Erleichterung groß: Nürnberger Stadtführungen können bald starten

21.5.2020, 05:55 Uhr
Erleichterung groß: Nürnberger Stadtführungen können bald starten

© Foto: Roland Fengler

Aufatmen bei den Stadtführern: Nach zweieinhalb Monaten Zwangspause dürfen sie am 30. Mai wieder loslegen. Noch ist allerdings unklar, unter welchen Bedingungen sie mit ihren Touren starten können. Und unter den finanziellen Folgen der Corona-Krise leiden die Rundgangsleiter ebenfalls. Denn auf staatliche Unterstützung können die zumeist freiberuflichen Mitarbeiter bislang nicht hoffen.

"Die Verzweiflung ist groß", sagt Antje Schirmer vom Vorstand des Vereins der Nürnberger Gästeführer, in dem sich rund 130 Stadtführer zusammengeschlossen haben. Rund die Hälfte davon lebe von der Rundgangsleitung, schätzt Schirmer. "Für sie ist es ein ganz tiefer Fall." Da die Soloselbstständigen keine Betriebskosten haben, fallen sie nach Angaben des Vereins auch aus den staatlichen Hilfsprogrammen heraus. In einem offenen Brief bitten die Stadtführer deshalb Ministerpräsident Markus Söder um Unterstützung und fordern eine Gleichstellung mit den Künstlern, denen bereits eine finanzielle Unterstützung zugesagt wurde.

Dass der Verein jetzt wieder mit seinen Touren starten könne, sei ein Lichtblick, sagt Schirmer, die erst gestern von der Lockerung erfahren hat. Noch sei allerdings offen, an welche Auflagen die Stadtführungen geknüpft sind. Die Vorgaben kommen demnächst aus München, eigene Konzepte hat der Verein längst entwickelt: Plätze ansteuern, auf denen sich der geforderte Mindestabstand einhalten lässt, Mund-Nasen-Schutz für die Teilnehmer und kleinere Gruppen – unter diesen Voraussetzungen könnten Stadtführungen möglich sein, so die Nürnbergerin. "Schließlich sind wir an der frischen Luft." Sie hofft nur, dass nicht auch die Gästeführer mit Maske arbeiten müssen. "Zwei Stunden lang damit zu reden, das ist schon anstrengend."

Auch bei "Geschichte für Alle" freuen sich die Mitarbeiter auf den Neustart und warten auf die Richtlinien aus München. "Wir überlegen schon, wie es funktionieren könnte", sagt Lena Prechsl, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Vereins und wie alle 18 festangestellten Kollegen derzeit in Kurzarbeit. Die vielen freiberuflichen Mitarbeiter stehen aber auch bei "Geschichte für Alle" ohne Unterstützung da. "Wir spüren den Einbruch massiv", sagt Prechsl. Zwar ist der Verein auch in der Forschung aktiv und arbeitet an verschiedenen Projekten mit, doch die Führungen seien das Hauptgeschäft, so Prechsl.

Dass der Sommer noch viel retten kann, glaubt die Historikerin nicht. Zu den Hauptkunden des Vereins zählen Schulklassen und amerikanische Touristen – beide Gruppen werden vermutlich noch eine längere Zeit fehlen. Und Führungen in der bisher üblichen Art und Gruppengröße werde es wohl noch eine Weile nicht geben können, fürchtet Prechsl.

Tourismus in der Krise

Auch die Leiterin der Congress- und Tourismuszentrale geht davon aus, dass neue Formate nötig sind. "Stadtführungen in der bisherigen Größenordnung sind derzeit nicht umzusetzen", sagt Yvonne Coulin, die ohnehin mit negativen Nachrichten leben muss. Neben den Touristen fehlen auch die Geschäftsreisenden, die in Nürnberg normalerweise für viele Übernachtungen sorgen. "Aber dieser Bereich ist ja völlig zum Erliegen gekommen", sagt Coulin und hat dazu Zahlen parat: 50 Prozent der Hotels waren in den vergangenen Wochen trotz Corona für beruflich Reisende geöffnet – und während
dieser Zeit gerade mal zu fünf biszehn Prozent ausgelastet.

Diesen Einbruch könne auch ein bald zaghaft startender Tourismus nicht wettmachen, betont Coulin. "Die Sommermonate sind in Nürnberg internationale Monate." Selbst wenn es dann offiziell möglich sein sollte, werden nicht viele Franzosen, Italiener, Spanier oder Engländer nach Franken kommen, fürchtet die Tourismus-Chefin. "Diese Länder haben ja auch wirtschaftlich stark gelitten." Sprich: Den Menschen fehlt wahrscheinlich das Geld für Urlaubsreisen. "Ich kann mir bei aller Fantasie nicht vorstellen, dass das starke Monate werden."

An Konzepten und Werbekampagnen arbeitet die Congress- und Tourismuszentrale trotzdem, denn wenigstens die deutschen Gäste sollen gute Gründe haben, nach Nürnberg zu reisen. "Urlaub in der Stadt" heißt das Motto, Nürnbergs grüne Seiten, das Umland und die Gastronomie sollen die Besucher locken. "Da haben wir ganz gute Karten", glaubt Coulin, die "auf viele Gäste aus ganz Deutschland" hofft – mögliche Kundschaft auch für die Stadtführer.

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