Ein Ministerium macht auf - und keiner weiß, warum

20.2.2014, 05:58 Uhr
Am Donnerstag öffnet das Heimatministerium.

© News5 / Grundmann Am Donnerstag öffnet das Heimatministerium.

Richard Lugner hat die letzten drei Wochen jeden Arbeitstag im neuen Heimatministerium verbracht. „Ich habe Kabel verlegt oder an der Beleuchtung gearbeitet“, sagt er. Gerade schraubt der Elektriker einen Silberrahmen für die Halogenleuchten des Aufzugs an, der auch von außen betreten werden kann.

Im Prachtbau am Lorenzer Platz riecht es streng nach Kleber und neu verlegtem Teppich. Nur noch der Eingangsbereich darf betreten werden, selbst die beiden kräftigen Männer des Lieferanten stellen ihre Tische und Teppichrollen in der Vorhalle ab. Marion Reichelt vom Wachdienst sorgt dafür, dass sich keiner weiter vorwagt. „Wir sind täglich 24 Stunden bei der Arbeit“, sagt sie, bevor sie die Türe abschließt.

Endlich hat Nürnberg sein eigenes Ministerium — was halten die Bürger davon? „Die in München haben erkannt, dass es auch Franken gibt“, sagt ein Passant im Vorbeigehen. Auch Gertrud Heimerl freut sich: „Das ist keine schlechte Sache“, sagt sie. In der Zeitung hat sie von der Behörde gelesen. Aber was Finanz- und Heimatminister Markus Söder (CSU) hier zukünftig machen will, kann sie sich nicht vorstellen. „Geht es um Arbeitsplätze oder Kultur?“

Anja Grunert schiebt ihren Kinderwagen gerade an dem denkmalgeschützten Bau vorbei. Die Chefin des Café Lorenz ist auf dem Weg zur Arbeit. Sie hat nicht gewusst, dass bald einige Ministeriale in die Nachbarschaft ziehen. Die Gastronomin hat sich daher auch nicht extra auf die 100 Mitarbeiter des Ministeriums vorbereitet: „Wir sind es gewohnt, dass Politiker bei uns zu Mittag essen.“

Heidemarie Eskofier freut sich dagegen über den ein oder anderen Beamten, der bei Küchen-Loesch einkauft. Sie ist schon seit 35 Jahren Dekorateurin und hofft, dass die Region durch das Ministerium gestärkt wird. In ihren Augen ist Franken bis jetzt eher stiefmütterlich behandelt worden. „Da ist es besser, wir geben das Geld für so was als für Krieg aus.“

„Besser als Geld für Krieg“

Um das Geheimnis zu lüften: Die neue Behörde gehört zum Bayerischen Staatsministerium der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat. Markus Söder will am Standort Nürnberg den ländlichen Raum fördern: Egal ob Internetanschlüsse in dünn besiedelten Regionen oder Hilfe für Landkreise, die unter dem Wegzug der Jungen leiden. Er plant auch Heimattage, bei denen sich regionale Kultur präsentieren kann.

Ruth Mihm weiß, wie viele andere, nichts von den Plänen. Sie ist Verkäuferin beim Juwelier J. Kristfeld. Ob mehr Kundschaft kommt, kann sie nicht sagen: „Gehen überhaupt normale Bürger in das Ministerium?“ Eines weiß Mihm aber sicher: „Ich würde Herrn Söder gerne beraten.“

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