"111 Orte..." - Neuer Stadtführer zeigt, wo Nürnbergs Puls schlägt

1.4.2021, 10:30 Uhr
An der Stadtgrenze zwischen Nürnberg und Fürth: Die Unterführung des Frankenschnellwegs ist eine der originellen Sehenswürdigkeiten, von denen das Buch berichtet.

© Valentin Seuß An der Stadtgrenze zwischen Nürnberg und Fürth: Die Unterführung des Frankenschnellwegs ist eine der originellen Sehenswürdigkeiten, von denen das Buch berichtet.

Im Stadtteil Erlenstegen hängt seit 2018 ein ausrangierter Kaugummi-Automat. Aber ausrangiert ist das falsche Wort, besser: mit neuem Leben gefüllt. Statt Süßigkeiten gibt es dort Witze für 20 Cent.

Kabarettist Oliver Tissot will mit seinem "Witze-Automat" erreichen, was er sonst auf der Bühne tut: die Menschen zum Lachen bringen. Und das klappt offenbar ganz gut.

53 neue Orte

Der "Witze-Automat" hat es jetzt auch in die Neuauflage von "111 Orte in Nürnberg, die man gesehen haben muss" geschafft. Die Autoren Dietmar Bruckner und Jo Seuß haben die Erstausgabe von 2012 gründlich runderneuert: 58 Texte wurden komplett überarbeitet, 53 Orte wurden aussortiert, dafür kamen ebenso viele neue dazu.

Das Prinzip ist klar: Auf jeweils einer Seite Text und einer Seite Bild ist alles Wesentliche mitgeteilt. Valentin Seuß hat die Tipps mit Fotografien illustriert.

Bunte Mischung mit Charme

Es ist ein Stadtführer der anderen Art: Traditionelle Sehenswürdigkeiten sind unterrepräsentiert; über die erfährt man schließlich genug in den üblichen Tourist Guides.

Der Charme des Buches liegt in der bunten Mischung von Tipps, die der gebürtige Nürnberger Bruckner und sein Kompagnon Seuß, der 30 Jahre als Lokalredakteur in der Stadt unterwegs war, zusammengestellt haben.

Wer kommt schon auf die Idee, eine Autobahn-Unterführung an der Stadtgrenze zu Fürth als Sehenswürdigkeit aufzulisten? Nackter Beton, mit Spraydosen ver(un)ziert?

"Nürnberg - Fahrradfreundliche Stadt in Bayern"

Tatsächlich hat sich dort - nach Erscheinen der Erstauflage - etwas getan: Zuerst stellte die Kleeblattstadt ein Schild "Herzlich willkommen in Fürth" auf, dann zog die Noris mit "Nürnberg - Fahrradfreundliche Stadt in Bayern" nach. Was so ein Reiseführer alles bewirken kann ...

Das Buch ist eine subjektive, sympathische Sammlung. Es will zeigen, wo der Puls der Stadt schlägt. Dort kommt ein Blechspielzeugladen ebenso vor wie Bratwurstküchen, eine besondere Eisdiele, das Museum des 1. FC Nürnberg, ein Wandbild der Firma Datev oder ein nicht alltäglicher Friseur.

Auch die Morde der rechtsextremistischen NSU an drei türkischstämmigen Nürnbergern fehlen nicht: Die Erinnerung an die Opfer ist wichtig, sie belegt eine tiefe Wunde der Gesellschaft. Nürnberg ist keine heile Hochglanz-Welt.

Die Neuauflage der "111 Orte" lädt auf 240 Seiten zu Streifzügen quer durch Nürnberg ein. Das Buch (Auflage: 5000 Exemplare) ist als "Kumpel beim Streunen durch die Stadt" gedacht, wie die Autoren mitteilen.

Entdecker-Tour in der Stadt

Es ist eine gelungene Anleitung, auf Entdecker-Tour zu gehen: So hat man Nürnberg bisher nicht wahrgenommen. Das Buch ist für Touristen, vor allem aber für Nürnberger und Nürnberg-Fans ein Gewinn.

Auf zwei Karten sind die "Ausflugsziele" eingezeichnet: Im Zentrum und Gostenhof ballen sich die Highlights, während der Südwesten zwischen Gibitzenhof und Großreuth bei Schweinau eine "terra incognita" bleibt: Dorthin führt keine Exkursion, es bleibt also noch einiges zu entdecken. Vielleicht dann in der nächsten Auflage.


"111 Orte in Nürnberg, die man gesehen haben muss" ist im Emons-Verlag unter ISBN 978-3-7408-1019-1. Das Buch kostet 16,95 Euro.

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