Fränkische Umfrage: Wer wird CDU-Parteivorsitzender?

15.1.2021, 12:22 Uhr
Die Kandidaten Friedrich Merz, Armin Laschet und Norbert Röttgen (von links) nach einer Diskussionsrunde im Konrad-Adenauer-Haus.

© Michael Kappeler Die Kandidaten Friedrich Merz, Armin Laschet und Norbert Röttgen (von links) nach einer Diskussionsrunde im Konrad-Adenauer-Haus.

"Es ist ein sehr spannendes Rennen, in dem es keinen Favoriten gibt", sagt Andreas Krieglstein, Fraktionschef der CSU im Nürnberger Stadtrat, über die Wahl auf dem digitalen Parteitag. Letztlich tippt er auf eine Entscheidung zwischen Merz und Laschet.

CSU-Fraktionschef Andreas Krieglstein

CSU-Fraktionschef Andreas Krieglstein

Krieglstein glaubt aber, dass alle Kandidaten Luft nach oben haben, "wenn sie ein überzeugender Parteivorsitzender sein wollen". Gerade in der Kommunikation mit den Bürgern sieht er Defizite. "Laschet muss deutlicher machen, für was er einsteht. Merz fehle es an Regierungserfahrung, der bereits 2009 aus dem Bundestag ausgeschiedene Ex-Fraktionsvorsitzende sei generell zu lange aus dem Geschäft. Außerdem hält Krieglstein die Merz-Kritik an Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht für den richtigen Weg. "Wahlen werden in der Mitte gewonnen." Röttgen sei trotz seiner Erfahrungen als früherer Bundesminister eher ein Fachpolitiker. Dass er zuletzt in den Umfragen aufgeholt habe, "liegt eher an der Schwäche der beiden anderen", glaubt Krieglstein.

Brehm tippt auf Laschet

SPD-Partei- und Fraktionsvorsitzender Thorsten Brehm

SPD-Partei- und Fraktionsvorsitzender Thorsten Brehm © LUDWIG OLAH

Der Nürnberger SPD-Parteichef Thorsten Brehm hält Röttgen ebenfalls für chancenlos. "Da spielt der Nicht-Bewerber Jens Spahn eine größere Rolle." Er tippt auf Laschet als neuen Vorsitzenden: "Es gibt in der CDU den Wunsch nach inhaltlicher Kontinuität. Zudem sei er Chef des größten Landesverbandes Nordrhein-Westfalen, das dürfte für den NRW-Ministerpräsidenten sprechen, auch wenn Merz bei den ostdeutschen Landesverbänden punkten sollte. Im Wahlkampf könnte ein CDU-Kanzlerkandidat Merz der SPD freilich helfen, das wäre "das größte Kontrastprogramm zur Sozialdemokratie", sagt Brehm. Aber "die Kompromissfindung nach der Bundestagswahl", die ja auch ohne Neuauflage einer schwarz-roten Koalition nötig sei (etwa im Bundesrat), wäre mit Laschet einfacher. Zudem hat Brehm die Sorge, dass Merz ausgerechnet in Zeiten der Corona-Pandemie den Sozialstaat schwächen will.

Mletzko befürchtet die Wahl von Merz

Grünen-Fraktionschef Achim Mletzko

Grünen-Fraktionschef Achim Mletzko © Rudi Ott

Auch Achim Mletzko gehört nicht dem Fanlager von Merz an: "Ich befürchte aber, dass er gewinnt, das wäre für mich ganz schrecklich." Der Fraktionsvorsitzende der Grünen hält den 65-Jährigen für einen "erzkonservativen, aus dem letzten Jahrhundert stammenden, abgehobenen Ex-Politiker". Dagegen sei Laschet jemand, "mit dem man gut zurechtkommen kann". Ein Bündnis aus Schwarzen und Grünen sei mit ihm oder Röttgen als CDU-Frontmann leichter vorstellbar als mit Merz. Röttgen könne zwar "wahnsinnig anstrengend" sein, aber "das sind wir auch manchmal", sagt Mletzko schmunzelnd. Letztlich aber glaubt er, dass die beiden anderen gegen Merz "nur Außenseiterchancen" hätten.

