Club: Stadion startet ohne Sponsor

28.8.2012, 07:00 Uhr
Club: Stadion startet ohne Sponsor

© Fotomontage: Oliver Acker, www.digitale-luftbilder.de

Weg ist er, der Name, der so viel Wirbel verursacht hat. Ausradiert, „neutralisiert“, wie ein Mitarbeiter sagt. Die roten und weißen Sitzschalen auf der Gegengeraden bilden nur noch die Wörter „Stadion Nürnberg“, auch an den Rändern der Anzeigetafel deutet nichts mehr auf den ehemaligen Namensgeber und Sponsor hin.

Auch der überdimensionale Schriftzug ist entfernt. „Fachgerecht entsorgt“ sind die riesigen Buchstaben, sagt Alfred Diesner, Chef des Nürnberger Stadions. Wenn der Club am kommenden Samstag hier sein erstes Saisonspiel bestreitet, erinnert an das „easyCredit-Stadion“: fast nichts. Nur ein paar kahle Stellen.

Denn noch hat den Platz des Kreditunternehmens, sechs Jahre lang Namensgeber, niemand eingenommen. Drei Monate heißt das Frankenstadion nun schon offiziell „Stadion Nürnberg“. Und das wird sich zum ersten Spieltag auch nicht ändern, sagt der Chef.

Vier Kandidaten

„Es gibt viele Konstellationen, wir sind aber noch zu keinem Ergebnis gekommen.“ Derzeit verhandelt der Eigenbetrieb mit vier potenziellen Sponsoren. Präsentieren kann Diesner zum Heimspiel-Auftakt aber keinen der Kandidaten, die angeblich alle regionalen Bezug haben, aber überregional agieren.

Für einige Fans ein Grund mehr, ins Stadion zu pilgern. Die Anhänger der Kampagne „Max-Morlock-Stadion jetzt!“ fiebern dem Auftakt im bislang „sponsorenlosen“ Stadion entgegen. Auch sie haben ihren Teil dazu beigetragen, davon sind sie fest überzeugt. Und geben die Hoffnung auf ihren Wunschnamen (siehe Fotomontage) deshalb nicht auf.

Auch Alfred Diesner weiß, dass die inzwischen regelmäßige Fan-Wut auf Sponsoren oder Namensgebungen — wie jüngst bei den Trikot-Werbungen des 1. FC Nürnberg (NKD) oder Werder Bremen (Wiesenhof) — seine Aufgabe beeinflusst. „Das macht es nicht leichter“, sagt er. Und will noch mal daran erinnern, „dass wir eine finanzielle Hilfe benötigen, um das Stadion überhaupt zu unterhalten“. Deshalb sei ein potenzieller Namensgeber „als Förderer des Nürnberger Sports“ zu betrachten.

Welche finanziellen Folgen ein ausgetragener Spieltag ohne Sponsor für den Eigenbetrieb Stadion hat, will Diesner nicht sagen. Klar ist: Eine Präsentation zum Heimauftakt vor — erstmals seit Jahrzehnten — 50000 Fans gegen den Deutschen Meister Borussia Dortmund ist verpatzt. Und damit fällt ein gutes Argument wohl weg.

Auch der 1. FC Nürnberg sitzt bei Verhandlungen mit möglichen Sponsoren für das Stadion mit am Tisch. Allerdings ohne finanziellen Druck, auch wenn ein Stadionsponsor dem FCN ebenfalls als Partner willkommen wäre.

Beim Club sieht man dem Auftakt zu Hause gelassen entgegen. Und man freut sich auf die Rekordkulisse. Nach dem Umbau der Südkurve fasst das Stadion inzwischen rund 1500 Fans mehr als noch in der vergangenen Saison — und knackt damit die runde 50000er-Marke. Neu ist, dass ab Samstag auch der Übergang von der Süd- zur Nordkurve via Brückenkonstruktion über dem Gästeblock möglich ist.

Und Neues gibt es auch auf die Ohren. Nämlich eine frisch komponierte Tor-Hymne, die der Club in Absprache mit der Nürnberger Musikzentrale ausgeschrieben hat (wir berichteten). Club-Hymne bleibt freilich „Die Legende lebt“. Das neue Musikstück soll den Jubel nach dem Torerfolg mit einer Melodie regionaler Musiker untermalen.

Club: Stadion startet ohne Sponsor

© Roland Fengler



Zwei Kandidaten hat eine Jury aus 50 Vorschlägen ausgesucht und den Fans zur Auswahl gestellt. Die dürfen nun auf der Homepage des 1. FC Nürnberg noch bis Donnerstag abstimmen, ob die Liedermacher von El Mago Masin („Rot und Schwarz sind alle meine Kleider“) oder Musiker Atze Bauer („Der war drin, der war schee“) über die Stadion-Lautsprecher ertönen, wenn Nürnberg trifft.

Aber selbst eine Kleinigkeit wie die nur 1:46 Minuten kurze Tor-Hymne löst bei den Club-Fans starken Protest aus. Ein NN-Leser hofft schon jetzt, dass sein Lieblingsverein „17-mal 0:0“ spielt und die nötigen Punkte auswärts holt.

Auch auf der Facebook-Seite des 1.FC Nürnberg ärgern sich etliche Fans. Ein engagierter Anhänger spricht von Ballermann-Niveau, drückt es aber derber aus. Er würde nach Toren lieber den Klassiker „Iech bin a Glubberer“ vom Nürnberger Liedermacher Maximilian Kerner hören. Eine Petition dafür hat er bereits ins Leben gerufen.

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