noch Genehmigungsverfahren. Bei der Frankenschnellweg-Brücke können Bürger bis zum 2. Juni die Planfeststellungs-Unterlagen einsehen. Im Juni soll es wieder eine Informationsveranstaltung geben.

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