Club-Protest gegen HSV und Jatta: Das sagen unsere User

8.8.2019, 13:52 Uhr
Der Hamburger Spieler Bakery Jatta sorgt zur Zeit für Aufsehen: Recherchen der Sport Bild zufolge soll der ehemalige Flüchtling bei seiner Einreise nach Deutschland einen falschen Namen und ein falsches Geburtsdatum angegeben haben.

© Sportfoto Zink Der Hamburger Spieler Bakery Jatta sorgt zur Zeit für Aufsehen: Recherchen der Sport Bild zufolge soll der ehemalige Flüchtling bei seiner Einreise nach Deutschland einen falschen Namen und ein falsches Geburtsdatum angegeben haben.

Um eine Aufenthaltserlaubnis zu bekommen, habe Jatta sich angeblich jünger ausgegeben, als er in Wahrheit ist, lautet der Vorwurf. Wäre das wahr, wäre seine Spiellizenz nicht gültig. Laut der DFL-Lizenzordnung gilt für Spieler, die nicht den EU- oder EWR-Staaten angehören, die Voraussetzung, einen gültigen Aufenthaltstitel nachzuweisen, um eine Lizenzerteilung zu erhalten. Diesen Aufenthaltstitel hätte er aber dann durch Betrug erhalten.

Der FCN hat deshalb gegen die 0:4-Wertung Protest eingelegt, wie der DFB am Mittwochabend mitteilte. Die für Jatta erteilte Spielberechtigung sei unwirksam, argumentiert der Club. Laut Paragraph 12 der DFB-Spielordnung hätte der Einsatz eines nicht-spielberechtigten Spielers eine 0:2-Wertung aus Sicht des Vereins, der den Verstoß begangen hat, zur Folge. Ob dem HSV aber Jattas falsche Identität tatsächlich zur Last gelegt werden kann, ist zumindest fraglich und wird demnächst den Verband beschäftigen. Denn dem Verein lagen die offiziellen und gültigen Papiere des DFB vor.


Kommentar zum Fall Jatta: Um edlen Wettbewerb geht es nicht


Obskure Bekanntmachungen

Die Meinung unserer Leser und User über die Sachlage ist extrem gespalten. Während einige damit argumentieren, dass der Club sich mit dem Protest einfach nur an die sportlichen Regeln hält, finden andere, der Verein würde sich nach der deutlichen Niederlage nun lächerlich machen, auf eine Annullierung des Spiels und ein nachträgliches 2:0 zu pochen.

"Die Punkte sind (völlig verdient) weg und jetzt stehen wir auch noch als schlechte Verlierer da", bemängelt so zum Beispiel der Nutzer Nachtdurchflatterer auf nordbayern.de. Dieser Meinung sind durchaus mehr Menschen: Der User hdo appelliert sogar an den Aufsichtsrat des 1.FCN, den Sportvorstand anzuweisen, den Protest zurückzuziehen. "Noch lächerlicher kann man sich ja kaum machen. Ein Spiel höchst verdient verlieren, das lässt sich verschmerzen. Wegen obskurer Bekanntmachungen in Sport Bild aber zu meinen, sich "juristisch" einen Vorteil ergaunern zu können, halte ich für ein lächerliches Vorgehen und für schändlich halte ich es auch." Nürnberg könne und würde mit diesem Protest nur verlieren. Zur Erinnerung: Die Vorwürfe der Sport Bild wurden bisher noch nicht offiziell bestätigt.

Dass der Club mit der Beschwerde zumindest hätte abwarten sollen, bis es auch wirklich eine fundierte Basis für den Protest gibt, wünschen sich viele Fans. Auch, ob der HSV tatsächlich mutwillig handelte, ist für viele User fragwürdig. "Was soll man dem HSV denn da vorwerfen? Sie haben einen Pass vorliegen, eine Aufenthaltserlaubnis und eine Spielberechtigung. Als es Zweifel gibt, informieren sie die DFL, die sich offenbar erstmal (bis zum Beweis des Gegenteils) auf die gültigen Papiere der Bundesbehörden verlässt", gibt User corbeau56 zu bedenken. In seinen Augen macht sich der 1. FC Nürnberg ohne Not so richtig zum Affen.

Es zeigen sich aber auch viele Fans und Leser solidarisch mit dem Club. "Es war völlig richtig, Protest einzulegen", schreibt der Kommentator Fan aus Brüssel. Der springende Punkt sei: "Seit einer Woche wusste der HSV um diesen Verdacht einer falschen Identität. Im Fokus steht also das eine Spiel, bei dem intern schon bekannt war, dass Aufenthaltsgenehmigung und Spielberechtigung möglicherweise nicht korrekt erteilt worden sind." Damit meint er das besagte Spiel gegen Nürnberg.

Jattas Anwesenheit war nicht spielentscheidend

Der User Konsch bekräftigt das. "Jeder andere, ebenfalls professionelle Sportvorstand hätte exakt so gehandelt wie unserer momentan. Weil es seine verdammte Pflicht ist und auch derart Unangenehmes leider in der heutigen, besten Zeit der tollen Verbände DFB und FIFA zum Tagesgeschäft dazu gehört."

Pro Clubberer bemängelt die Reaktion der Leute. Es hätte sich schnell die allgemeine Einstellung breit gemacht, "dass sich der Glubb durch die Hintertür 3 Punkte 'erschleichen' will und eine derartige Reaktion nach einem derart besch*ssenen Spiel ja kommen MUSSTE". Auch er bittet zu bedenken, dass der HSV durch den Einsatz Jattas möglicherweise gegen Regeln verstoßen hat und die Reaktion juristisch korrekt war.

Manche Kommentatoren betrachten die Thematik sachlicher und aus beiden Perspektiven. "Spielentscheidend war Jattas Anwesenheit am Montag nicht, folgerichtig wurde er ja auch ausgewechselt", gibt der User familienclub zu bedenken. "Der Club hat hier nur seine Pflicht getan und den möglichen Regelverstoß angezeigt. Mehr als eine Geldstrafe für den HSV wird dabei nicht herauskommen." Rein spielerisch gesehen, hätte es für den Club also keinen großen Unterschied gemacht, ob Jatta auf dem Feld war oder nicht. Das sehen viele so – ob mit oder ohne Jatta, die Niederlage des 1. FC Nürnbergs haben sich die Spieler selbst zuzuschreiben.

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