Anwohner protestieren: Autokorso gegen Bauvorhaben auf Radrennbahn

4.12.2020, 09:07 Uhr
Mit Schildern auf Autos und am Straßenrand machen die Anwohner ihrem Unmut über die ihrer Meinung nach überdimensionierte Bebauung Luft.

© Stefan Hippel, NNZ Mit Schildern auf Autos und am Straßenrand machen die Anwohner ihrem Unmut über die ihrer Meinung nach überdimensionierte Bebauung Luft.

Rund 50 Fahrzeuge fahren dicht an dicht und wild hupend durch Katzwang. Nein, das ist nicht der ganz normale Wahnsinn im Berufsverkehr. Spätestens die auf den Fahrzeugen klebenden Plakate und Banner verraten, dass hier jemand versucht, sich Gehör für ein ganz bestimmtes Thema zu verschaffen.

"Es geht um die Dimensionen"

"Höher, enger, dichter. Stoppt den Bauwahn auf der Radrennbahn" oder "Nein zu mehr Verkehr, Nein zu sechsgeschossigen Häuserblocks auf der Radrennbahn" ist auf den Autos zu lesen. Organisiert hat die Demo via Autokorso die selbst ernannte Quartiersinitiative Reichelsdorfer Keller, zu der auch Dorith Müller gehört. Sie stellt klar: "Dass das Areal bebaut wird, wäre an sich nicht so dramatisch. Es geht aber um die Dimension."


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Das geplante neue Quartier umfasst laut aktuellem Stand einen Geschosswohnungsbau mit überwiegend drei bis vier Stockwerken sowie eine verdichtete Einfamilienhausbebauung. Insgesamt entstehen rund 170 neue Wohneinheiten. In Richtung Vorjurastraße ist eine Kindertageseinrichtung mit zwei Kinderkrippengruppen und drei Kindergartengruppen geplant. In einem fünfgeschossigen Solitärbau im Kreuzungsbereich Keller- und Vorjurastraße sind gemischte Nutzungen in Form von Büro- und Dienstleistungsflächen sowie kleinflächiger Einzelhandel und Wohnen in einer Größenordnung von rund 5000 Quadratmetern vorgesehen.

Etwa 200 Meter weiter, auf dem Areal des ehemaligen Tanzlokals Reichelsdorfer Keller, wird vom Bauträger BPD (Bouwfonds Property Development) ab dem Frühjahr 2021 ein Ensemble aus sieben vierstöckigen Mehrfamilienhäusern mit insgesamt 72 Wohneinheiten errichtet.

"Die Plätze reichen doch nie"

Dorith Müller und ihre Mitstreiter der Quartiersinitiative sind unter anderem auch wegen der künftigen Verkehrssituation besorgt. "Wir erwarten, dass das dramatisch wird", sagt sie. Zwar wird es eine Tiefgarage unter dem neu bebauten Areal geben, "aber die Plätze reichen doch nie", glaubt Müller.

Am Ende, da geht es freilich auch ein bisschen ums Emotionale. "Wir glauben einfach, dass die neue Bebauung der Tradition der Radrennbahn nicht gerecht wird. Alles was hier Tradition hat, kommt weg", sagt Müller. Die Initiative wünscht sich von der Stadt und den Investoren, die Pläne noch einmal zu überarbeiten.

Viel Hoffnung kann ihnen Nürnbergs Baureferent Daniel Ulrich da aber nicht machen: "Das oberste Ziel des Ideenwettbewerbs für das neue Quartier war, so viel Wald wie möglich zu erhalten. Damit das gelingt, muss in die Höhe und nicht in die Breite gebaut werden." Das Areal werde, so Ulrich weiter, zudem nicht dichter bebaut, als es in den Siedlungen außen herum üblich ist.

Treffpunkt für den Stadtteil

Außerdem merkt der Baureferent an, dass es noch vor dem Ideenwettbewerb für das Areal mehrere Bürgerbeteiligungen gegeben habe, die nur von wenigen Anwohnern wahrgenommen wurden. "Jetzt, wenn die Pläne beschlossen sind, kann man nicht mehr viel ändern", stellt Ulrich klar. Aber eines, das könnte es geben: einen neuen, von den Katzwangern gewünschten Treffpunkt im Stadtteil. "Der Investor ist bereit, das zu realisieren, wenn aus der Bürgerschaft ein Betreiber gefunden wird", sagt Ulrich. Dorith Müller und ihre Mitstreiter sind schon auf der Suche.

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