Flink und freundlich: So stemmen Zusteller die Paketflut

25.11.2019, 05:55 Uhr
Jürgen Finger verteilt im Nürnberger Stadtgebiet Pakete, rund 200 Stück pro Tag. Zeit für kurze Gespräche mit Kunden bleibt dabei kaum.

© Kerstin Freiberger Jürgen Finger verteilt im Nürnberger Stadtgebiet Pakete, rund 200 Stück pro Tag. Zeit für kurze Gespräche mit Kunden bleibt dabei kaum.

Jürgen Finger hat es eilig, knapp 200 Pakete muss er in der Stadt verteilen. Finger springt aus dem gelben Elektro-Postauto, öffnet den Kofferraum, holt das Paket raus, rennt los, klingelt, doch niemand öffnet.

Dann versucht der Postmitarbeiter sein Glück bei einer Nachbarin, die gerade im Garten ist. "Ja klar nehme ich das Paket an", erklärt die freundliche Frau. Finger muss jetzt noch den Empfänger informieren. Er tippt etwas in den Scanner, druckt eine Nachricht aus und wirft diese in den Briefkasten. Erledigt.

Blaue Tonne als Wunschort

Weiter geht es: Finger kann sich beim nächsten Kunden das Klingeln sparen. Denn dieser hat einen Vertrag mit der Post geschlossen und einen Wunschort bestimmt, in diesem Fall eine blaue Tonne direkt neben der Eingangstür. Hier kann der Zusteller die Pakete immer ablegen.


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Für Finger eine einfache Lösung: Der Mann springt wieder raus aus dem Auto, macht den Kofferraum auf, holt das Paket raus und steckt dieses in die blaue Tonne. Schon sitzt er wieder im Auto, der nächste Kunde wartet. Auch dieser hat einen Wunschort bestimmt, aber nur für diese Bestellung. Das Paket soll in der Garage abgelegt werden. Und schon geht es weiter.

Arbeit für Zusteller erleichtern

Nächstes Ziel: eine Post-Filiale. Gleich mehrere Pakete, die bis zu 31,5 Kilogramm schwer sein können, bringt der Zusteller dort los. Empfangen wird er von Zehra Feyer, die in ihrem Laden eine von bundesweit rund 24.000 Post-Filialen betreibt. "Ich bin hier der Briefkasten", erklärt die dunkelhaarige Frau, während sie freundlich die Kunden, die Schlange stehen, bedient.

Manche bringen Pakete und Briefe, andere holen welche ab. "Auch das ist eine Möglichkeit. Der Kunde kann eine Wunschfiliale auswählen und dort dann seine Pakete abholen", erklärt Post-Pressesprecher Erwin Nier. "Die Paketshops und Partnerfilialen werden immer mehr, das sind Partner von uns. Wir haben nur noch drei posteigene Filialen: eine im Bundestag in Berlin, eine bei uns in der Zentrale in Bonn und eine auf der Zugspitze", ergänzt der Pressesprecher.

Die Post will mit verschiedenen Angeboten den Zustellern die Arbeit erleichtern. "Auch für die Kunden hat es Vorteile, sie können zum Beispiel einen Wunschtag wählen, an dem das Paket geliefert wird oder einen Wunschort, an dem dann Pakete abgelegt werden", sagt Nier. Zudem können Pakete in Packstationen oder in Filialen abgeholt werden. Einen Großteil könnten die Zusteller so täglich ausliefern. "Ziel ist, dass möglichst wenig wieder zurückgebracht wird", erklärt Nier.

 

 

Weil im Paketbereich die Sendungsmengen von rund 2,2 Millionen vor zehn Jahren auf aktuell über fünf Millionen täglich gestiegen sind, wurden die Gebiete, die ein Zusteller betreut, verkleinert.

Ein anstrengender Job

Mitarbeiter müssten zwar mehr Pakete als vorher austragen, dafür aber weniger Strecke zurücklegen. Auf dem Land bringt der Postbote Pakete und Briefe. In der Stadt sind Zusteller, wie Jürgen Finger, entweder nur für Pakete oder nur für Briefe zuständig.

Einen Großteil seiner 200 Pakete hat Finger verteilt. Dass der Job anstrengend ist und dass der Briefträger keine Zeit mehr hat, mit jedem Kunden eine Viertelstunde zu reden, das weiß auch Pressesprecher Nier.

Doch er ist stolz auf seine Mitarbeiter: "Die meisten machen einen ganz guten Job, vor allem in der bevorstehenden Weihnachtszeit." Nier versichert, dass im Normalfall keiner der deutschlandweit rund 223.000 Mitarbeiter länger als zehn Stunden pro Tag arbeitet: "Ist die Menge nicht zu schaffen, dann wird abgebrochen und der Rest geht ausnahmsweise erst am nächsten Tag raus."

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