"Craft Beer Festival" feiert in Nürnberg Premiere

31.3.2019, 18:46 Uhr

© Foto: Johannes Handl

Etwas Häme hat es im Vorfeld schon gegeben. Das räumt Organisator Sascha Euler mit einem Augenzwinkern ein. Da kommen also Frankfurter ins Frankenland – und dann auch noch mit Bier? Das könnte so mancher fränkische Hopfen- und Malz-Experte schon als Provokation aufgefasst haben. Dennoch stand es für Euler, der in der Bankenmetropole mit Christian Daam das Restaurant naïv betreibt und regelmäßig Bier-Tastings anbietet, außer Frage, das in Frankfurt etablierte "Craft Beer Festival" nach Nürnberg zu bringen.

Pünktlich um 18 Uhr strömen am Freitag die ersten Neugierigen ins Ofenwerk. Während sich die Anbieter präsentieren, können die Besucher die unterschiedlichsten Kreationen für ein oder zwei Euro in 0,1-Liter-Gläschen probieren. Dass Craft Beer aus dem Glas getrunken wird, sei ganz entscheidend, erklärt Euler: "80 Prozent des Geschmackssinns kommen über die Nase." Aus der Flasche zu trinken, wäre für den Genuss demnach alles andere als hilfreich.

"Hinter jedem Stand steht ein Profi", erklärt Euler, der für die Experten auch eine andere Bezeichnung parat hat, wie er lachend mitteilt: "Es sind lauter Nerds hier – Bier-Nerds und normale Nerds." Eine Einschätzung, die Alejandro Garcia durchaus teilt. Der 36-Jährige stammt aus Mexiko und braut für Ravenkraft aus Nürnberg. "Meine Familie scherzt immer, dass er ausgerechnet nach Bayern gekommen ist, um Bier zu brauen", sagt seine Frau Lisa Garcia. "Das wäre so, als ob ich nach Mexiko gehen würde, um Tequila herzustellen."

Etwa ein Drittel der Brauereien auf dem Festival stammen aus Nürnberg. "Wir kennen uns alle und sind gut vernetzt", sagt Orca-Brau-Gründer Felix vom Endt. Als Konkurrenten sehen sich die Nürnberger Vertreter der vergleichsweise jungen Craft-Beer-Szene nicht. Im Gegenteil: Um günstigere Preise auszuhandeln, gibt es im Einkauf immer wieder Kooperationen zwischen einzelnen Herstellern.

Auf den Namen kommt es an

Langweilig wird es bei der Suche nach neuen Geschmacksrichtungen nie. Die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt, wie Stefan Rohnalter, Gründer der Bierothek Nürnberg, erklärt. Schwieriger kann dagegen die Suche nach einem Namen werden.

"Nürnbier" ist vielleicht nicht der Gipfel der Kreativität und durchaus naheliegend. Umso überraschter war Rohnalter, als er den Begriff googelte und tatsächlich nur einen Treffer erhielt. "Ein Australier war wohl einmal in Nürnberg und hat den Begriff getwittert", sagt Rohnalter, der sich den Namen daraufhin schützen ließ. Für den Fall, dass der Bierfreund aus Down Under jemals Kontakt zu ihm aufnehmen sollte, stellt er ihm schon einmal Freibier in Aussicht.

Dass Craft Beer nicht nur in Flaschen verkauft wird, beweisen Urs Schreck und Parichat Phinyo. Sie sind die Geschäftsführer der Brauerei Phinyo aus Stockstadt in der Nähe von Darmstadt, die ihre Biere derzeit ausschließlich in Dosen abfüllt. "Dosen sind lichtundurchlässig und sorgen dafür, dass das Bier nicht so schnell altert", sagt Schreck. 

Auch Gin und Wein im Angebot

Beim "Craft Beer Festival" dreht sich aber nicht alles nur ums Bier. "Liebe ist ausverkauft, aber wir hätten noch Gin da", steht auf einem Schild, vor dem viele Besucher stehen bleiben. Sandra Hübner und Jasmin Gerold von der Firma Bembel Gin werben für Gin, der - ganz im Sinne des Kults um den hessischen Apfelwein - nach Apfel schmeckt.

Und sogar Wein wird auf der Messe angeboten. Juan Omrico von der Mainzer Online-Plattform Traubenglück bringt den Besuchern die rheinhessische Weinkultur näher. Während sich die Männer dem Craft-Bier widmen, scherzt Umrico, "können die Frauen ja gerne zu mir kommen".

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