Stadtteil Jobst

Diskussion um Ort für Kinderspielplatz: "Warum denn nicht auf der Hundewiese?"

25.9.2021, 09:59 Uhr
Dieses Areal soll sich in eine große Spielfläche verwandeln. Nicht zu sehen: Rechts daneben, etwas erhöht, liegen Mehrfamilienhäuser der Dr.-Carlo-Schmidstraße. Vor allem die zu erwartenden Geräusche einer geplanten Seilbahn machen den Anwohnern Sorgen.

© Rurik Schnackig Dieses Areal soll sich in eine große Spielfläche verwandeln. Nicht zu sehen: Rechts daneben, etwas erhöht, liegen Mehrfamilienhäuser der Dr.-Carlo-Schmidstraße. Vor allem die zu erwartenden Geräusche einer geplanten Seilbahn machen den Anwohnern Sorgen.

Wohin mit spielenden Kindern im Stadtteil Jobst? Wenn es nach der Meinung einiger Anwohner geht, dann wären sie an einer Hundewiese gut aufgehoben. Doch die Stadt hat einen anderen Platz auf dem Schirm. Das sorgt für verärgerte Bürger und wütende Kommentare bei einer Informationsveranstaltung.

Gut 70 Menschen waren überaus interessiert: Die Informationsveranstaltung der Stadt fand an einem ungewöhnlichen, aber dann doch auch wieder passenden Ort statt: ins Museum Industriekultur hatte die Stadt geladen. Nahe der umstrittenen Wiesenfläche und zwischen einem grasgrünen Porsche und einem weißen Gogomobil. Thematisch passten die Autos gut, denn um Parkplätze ging es am Rande auch.

Angespannte Parkplatzsituation

Genauer: um Minus 12 Parkplätze. So viele würden nämlich nach den aktuellen Plänen am Nordufer des Wöhrder Sees wegfallen. Für einen Spielplatz. Das wollen viele nicht, weil die Parkplatzsituation - auch aktuell durch die Baustellen in der Dr.-Carlo-Schmid-Straße - ohnehin knapp ist. Die Parkplätze dort seien aber nie für die Anwohner gedacht gewesen, erklärt Ronald Höfler, kaufmännischer Werkleiter bei Sör. Sie sollen seit Bestehen den Besuchern der Wöhrder Wiese dienen. Und schon ist man mitten drin, in der Diskussion.

Die Verantwortlichen haben sich für den Abend eine ordentliche Gliederung ausgedacht. Zunächst wollte man informieren, dann wäre Raum für Verständnisfragen gewesen und dann sollte dies in eine Diskussion münden. Doch spürbar hatte sich auf der anderen Seite schon einiges an Ärger angestaut. Immer wieder ertönte aus dem Publikum höhnisches Gelächter, Zwischenrufe wurden laut. Moderator Christian Hörmann aus München hatte gut zu tun, die Teilnehmer runter zu kühlen und sie im Ton zu mäßigen.

Plan seit 1981

Die wichtigste Information bringen Ronald Höfler (Kaufmännischer Werkleiter bei Sör) und Stephanie Hackl von den beauftragten Landschaftsarchitekten „Hackl/Hofmann“ dennoch an die Frau und an den Mann: Ab 2023 oder 2024 soll angrenzend an den genannten Parkplatz ein Spielplatz mit Gesamtkosten von 500.000 Euro gebaut werden - wesentlich kleiner als der Wasserspielplatz, dafür mit Klettermöglichkeiten, Sitzplätzen, Schaukeln, Baumhaus und einer Seilbahn. Möglichst naturnah das Ganze, der Bebauungsplan aus dem Jahr 1981 sieht das vor. Bäume sollen dafür nicht gerodet werden.

Die Nähe zur Wohnbebauung - zu einigen Balkonen sind es keine 50 Meter - bringt die Anwohner in Rage. Sie fürchten die „Lärmbelästigung“ durch Kinder wegen eines Spielplatzes, den es eigentlich gar nicht bräuchte. „Da sind lauter Spielplätze zwischen den Häusern“, sagt ein Teilnehmer. Das ist richtig. Wer durch die Hinterhöfe der Dr.-Carlo-Schmid-Straße läuft, stößt immer wieder auf entsprechende Flächen. „Die waren beim Bau der Häuser verpflichtend“, erklärt Höfler. Doch seien sie klein, nach fast 40 Jahren nicht mehr zeitgemäß - und vor allem: nicht für die Öffentlichkeit.

Senioren ohne Lobby?

Gerade also im Hinblick auf den künftigen Zuzug - durch die Neubauten an der Tafelhalle und auf dem einstigen Brantweinmonopol-Gelände - steige der Bedarf an Spielplätzen für Kinder. Diese wurden übrigens in die Planung mit einbezogen, wie eine Vertreterin des Jugendamtes berichtet. „Klar“, beschwert sich eine Dame, „die Kinder werden gefragt und die Alten können schauen, wo sie bleiben.“

Ein anderer Teilnehmer will mitbekommen haben, dass lediglich Kinder der Montessori Schule abstimmen durften: „Gibt es denn nur noch die Montessori-Schule?“ Ein Vertreter des Montessori-Schule klärt auf: „Die teilnehmenden Kinder kamen von verschiedenen Einrichtungen. Wir haben lediglich auf Bitte des Jugendamtes unsere Räume dafür zur Verfügung gestellt.“

"Wir haben nichts gegen Kinder"

Wir haben wirklich nichts gegen Kinder - aber müssen sie gerade vor unserer Haustür, dem Fenster oder dem Balkon spielen? Ein Satz, der an diesem Abend mehrfach fällt. Genauso wie die „Hundewiese“. Immer wieder betonen Teilnehmer, dass die ein Stück weiter südlich gelegene Fläche doch genau so gut geeignet seien. Weiter weg von ihren Wohnungen. Hier kontert einer der wenigen Befürworter in den Zuschauerreihen: „Dann würden jetzt halt heute andere 70 Leute hier sitzen. Und Hundehalter.“ Höfler und Hackl stimmen zu und schildern, dass die Wegeverbindungen und die Gegebenheiten eindeutig für den anderen Standort sprechen.

Zusätzlich beunruhigt hat die Anwohner, dass zwar der Spielplatz, aber keine sanitäre Einrichtung an dieser Stelle geplant sei. „Ja sauber“, kommentierte ein älterer Herr.

Eine Einigung hat es auch nach drei Stunden Gespräch nicht gegeben. Die Stadt werde die Einwände sammeln und dem Werksausschuss vorlegen, bevor es in die konkrete Planung geht. Und dann muss auch noch das Geld dafür bereit gestellt werden. Frühestens 2023, so Höfler, könne der Baubeginn erfolgen.

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