eSports: Nürnberger gehört zur weltweiten Gaming-Elite

5.10.2017, 08:37 Uhr
"Es ist wie Fußball, aber mit Raketen-Autos": Denis Kara gehört zu den besten eSportlern bei der Rocket-League-WM. Die Spiele werden weltweit im Internet gezeigt, ihre Fan-Gemeine wird immer größer.

© Foto: André de Geare "Es ist wie Fußball, aber mit Raketen-Autos": Denis Kara gehört zu den besten eSportlern bei der Rocket-League-WM. Die Spiele werden weltweit im Internet gezeigt, ihre Fan-Gemeine wird immer größer.

Hallo Denis oder sollte ich lieber "Frag" sagen?

Denis Kara: Man kann mich natürlich mit beiden Namen ansprechen, aber nach der ganzen Zeit gewöhnt man sich eher an seinen Gamertag.

"Frag" ist bei dir ja Programm. Erkläre uns doch deinen Gamer-Namen.

Kara: Der stammt aus meiner Jugendzeit und Counter-Strike. Bei dem Shooter-Spiel wurde eine Eliminierung als "Frag" bezeichnet.

Klingt gefährlich.

Kara: Finde ich auch besser so — vor allem im Hinblick auf meine Gegner.

Apropos gefährlich. Du bist eSportler — schon mal verletzt?

Kara: Verletzt habe ich mich bei eSports noch nicht — aber das gibt’s. Nur nichts Gewaltiges, eher Krämpfe und Fingerverletzungen.

eSports: Mehr als nur "Feierabendzocken"

Wie wird man eSportler?

Kara: Das ist schwer zu sagen. Man sollte sich aber erstens zunächst auf ein Spiel konzentrieren, und sich zweitens bewusst sein, dass es zwischen dem "Feierabendzocken" und Wettbewerben, die total intensiv sind, Unterschiede gibt. Vor allem aber benötigt man Geduld. Denn eSportler wird man nicht in ein paar Wochen.

Wie lief das bei dir?

Kara: Am Anfang steckt man viele Niederlagen ein, doch man nutzt die, um sich weiterzuentwickeln. Ich habe mir gerne Wiederholungen von der Top-Liga angeschaut — um immer ein Ziel vor Augen zu haben. Tatsächlich hat es bei mir auch nur ein Jahr gedauert, um mit anderen mitzuhalten. Beim PlayStation Masters, wo sich die besten Teams oder Spieler gegenüberstehen, habe ich dann den zweiten Platz gemacht. Danach kamen Agenturen, die mich vermarkten wollten.

Jetzt gehörst du zur deutschen und sogar weltweiten Elite.

Kara: Aber nicht einfach so. Ich war schon immer jemand, der gerne Erster werden wollte. Als ich also anfing, in der Rangliste mitzuhalten, habe ich mir ein Team aus Gleichgesinnten aufgebaut und wir fingen an, kleinere Turniere zu spielen — mit Erfolg. Es gab das erste Preisgeld, das mit der Zeit höher wurde. Toll — vor allem, wenn man im Leben bislang nur auf Taschengeld angewiesen war.

Familie unterstützt eSportler

Apropos: Was sagen deine Eltern? Gab doch bestimmt oft Stress.

Kara: Es hatte ja niemals jemand erwartet, dass eSports mal mein Beruf wird. Also war es anfangs, nun ja, schwer. Meine Eltern kannten elektronischen Sport nicht, was ich ihnen dazu erklärt habe, haben sie ignoriert. Damals war ich ja auch noch in der Schule und sie haben mich gebeten, das nicht schleifen zu lassen. Darauf habe ich auch gehört.

Als du dann Erfolg hattest. . .

Kara: . . . haben auch sie mir zugehört. Zurzeit ist mir meine Familie eine große Stütze. Sie begleiten mich zur Weltmeisterschaft, schauen sich jedes Spiel live an — das gilt auch für viele Freunde.

Wichtigste Frage: Was spielst du?

Kara: Aktuell Rocket League. Das ist wie Fußball, aber ohne Spieler, sondern mit drei Autos mit Raketenantrieb am Heck. Das Spiel ist wirklich einfach und gilt als der neue eSport-Boom.

Hand aufs Herz: Es gibt sicher viele, die deinen Sport nicht so ganz ernst nehmen.

Kara: Ja, von vielen wird es nur als "Zocken" angesehen, doch man tut viel mehr. Man muss sehr viel reisen, man muss eine aktive Verbindung zu Fans halten — und natürlich auch der Leistungsdruck, dass andere Spieler hinterherkommen und man deshalb sehr viel trainieren muss.

Wie trainierst du?

Kara: Das kommt darauf an. Im Moment spiele ich mit dem Team "The Juicy Kids" gegen Rivalen in der Rocket League Championship Series, also der Weltmeisterschaft; dabei sind wir täglich bis zu acht Stunden aktiv. Trainieren heißt aber nicht, einfach drauflos spielen. Wir legen einen Tagesplan fest, listen alles auf, an dem wir arbeiten müssen, sehen uns Wiederholungen der Spiele an, notieren Fehler oder vereinbaren private Trainingsspiele gegen andere Topteams, um Taktiken auszuprobieren.

Mit eSports um die Welt

Und wie verdient man damit Geld?

Kara: Der Partnermanager von twitch.tv, einer Gaming-Videostreaming-Seite, sah Talent in mir und bot mir die Möglichkeit, eine Comunity aufzubauen und Geld mit Gaming zu verdienen. Von Juni an folgte dann ein Highlight dem nächsten. Erst wurde ich als einer unter Tausenden ausgewählt, um an einer Eliteserie in London mitzuspielen, dann kam ich ins Team für die Rocket-League-WM und wir landeten trotz über 5000 Teams unter den besten 16, gegen die wir nun acht Wochen lang immer freitags antreten. Obendrein bin ich seit vergangener Woche offiziell Spieler bei Team EnVyUs, einer der erfolgreichsten eSports-Organisationen der Welt.

Klingt gut. Wie viel verdienst du?

Kara: Das darf ich leider nicht verraten, aber es ist mittlerweile eine ganze Menge. Gehalt von der Organisation, Marketing plus Preisgeld. Und man sieht die Welt, Düsseldorf, Krefeld, Duisburg, London, Paris, Amsterdam, Frankfurt, Köln — und wird bezahlt, die Städte zu besuchen.

Was gibt’s dafür?

Kara: Einen vierstelligen Betrag, der sich aber erhöht, je nachdem, wie gut man spielt und was man gewinnt.

Aber ewig kann man wohl nicht vom eSport leben.

Kara: Stimmt, es ist ein sehr riskanter Sport. Deswegen versuche ich bald, die freie Zeit in Bildung umzusetzen. Aber ich vermute mal, dass es mindestens fünf Jahre noch läuft, wie es ist, zumindest in der Rocket League. Außerdem spiele ich ja nicht mehr nur für mich selbst — sondern vertrete mein Team und ganz Deutschland.

Weitere Infos zu Denis Kara gibt es auf Twitter oder Facebook.

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