Flach Gomez: Es ist egal, wer es wird

Kathrin Flach Gomez, Parteisprecherin der bayerischen Linken und Stadträtin

Kathrin Flach Gomez, Parteisprecherin der bayerischen Linken und Stadträtin

Stadträtin Kathrin Flach Gomez tippt ebenfalls auf Merz. Die bayerische Landeschefin der Linken denkt aber, dass sich alle drei Kandidaten ohnehin nicht so groß unterscheiden. "Sie machen Politik für die Wirtschaft, nicht für die Mehrheit der Menschen. Die anderen beiden Kandidaten bieten bloß weniger Angriffsfläche als Merz. Insofern ist es egal, wer es wird, auch wenn ich Merz kritischer sehe." Laschet sei "recht farblos", Röttgen habe den Makel, 2012 von Merkel als Bundesumweltminister "abgesägt" worden zu sein.

Hübscher: Laschet macht das Rennen

AfD-Stadtrat Roland-Alexander Hübscher

AfD-Stadtrat Roland-Alexander Hübscher

"Ich habe eine Vermutung und eine Präferenz", sagt Roland-Alexander Hübscher, Sprecher der AfD-Gruppe im Stadtrat, im Hinblick auf das Ergebnis vom Samstag. "Den Delegierten wird es um Sicherheit gehen, was ihre eigenen Karrierechancen angeht. Daher denke ich, dass Armin Laschet das Rennen machen wird." Merz sei für viele eine "große Unbekannte". Von den Positionen her hält Hübscher den Senior aus dem Bewerbertrio jedoch für überzeugender. Dass die Union unter der Führung von Merz einen Rechtsschwenk hinlegen könnte, der womöglich der AfD nachhaltig Wähler kostet, glaubt Hübscher nicht. Immerhin müsste sich auch eine von Merz geführte CDU Koalitionsoptionen mit Grünen und der SPD offenhalten.

Sormaz: Keine überzeugende Kandidatenriege

FDP-Stadtrat Ümit Sormaz

FDP-Stadtrat Ümit Sormaz © Roland Fengler

FDP-Stadtrat Ümit Sormaz wiederum denkt, dass Merz wegen seiner wirtschaftspolitischen Expertise vorne liegen könnte. "Röttgen ist sympathisch, aber es fehlen die klaren Kanten. Laschet steht für ein ,Weiter so’. Es läuft auf Merz hinaus." Insgesamt findet Sormaz die CDU-Kandidatenriege jedoch nicht besonders überzeugend, da auch Merz keine Optimalbesetzung sei: "Er ist nicht mehr der Jüngste und lange aus der Politik raus." Die aktuelle Politik nötige den Bürgern viel ab, man benötige Konzepte für eine Zukunft nach der Corona-Pandemie: Das vermisst Sormaz, der auch dem Nürnberger Kreisvorstand der Liberalen angehört, bei den Bewerbern: "Aufbruchstimmung erzeugt keiner der drei."

Forster: Die Wahl spielt eine untergeordnete Rolle

Dr. Elmar Forster, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Mittelfranken

Dr. Elmar Forster, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Mittelfranken © Stefan Hippel

Für Dr. Elmar Forster, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Mittelfranken, ist nicht die Wahl des Parteivorsitzenden entscheidend. Viel wichtiger sei für ihn die Politik, die letztendlich gemacht wird: "Die Wahl eines Parteivorsitzenden ist zwar interessant, spielt aber für das Handwerk keine ausschlaggebende Rolle. Wichtig ist für uns, dass in Berlin eine wirtschaftsfreundliche Politik gemacht wird, die unsere Betriebe von Bürokratie entlastet und die richtigen ordnungspolitischen Leitplanken setzt." Von größerer Bedeutung sei für ihn in diesem Zusammenhang der Ausgang der Bundestagswahl im Herbst, "nicht die Wahl eines Parteivorsitzenden."

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