Fridays for Future-Demo in Nürnberg: "Zeit läuft uns davon"

25.9.2020, 17:02 Uhr
Rund 1500 Demonstranten zogen in Nürnberg vom Färbertor durch den Frauentorgraben bis zum Rathenauplatz.

© André De Geare Rund 1500 Demonstranten zogen in Nürnberg vom Färbertor durch den Frauentorgraben bis zum Rathenauplatz.

In Nürnberg gingen rund 1500 Menschen auf die Straße, sie sorgten mit ihrem Protest für erhebliche Verkehrsbehinderungen in der Innenstadt. In Sachen Hygiene ging es bei der Demo vorbildlich zu: Die Teilnehmer waren mit Maske und reichlich Abstand unterwegs. Damit die nötige Distanz eingehalten wird, hatten die Organisatoren die entsprechenden Stellen auf der Straße zuvor sogar mit Kreuzen markiert.

Auch wenn die Veranstalter die Pandemie also ernst nehmen: In ihrer eigenen Arbeit fühlen sie sich durch die Corona-Krise ein Stück weit ausgebremst. "Seit Corona werden alle anderen Themen ignoriert", kritisiert zum Beispiel Konstantin, 13 Jahre alt und seit einem Jahr in der Protestbewegung aktiv. Dabei sei gerade jetzt der Zeitpunkt optimal, um die Wende hin zu mehr Nachhaltigkeit zu schaffen, findet der Schüler. Die Wirtschaft sei ohnehin in der Krise. "Und wenn wir jetzt nicht handeln, können wir schon in wenigen Jahren die Entwicklung nicht mehr stoppen." Dann nämlich sei der "Point of no return" erreicht.

"Beide Krisen müssen bekämpft werden", betont Vincent Gewert, einer der Sprecher von "Fridays for future Nürnberg". Der Student hat ein Jahr in einem Klimaschutzprojekt auf den Fidschi-Inseln mitgearbeitet — und war nah dran an den Auswirkungen des Klimawandels.

"Eskalation droht"

"Ich habe da die Angst vor den Folgen selbst mitgekriegt", sagt der 20-Jährige, der ebenso wie seine Mitstreiter davon ausgeht, dass sich vor allem im "globalen Süden" die Probleme schnell verschärfen werden. "In der Klimakrise läuft uns die Zeit davon. Schon eine Erwärmung von zwei Grad kostet Millionen Menschenleben und riskiert eine unkontrollierbare Eskalation des Klimas." Die Corona–Krise habe gezeigt, dass die Regierung entschlossen handeln könne, das müsse sie jetzt auch im Bereich Klimaschutz tun. Bislang jedoch sei die Klimapolitik "ein Witz", sagt Fabia Klein, Sprecherin von Fridays for Future Deutschland. Statt entschlossen zu handeln, sei nur "ein lächerliches Klimapäckchen" vorgelegt worden.

In München wurde wegen der dort deutlich gestiegenen Infektionszahlen eine geplante Großdemonstration abgesagt, statt dessen versammelten sich rund 500 Menschen auf der Theresienwiese. In Berlin nahmen laut Klein 10.000 Menschen an einer Fahrraddemo teil.

In Nürnberg zogen die Demonstranten vom Färbertor durch den Frauentorgraben Richtung Rathenauplatz und zurück. Unter die überwiegend jüngeren Teilnehmer hatten sich auch einige ältere gemischt. Seit der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl engagiere sie sich für eine Energiewende, sagt Tina Langmann-Ende. Es müsse endlich etwas geschehen, betont die 70-Jährige. "An der Politik könnte ich verzweifeln."

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