Formel E am Norisring? Nürnberg gibt grünes Licht

17.1.2018, 11:09 Uhr
Formel E am Norisring? Nürnberg gibt grünes Licht

© Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa

Bereits vor eineinhalb Jahren war der Stadtkurs rund um den Dutzendteich als Austragungsort eines Laufes der elektrogetriebenen Rennsport-Serie im Gespräch. Damals aber vergaben die Entscheider das grüne Event nach Berlin – getreu dem Auftrag der Serie, die aus Marketinggründen in den Metropolen dieser Welt von Rom über Paris und New York gastiert und das Thema Elektromobilität möglichst vielen Menschen näher bringen will. Nürnberg passt da auf den ersten Blick nicht in diese Reihe, kam Ende Dezember nach der Absage der Veranstaltung in der kanadischen Millionenstadt Montreal aber erneut ins Gespräch.

Seitdem hat Oliver Schielein kaum noch eine freie Minute. Der Chef einer Vermarktungsagentur, der selbst viele Jahre am Steuer eines Rennautos saß, besitzt durch sein Engagement im Deutschen Tourenwagenmasters DTM hervorragende Kontakte in der Szene. Der Anfrage folgten Gespräche mit dem Motorsport Club Nürnberg und der Stadt mit Oberbürgermeister Ulrich Maly an der Spitze. Ergebnis: Alle Beteiligten geben grünes Licht für das am 30. Juni geplante Debüt der Formel E am Norisring.

Der hiesige Motorsport Club fungiert als eine Art Dienstleister, in dem er die nötige Infrastruktur stellt und die Überwachung durch Streckenposten organisiert. Allein durch die zeitliche Nähe zu dem nur eine Woche zuvor stattfindenden DTM-Wochenende am Norisring ergeben sich für alle Beteiligten Vorteile. Teile der Tribünen und des Fahrerlagers würden für eine Woche stehen bleiben, die anfallenden Kosten wären mit veranschlagten zwei Millionen Euro deutlich unter dem, was das Budget für das Rennen in Berlin mit sieben Millionen vorsieht. "Wir sind bestens gerüstet", findet MCN-Vorstand Wolfgang Schlosser, der sich die Formel E in Nürnberg noch aus einem anderen Grund sehr gut vorstellen kann.

Mit den in der Elektromobilität sehr verwobenen und zudem in der Formel E engagierten Firmen Schaeffler, Bosch, Siemens, BMW und Semikron wäre im fränkischen Monaco die Nähe zu den Partnern aus der Industrie hergestellt. "Die wären alle schwer begeistert", glaubt Schlosser nach ersten ihm bekannten Rückmeldungen. "Das ist schon ein Pfund, mit dem wir wuchern können", meint auch Oliver Schielein.

Ein Kurs mit Tradition und Charisma

Noch aber ist keine Entscheidung gefallen. Neben der Variante, das ausgefallene Rennen in Nürnberg auszutragen, bieten sich noch andere Möglichkeiten. Die ersatzlose Streichung käme der Serie zweifellos am billigsten, spräche aber gegen das Reglement mit zwölf Läufen und müsste erst von Partnern und Sponsoren abgesegnet werden. Ein Doppel-Wochenende mit zwei statt einem Rennen an einem der bereits feststehenden Rennorte gilt als durchaus praktikabel. Dagegen scheinen Nürnbergs ebenfalls angefragte Mitbewerber wie Donington und Brands Hatch in England schon aus dem Spiel zu sein, weil dort erst von Grund auf geplant werden müsste und eine Umsetzung in nur wenigen Monaten nicht realistisch ist.

Nürnbergs großer Vorteil ist die bereits vorhandene Strecke im Herzen der Stadt. Ein Kurs mit Tradition und Charisma, international bekannt und seit Jahrzehnten bei Motorsportfreunden in aller Welt beliebt. Das könnte sich auch die bislang eher ein Schattendasein fristende Formel E zu Nutze machen und für sich einen Mehrwert schaffen. "Nirgendwo sonst ist ein Rennen so schnell und so attraktiv umzusetzen wie am Norisring", sieht Oliver Schielein das von Nürnberg gebotene Gesamtpaket von Wirtschaftlichkeit, Ambiente und sportlich reizvollem Auftrag als "Alternative Nummer eins". Man wird sehen, ob dieser Umstand vom Entscheidungsgremium aus Sponsoren und Renndirektoren der Formel E genauso eingeschätzt wird.

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