Das sagen Nürnberger zur 15-Kilometer-Regelung

12.1.2021, 09:41 Uhr
Fahrradfahrer, Gassigeher, Spaziergänger und Jogger: Der Volkspark Marienberg erfreut sich bei den Nürnbergern großer Beliebtheit.

© Michael Matejka Fahrradfahrer, Gassigeher, Spaziergänger und Jogger: Der Volkspark Marienberg erfreut sich bei den Nürnbergern großer Beliebtheit.

Kinderlachen, Hundegebell, blauer Himmel. „Und los!“, tönt es über die Wiese. Sebastian und seine drei Mitstreiter treffen sich jeden Sonntagvormittag zum einstündigen Ganzkörpertraining im Marienbergpark. Außer wenn es regnet, dann joggen sie hier.

Alternative zum Fitness-Center

Und zwar seit Corona, als Alternative zum Fitnessstudio. „Irgendetwas muss man ja machen“, sagt der 28-Jährige achselzuckend, „und Ausgleich braucht man immer.“ Mit gebührendem Abstand haben sie ihre bunten Matten auf dem Rasen verteilt. „Wir waren letzte Woche nochmal im Fichtelgebirge“, räumt Philipp ein, „aber wir sind nicht so die Tagesausflügler.“ Und das müsse ja nun auch nicht sein.


Softwareprobleme: Nürnbergs Corona-Inzidenz unter 200


Dass der Marienbergpark im Zuge der Corona-Maßnahmen sich immer größerer Beliebtheit erfreut, stört sie nicht weiter. „Es kann ruhig überfüllt sein, wir finden auf der Wiese schon unseren Platz“, sagt Laura. Schade sei jedoch, dass man alle Trimm-Dich-Geräte gesperrt habe. „Bei den Fußballtoren kann ich ja verstehen, dass man Kontaktsportarten verhindern will, aber an den Geräten trainiert man doch sowieso allein...“

Trotzdem. Die vier Nürnberger nehmen die Corona-Verschärfungen im wahrsten Sinne des Wortes sportlich. „Wir sind zuversichtlich, dass der Inzidenzwert sinkt – und die 15-Kilometer-Regel damit hinfällig ist“, meint die 29-jährige Verena.

Gassigeher, Jogger, Spaziergänger

Nicht nur Sportler, auch Spaziergänger, Familien und Gassigeher genießen die Sonnenstrahlen am Sonntagvormittag. Mit Hund und Kinderwagen schlendert ein Paar aus der Nachbarschaft den Weg entlang. „Wieso wir hier sind? Unsere zweijährige Tochter braucht Abwechslung, und für unsere Hündin Fenja gibt es eine Freifläche“, erzählt der 38-Jährige. „Warum sollten wir dafür extra raus fahren?“, ergänzt seine Frau. „Auch wenn uns nicht alle Corona-Maßnahmen überzeugen, sind wir konsequent und halten uns dran. Gerne schon einen Tag früher.“

Gertrud Meier und Elfriede Muschler aus der Nordstadt, beide über 80, gehören zu den Park-Stammgästen. „Wir laufen hier drei Mal die Woche – und sind froh, dass wir das dürfen“, erzählt Meier. Der Marienbergpark sei wunderschön, auch wenn an manchen Tagen schon eine kleine Völkerwanderung stattfinde.

Treffpunkt Birke

Ihre Walking-Runde endet stets an der großen Birke, die sich vor Wochen mehrere Waldohreulen in luftiger Höhe als Schlafplatz ausgesucht haben. Gerade hocken vier gefiederte Gäste aufgeplustert in den Ästen. „Ist das nicht toll“, schwärmt Muschler. „Ich habe noch nie Eulen in freier Wildbahn gesehen.“ Die 82-jährige Witwe ergänzt auf Nachfrage: „Schon vor Corona war ich es gewohnt, allein zu sein. Normalerweise wären wir jetzt zu viert mit den Stöcken unterwegs und würden noch gemeinsam einen Kaffee trinken gehen. Das vermisse ich schon.“

Mit Blick auf die jüngsten Vorgänge auf dem Hauptmarkt und der Querdenker-Demo sind sich die Seniorinnen einig. „Es ist verantwortungslos, wie sich Einzelne verhalten und alle darunter leiden müssen. Die Polizei sollte strenger eingreifen.“ Die beiden Damen halten sich genau an die Corona-Vorschriften – zum Wohle aller. Und bleiben dem Marienbergpark treu.

Eine 74-jährige Spaziergängerin, die gerade vorbei kommt, bringt es auf den Punkt: „Was soll man machen? Da müssen wir halt durch.“

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