Christkindlesmarkt: So rüsten sich Polizei und Stadt

26.11.2019, 06:00 Uhr
Mittlerweile ein gewohntes Bild auf dem Christkindlesmarkt: Schwere Tröge und quer gestellte Einsatzfahrzeuge sollen die Menschenmassen dahinter schützen.

© Eduard Weigert Mittlerweile ein gewohntes Bild auf dem Christkindlesmarkt: Schwere Tröge und quer gestellte Einsatzfahrzeuge sollen die Menschenmassen dahinter schützen.

Spätestens seit dem Anschlag mit einem Lkw auf den Berliner Weihnachtsmarkt im Dezember 2016 haben Städte und Polizeipräsidien die Sicherheit rund um ihre großen Weihnachtsmärkte erhöht – so auch in Nürnberg.

"Aufgrund der weltpolitischen Lage gehen wir von einer abstrakten Gefahr aus. Konkrete Hinweise auf einen Anschlag oder Ähnliches haben wir nicht", sagt Elke Schönwald, Leiterin der Pressestelle im Polizeipräsidium Mittelfranken. Das bedeutet, auch in diesem Jahr werden auf dem Hauptmarkt verstärkt zivile und uniformierte Kräfte unterwegs sein. Zu konkreten Zahlen möchte sie aber nichts sagen. Man wolle nicht, dass potenzielle Täter irgendwelche Schlüsse daraus zögen. Schönwald: "Es wird aber eine deutlich hohe Polizeipräsenz sein."

Polizei will Taschen kontrollieren

Nach dem Terroranschlag in der Bundeshauptstadt hat man sich im bayerischen Innenministerium Gedanken gemacht, was man einem Lkw, der sich einem Weihnachtsmarkt unaufhaltsam nähern würde, entgegensetzen kann. Die Zuständigen entschieden sich für sogenannte CitySafes, entwickelt von der Eisengießerei Torgelow GmbH in Mecklenburg-Vorpommern. Diese Lkw-Sperren sind 2,30 Meter lang und 1,20 Meter hoch. Auf dem grellgelben Metallsockel der Sperren ruhen rot-weiß lackierte Eisensäulen. Sie stehen heuer wieder an Zugängen zum Christkindlesmarkt. Neben Nürnberg werden solche technischen Sperren auch auf Weihnachtsmärkten in München und Augsburg aufgestellt.

Auch Polizeifahrzeuge und wuchtige Tröge mit Bäumen werden wieder so aufgestellt, dass sie ebenfalls die Funktion von Hindernissen erfüllen. Laut Elke Schönwald müssen sich die Besucher auf sporadische Taschenkontrollen einstellen. "Bei Stichproben bitten wir um Verständnis. Es geht darum, ein Höchstmaß an Sicherheit zu gewährleisten", sagt sie. Apropos Tasche. Erfreulich ist, so Schönwald, dass die Zahl der Taschendiebstähle im vorigen Jahr auf dem und rund um den Christkindlesmarkt zurückgegangen war. 33 Diebstähle zählte das Präsidium am 22. Dezember 2018. Im Jahr 2016 waren es 56 und 2015 sogar 66 Fälle. Die Polizistin bittet in diesem Zusammenhang, die eigenen Wertgegenstände zu sichern. Dazu gehört, Handtaschen geschlossen zu halten und diese möglichst eng am Körper zu tragen. Geld und persönliche Papiere gehörten nicht in den Rucksack, Zahlungsmittel sollten in eine verschließbare Innentasche der Kleidung gesteckt werden. Wird man angerempelt oder wird die eigene Kleidung von Fremden scheinbar versehentlich beschmutzt (etwa mit Senf), ist Vorsicht geboten. Es könnte ein Trick sein, um an den Geldbeutel zu gelangen.

Notstrom-Puffer im Rathaus für Ernstfall

Erfolgreich sind Trickdiebe auf der Straße auch mit der Masche, Geld wechseln zu wollen. Geschickt täuschen sie den Hilfsbereiten und geben ihm weniger zurück, als sie von ihm bekommen hatten. Das Sicherheitskonzept, das laut Schönwald vor dem Hintergrund neuer Erkenntnisse stets fortgeschrieben wird, deckt allerdings nicht allein polizeiliche Maßnahmen ab. Unwetter, Stromausfall und Brände sind Szenarien, auf die man vorbereitet sein muss. Beispiel: Lautsprecheranlage. Der Hauptmarkt lässt sich vom Rathaus aus beschallen.

Im Ernstfall kann die Polizei darüber Anweisungen an Besucher erteilen (Fluchtwege). Stichwort: Stromausfall. Ebenfalls im Rathaus befindet sich ein Notstrom-Puffer. Gibt es plötzlich keinen Saft mehr, geht die Sicherheitsbeleuchtung auf dem Markt an, die zahlreichen Kandelaber sind mit LED-Leuchtmitteln ausgestattet. Vorgeschrieben ist außerdem, dass für den Fall eines Stromausfalls jeder der rund 500 Standbetreiber eine leistungsstarke Taschenlampe in seiner Bude hat. Hilfreich ist außerdem der SMS-Verteiler, an den jeder Markthändler angeschlossen ist. Infos über Kriminelle oder drohende Unwetter erreichen damit die richtigen Adressaten: Polizei, Stadt, Feuerwehr, Rettungskräfte und Händler.

Christkindlesmarkt: So rüsten sich Polizei und Stadt

© Eduard Weigert

Verwandte Themen