Arbeitslose Zauberer

Der Nürnberger Magier Alexander Lehmann will optimistisch bleiben

2.9.2021, 06:00 Uhr
Alexander Lehmann ist hauptberuflicher Zauberer. Nachdem er wegen der Corona-Pandemie lange nicht auftreten konnte, brennt er nun auf die Zaubergala „Franken staunt“, die in Nürnberg stattfindet.   

© Udo Güldner, NN Alexander Lehmann ist hauptberuflicher Zauberer. Nachdem er wegen der Corona-Pandemie lange nicht auftreten konnte, brennt er nun auf die Zaubergala „Franken staunt“, die in Nürnberg stattfindet.  

Herr Lehmanm, Sie sind doch ein echter Zauberer. Warum zaubern Sie das Coronavirus nicht einfach weg?
Alexander Lehmann: Das wäre natürlich für uns alle schön, wenn das so einfach ginge, aber da vertraue ich dann doch lieber auf die Wissenschaft. Mit ein paar Kartentricks kommt man da nicht weit, befürchte ich.

Wegen der Pandemie und den damit verbundenen Beschränkungen hatte es sich für Sie lange Zeit ausgezaubert. Wie kommt man da als hauptberuflicher Zauberer über die Runden?
Alexander Lehmann: Wir können jetzt seit 1,5 Jahren nicht mehr so auftreten, wie es vor Corona war. In den vergangenen Wochen habe ich mal bei Open-Airs gezaubert oder war auf Kreuzfahrtschiffen auf der Bühne gestanden, aber das ist natürlich nicht das gleiche. Finanziell gesehen habe ich das Glück, in den vergangenen Jahren gut gewirtschaftet zu haben. Außerdem haben wir unsere Zauberschule ziemlich schnell auf komplett digitalen Unterricht umgestellt und das wird sehr gut angenommen.

Wollten denn plötzlich mehr Menschen zaubern lernen? Vielleicht, weil sie sehr viel Zeit Zuhause verbringen mussten?
Alexander Lehmann: Mehr Menschen würde ich gar nicht sagen, wir haben nur den Weg verändert, unseren Schülern das Zaubern beizubringen. Früher haben wie viel in Präsenz gemacht. Seit der Pandemie läuft alles digital und das hat auch sehr gut funktioniert.

Apropos Zauberschule: Ist es nicht ein Kodex unter Zauberern, dass man Tricks nicht verrät?
Alexander Lehmann: Na ja, wenn keiner seine Tricks verraten würde, dann gäbe es bald keine Zauberer mehr. Die Szene ist auch gar nicht so verschlossen, wie viele immer denken.

"Jetzt sind wir zuversichtlich"

Einen Einblick in die Szene kann man vom 17. bis 19. September im Südpunkt bekommen bei „Franken staunt“ - das, so wie es derzeit aussieht, ja tatsächlich stattfinden kann.
Alexander Lehmann: Ja, wir mussten die Veranstaltung heuer schon mehrfach verschieben. Von Januar dieses Jahres zunächst auf März und schließlich von März auf September. Aber jetzt sind wir zuversichtlich, dass es klappt, wenn auch etwas anders als in den Vorjahren.

Was heißt das?
Alexander Lehmann: Vor allem, dass es heuer unser Begleitprogramm, zum Beispiel die Zauberworkshops, nicht geben kann. Und zu unseren drei Gala-Shows können leider weniger Zuschauer kommen. Der Saal hat normalerweise eine Kapazität von 230 bis 240 Personen, wir dürfen wegen der Abstandsregeln pro Show nur 65 Gäste reinlassen.

Lohnt sich das dann finanziell überhaupt?
Alexander Lehmann: Nein, einen Gewinn machen wir damit nicht, eher im Gegenteil. Aber wir wollen zeigen, dass es uns noch gibt. Vor allem unser Stammpublikum hat uns auch während der Pandemie die Treue gehalten und wir wollen da jetzt etwas zurückgeben.

Worauf darf sich das Publikum denn freuen?
Alexander Lehmann: Wir haben auch diesmal wieder Spitzenzauberer vom Mentalmagier bis zum Bauchredner auf der Bühne, aber auch ganz klassische Zauberkunst. Es wird ein ganz bunter Mix.

Mal abgesehen von der Zuschauerzahl, verändert die Corona-Pandemie etwas an der Show an sich?
Alexander Lehmann: Zauberei ist natürlich eine sehr interaktive Kunst. Normalerweise steht man mit dem Publikum in engem Kontakt, holt mal jemanden auf die Bühne oder zeigt einem Gast eine Spielkarte aus der Nähe. Das ist jetzt natürlich alles nicht möglich, weil auch wir die Abstandsregeln einhalten müssen. Diese Maßnahmen machen es deutlich schwieriger mit dem Publikum zu interagieren. Oder auch ein Mentalmagier, der viel mit Mimik und Gestik arbeitet, tut sich schwer, wenn die Menschen im Publikum alle Masken tragen. Aber wir haben unser Programm auf diese Umstände angepasst und bieten trotzdem eine spannende und unterhaltsame Show, denke ich.

"Einige haben mittlerweile einen normalen Beruf"

Sie sagten eingangs, Sie hätten gut gewirtschaftet und kamen deshalb ganz gut durch die Zeit des Lockdowns. Wie ist das bei Kollegen? Hat die Branche viele Zauberer verloren in den vergangenen Monaten?
Alexander Lehmann: Ich weiß von einigen Kollegen, dass sie sich mittlerweile wieder einen normalen Beruf gesucht haben. Die Situation ist aber nicht nur für Zauberer, sondern für die gesamte Kulturszene sehr schwierig. Die ganzen Maßnahmen hat uns aber niemand freiwillig auferlegt und ich denke, man darf den Optimismus nicht verlieren, dass auch wieder bessere Zeiten für uns alle kommen.

Sie haben also nicht überlegt, sich einen anderen Job zu suchen?
Alexander Lehmann: Nein. Ich habe ja, wie gesagt, auch noch die Zauberschule. Außerdem habe ich die auftrittsfreie Zeit auch genutzt, um neues Material zu erarbeiten und an meiner Show zu feilen. Das ist etwas, das im normalen Alltag oft zu kurz kommt.

Dann dürfen sich die Zuschauer im Südpunkt also auf einen ganz neuen Alexander Lehmann freuen?
Alexander Lehmann: Ich werde einige neue Tricks, aber natürlich auch bekannte Klassiker zeigen. Das Coronavirus kann ich damit nicht wegzaubern, aber vielleicht können ich und meine Kollegen es zumindest für einige Stunden aus den Köpfen der Zuschauer verschwinden lassen.

Für die Veranstaltung „Franken staunt“, die vom 17. bis 19. September im Südpunkt, Pillenreuther Straße 147, stattfindet, gibt es noch einige wenige Tickets. Buchungen online unter http://www.frankenstaunt.de/eintrittskarten/