Telefonbetrug

Angeblicher Polizist tischte wilde Geschichte auf

18.6.2021, 15:57 Uhr
Skepsis bei fremden Menschen ist angebracht. Und hohe Summen in Bar haben Zuhause nichts zu suchen, sagt die Polizei. 

© imago images/Becker&Bredel, NN Skepsis bei fremden Menschen ist angebracht. Und hohe Summen in Bar haben Zuhause nichts zu suchen, sagt die Polizei. 

Immer wieder die gleiche Szene, die sich gestern in Nürnberg in über 60 Haushalten abspielte: Das Telefon klingelte und am anderen Ende meldete sich ein angeblicher Polizeibeamter. Auch bei einem 81-Jährigen aus dem Nürnberger Stadtteil Mögeldorf rief gegen 15 Uhr ein Mann an, der sich als Ralf Rösner vom Kommissariat 4 der Kripo in Fürth vorstellte. Er teilte dem überraschten Rentner mit, dass in seiner Nähe jemand überfallen worden wäre.

Story vom betrügerischen Bankbeamten

Über 60 mal hat das Telefon in Nürnberg und Fürth geklingelt. Die Ganoven waren höchst aktiv.

Über 60 mal hat das Telefon in Nürnberg und Fürth geklingelt. Die Ganoven waren höchst aktiv. © Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz

Die Polizei, so berichtete der angebliche Kommissar habe den Täter allerdings schon identifiziert - es handele sich um einen kriminellen Bankangestellten. Um den Mann nun zu überführen bräuchten sie jedoch die Hilfe des Rentners: Er solle einen hohen Geldbetrag von seinem Bankkonto abheben. Dies würde der Bankangestellte dann mitbekommen und den Bankautomaten mit Falschgeld bestücken um selbst das richtige Geld einzubehalten.

Zum "Beweis" ließ er einen angeblichen Christian Schmidt vom Raubdezernat am Telefon die Echtheit und die Bedeutung des Falles noch einmal bestätigen.

Fünfstelligen Betrag abgehoben

Die Polizei fordert niemals größere Mengen Bargeld. 

Die Polizei fordert niemals größere Mengen Bargeld.  © dpa

Tatsächlich ließ sich der Rentner davon überzeugen und hob daraufhin einen fünfstelligen Geldbetrag von seinem Bankkonto ab. Das "Falschgeld" brachte er zum vereinbarten Treffpunkt auf einem Supermarktparkplatz in der Laufamholzstraße 112.

Dort übergab er den hohen Bargeld-Betrag an einen Mann. Als er nach der Geldübergabe erneut Kontakt zu den Betrügern aufnahm, kam die böse Überraschung. Die angeblichen Beamten machten sich nun über den Mann lustig und teilten ihm mit, dass er betrogen worden war. Erst jetzt merkte der Geschädigte, dass die ganze Geschichte frei erfunden war und er rief den Notruf der echten Polizei.

Das zuständige Fachkommissariat für Trickbetrug der Nürnberger Kriminalpolizei hat die Ermittlungen in dieser Sache übernommen.

Wer wartete am Supermarktparkplatz?

Der Kontaktmann am Supermarktparkplatz wird folgendermaßen beschrieben:

35 bis 40 Jahre alt, stämmige Figur, dunkel gekleidet, vermutlich lange Ärmel, dunkler Hauttyp, weiße FFP2 Maske.

Gesucht werden Zeugen, die den Geldabholer vor oder nach der Übernahme des Geldes in Nürnberg auf dem Supermarktparkplatz in der Laufamholzstraße 112 bemerkt haben. Wem ist eine Person aufgefallen, die möglicherweise längere Zeit auf dem Parkplatz gewartet hatte? Wer hat den Geldabholer insbesondere in ein Fahrzeug steigen sehen? Ein besonderes Augenmerk liegt auf einem älteren, dunklen Mercedes C-Klasse, in den der Unbekannte nach Angaben des Geschädigten gestiegen ist.

Die Kriminalpolizei bittet Zeugen, die verdächtige Wahrnehmungen gemacht haben, sich mit dem Kriminaldauerdienst (KDD) Mittelfranken unter der Telefonnummer 0911/2112-3333 in Verbindung zu setzen.

Eventuell Nummer aus Telefonbuch streichen lassen

Die Polizei weist in diesem Zusammenhang nochmals darauf hin, dass sie niemals die Aushändigung von Bargeld fordert. Hohe Geldbeträge sollten zu keiner Zeit Zuhause aufbewahrt werden. Und die Beamte appellieren an Angehörige, mit den Senioren über die aktuellen Betrugsfälle zu sprechen. Und ein letzter Tipp: "Wenn die Rufnummer Ihrer Verwandten öffentlich im Telefonbuch zu finden ist, dann besprechen Sie, ob die Nummer nicht besser herausgenommen werden soll."