Für mehr als eine halbe Million: Eibacher Kirche saniert

14.1.2021, 10:00 Uhr
Der evangelische Pfarrer Benjamin Schimmel hat seine Gottesdienste ein Jahr lang in der katholischen Kirche St. Walburga abgehalten. Jetzt ist er in die Johanneskirche zurückgekehrt.

© Roland Fengler, NNZ Der evangelische Pfarrer Benjamin Schimmel hat seine Gottesdienste ein Jahr lang in der katholischen Kirche St. Walburga abgehalten. Jetzt ist er in die Johanneskirche zurückgekehrt.

Das halbe Jahrtausend ist fast voll. 2024 wird die Johanneskirche in Eibach 500 Jahre alt - zumindest ihr Name. Seitdem ist das Baudenkmal aus fränkischem Sandstein Johannes dem Täufer gewidmet. Mit der Reformation in Nürnberg war auch Eibach protestantisch geworden.

Markante Kirchturmspitze

Tatsächlich ist die Kirche aber noch älter, schon 1343 wurde sie errichtet, und damals der der Heiligen Barbara und der Heiligen Katharina gewidmet war.

Doch ihr Alter ist der Kirche kaum anzusehen. Neuerdings. Der Grund ist die Renovierung. Mit dem Gottesdienst zum Erntedankfest hat die Kirche vor eineinhalb Jahren ihre Türen schließen müssen.

Jedes Detail in der 675 Jahre alten Kirche strahlt inzwischen in neuem Glanz.

Jedes Detail in der 675 Jahre alten Kirche strahlt inzwischen in neuem Glanz. © Roland Fengler, NNZ

Zu viel war veraltet. Kein Wunder, ist die Johanneskirche im Südwesten der Stadt eine der wenigen Kirchen im Großraum Nürnberg, die selbst den Zweiten Weltkrieg beinahe unbeschadet überstanden haben.

Auch wenn nicht alles original ist. Angefangen bei der markanten Kirchturmspitze, die das Satteldach ersetzt hat, das vor 400 Jahren im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde.

Kirchturm ist der älteste Teil

Der Teil des Kirchturms, der verschont geblieben ist, gehört zu den ältesten Teilen des Baus. Das hat sich bei einer Untersuchung zur Sanierung der Wandmalereien im gotischen Chorraum ergeben, erinnert sich Benjamin Schimmel. "Dabei wurde immer wieder deutlich, wie viel von der originalen Bausubstanz erhalten ist", sagt der Pfarrer der Eibacher Kirche stolz.

Die Wandmalereien sind in guten Zustand, "der unbedingt erhaltens- und sanierungswert ist". Das hat der Termin mit der Denkmalschutzbehörde damals ergeben. Dabei hat sich auch gezeigt: Anders als angekommen ist nicht der Chor, sondern sind die unteren Geschosse des Turms der älteste Teil der Kirche.


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Auch der ist seit Herbst 2019 eine Baustelle. Schon nach wenigen Wochen ist der Kirchenraum nicht wiederzuerkennen. Bänke, Kronleuchter, Sakristeischränke - alles verschwindet. Die Orgel wird „eingehaust“, die Arbeiten an der neuen Heizung beginnen. Die ist ein wichtiger Bestandteil der Sanierung. Und ein arbeitsintensiver, weil breitere Heizungsschächte nötig sind.

Einen ersten Eindruck davon bekommen die Mitglieder im Sommer. Und was für einen: "Der Raum war so zu sehen, wie er im 15. Jahrhundert geplant und geschaffen wurde: mit dem Altar im Zentrum." Im August öffnet die Johanneskirche wieder, aber ohne Treffen - und ohne Sitzgelegenheiten, da zu dem Zeitpunkt die Bänke noch einen neuen Anstrich bekommen haben. Pfarrer Benjamin Schimmel sieht aber auch das positiv: "Wir konnten durch die Bestuhlung auch die Abstände in der Kirche während Corona gut regeln."

Komplett saniert: die Eibacher Johanneskirche.

Komplett saniert: die Eibacher Johanneskirche. © Roland Fengler, NNZ

Da durch die Pandemie auch in der Kirche viel abgesagt werden musste, hat der Umbau die Gemeinde tatsächlich weniger getroffen. Zumal die ohnehin bei der katholischen Kirche in Eibach Zuflucht gefunden hat. "Unsere Gottesdienste haben wir in St. Walburga abgehalten", sagt Schimmel. Ein Beispiel für das gute ökumenische Miteinander im Stadtteil.

Den ersten kompletten Gottesdienst in der Johanneskirche hat Benjamin Schimmel genau ein Jahr nach Beginn der Sanierungsarbeiten abgehalten, wiederum an Erntedank. Mit frisch gestrichenen Emporen, Bänken, mit neuer Elektrik, besserer Akustik. "Vor allem ist inzwischen die Restaurierung der gotischen Wandmalereien im Chorraum fertig", sagt Schimmel stolz.

In der Region einzigartige Malereien

Die Malereien aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts machen die Johanneskirche besonders - und wurden deshalb besonders aufwendig wieder hergestellt. "Sie wurden mit Laser- und Schwammtechnik gereinigt, danach die vielen kleinen Löcher und Hohlräume verfüllt", sagt Schimmel.


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Die Folge: denkmalpflegerische Mehrkosten in Höhe von 157.000 Euro. Eine große Summe für die Kirchengemeinde in Eibach, die 350.000 Euro der Sanierungskosten in Höhe von 650.000 Euro selbst trägt. Auch durch viele Spenden.

Hilfe kommt nun von der Bayerischen Landesstiftung. Die bezuschusst die Innenrenovierung mit 14.100 Euro, teilt der Nürnberger Landtagsabgeordnete Jürgen Kohler mit. Und zwar "weil dem Baudenkmal eine überregionale Bedeutung beigemessen wird".

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