Corona-Krise bereitet Tierheim Nürnberg große Probleme

3.6.2020, 05:59 Uhr
Immerhin sei das Tierheim in den letzten Wochen nicht aus allen Nähten geplatzt.

© pepper-arts Immerhin sei das Tierheim in den letzten Wochen nicht aus allen Nähten geplatzt.

"Corona hat uns getroffen", sagt Tanja Schnabel. Die Tierheimleiterin ist aktuell darum bemüht, den Verein zurück in den normalen Betrieb zu führen. Konkret bedeutet das: Gassigeher dürfen wiederkommen und Interessenten Tiere besuchen – aber nur mit Voranmeldung. Regulären Besucherverkehr gebe es nach wie vor nicht. Immerhin sei das Tierheim in den letzten Wochen nicht aus allen Nähten geplatzt. "Wir hatten Glück, dass Corona nicht in die Hochsaison, den August, gefallen ist", sagt Schnabel. Finanziell hatte das Tierheim dagegen Pech. Der monetäre Bedarf läge laut Schnabel jährlich bei rund zwei Millionen Euro. Rund elf Prozent davon erstattet die Gemeinde – der Rest wird durch Spendengelder finanziert.


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"Die finanziellen Einbußen durch Corona sind nicht ohne", sagt Schnabel. Das Problem: Durch den fehlenden Besucherverkehr seien die Spenden massiv eingebrochen. Das könne beispielsweise dazu führen, dass schwerkranke Tiere vorerst nicht operiert werden können. Bislang habe das Tierheim noch keinerlei Zuschüsse erhalten. Weder von der Stadt, noch vom Land.

Auch der Deutsche Tierschutzbund beobachtet mit Sorge, wie sich die finanzielle Lage vieler Tierheime zuspitzt. "Die Bundesländer scheinen die Tierheime zumindest im Blick zu haben", sagt Sprecherin Hester Pommerening. Das Problem sei aber ein "Flickenteppich an Regeln", der es den Vereinen erschwere, an finanzielle Hilfen zu gelangen. In Bayern können Non-Profit-Organisationen wie Tierheime zwar Soforthilfen beantragen, jedoch geht der Tierschutzbund davon aus, dass entsprechende Anträge nicht bewilligt werden. Die Finanzhilfen werden nämlich nur für durch die Krise verursachte "Liquiditätsengpässe" gewährt. Schnabel erhielt auf Nachfragen beim Freistaat noch keine Antwort.


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Die Tierheimbewohner bekommen von dem ganzen Trubel nichts mit. Im Gegenteil – um sie herum ist es ungewohnt ruhig. Ein dicker Kater namens Rocky beobachtet neugierig die einzigen zwei Menschen, die sich gerade im Katzenhaus aufhalten. Tierpflegerin Sabrina Seitz berät einen Interessenten. Das ginge nur mit Voranmeldung, erklärt sie. "Wir vermitteln aktuell weniger Tiere, als im normalen Betrieb", sagt Seitz. Dennoch kämen insgesamt noch genug Leute, sodass im Tierheim noch keine Platznot herrsche. Seitz und der Interessent tragen beide einen Mund-Nasen-Schutz. Den begutachtet Kater Rocky skeptisch. An die Masken müssen sich die Katzen erst noch gewöhnen, sagt Seitz. Viele würden aber schnell entdecken, wie toll man mit den herabhängenden Bändern über den Ohren spielen könne.

Anderen Tieren ist nicht zum Spielen zumute. Das Tierheim hat einige Pflegefälle, die besonders schwer zu vermitteln sind. "Gerade bei Hunden werden es immer mehr", sagt Schnabel. Es sei ein bundesweiter Trend, dass Hundehalter immer schneller das Interesse an den Tieren verlieren oder es zu Beißattacken und ähnlichem komme. Schwierige Hunde säßen oft sehr lange im Tierheim. Ein solcher Stammgast ist Kasbek. Der riesige, gescheckte Rüde lebt seit drei Jahren hinter Gittern. Schnabel gibt zu bedenken: "Bei solchen Hunden lag das Problem in der Vergangenheit oft am anderen Ende der Leine."


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Manche Tiere finden kein neues Zuhause, weil sie krank sind. Katze Sissi hat Diabetes. Eine Krankheit, mit der Katzen gut leben können, so Schnabel, allerdings braucht Sissi zweimal täglich eine Spritze. "Das ist also nur etwas für Menschen mit festem Tagesablauf." Die Diabetikerin mit dem kaiserlichen Namen ist seit eineinhalb Jahren hier. Dabei ist Sissi nicht nur besonders hübsch, sondern auch verschmust

Wer sie, Kasbek oder ein anderes Tier kennen lernen möchte, kann sich auf der neuen Tierheim-Website informieren und einen Termin vereinbaren. Was nach wie vor nicht ginge, sei ein Tier auf Zeit auszuleihen. Solche Anfragen habe das Tierheim in Erlenstegen besonders während des Lockdowns zuhauf bekommen. "Tiere sind keine Spielzeuge oder Kuscheltiere", mahnt Schnabel. "Wir freuen uns aber über jede ernstgemeinte Adoptionsanfrage."


Tierheim Nürnberg, Tel. 0911/919890, Für Notfälle in der Nacht oder am Wochenende gibt es die Tierheim-Notrufnummer: 0160/2524332.


+++ Update: In einer vorherigen Version dieses Artikels haben wir geschrieben, dass das Tierheim wieder öffnet. Das ist so aber nicht korrekt: Besucherverkehr gibt es aktuell nach wie vor nicht. Wir haben dies in der Überschrift noch einmal präzisiert. +++

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