Gemüse per Knopfdruck: So rettet eine Fränkin ihr Geschäft

28.11.2020, 06:00 Uhr
Ursula Opitz hat nun einen 24-Stunden-Laden - dank zweier Lebensmittelautomaten!

© Stefan Hippel Ursula Opitz hat nun einen 24-Stunden-Laden - dank zweier Lebensmittelautomaten!

Ursula Opitz hat jetzt einen eigenen Laden. Der besteht hauptsächlich aus zwei Automaten, die die Gemüse- und Obsthändlerin seit einem knappen Monat auf ihrem Hof stehen hat. Für sie gehört diese Art des Verkaufs zur Zukunft. Gerade in Zeiten von Corona, das auch ihren Betrieb hart getroffen hat.

Frau Opitz, Sie betreiben einen Gemüsehandel in dritter Generation. Aber Sie ernten nicht mehr.

Ursula Opitz: Richtig. Felder haben wir schon noch, aber wir betreiben sie nicht selbst, sondern habe sie an andere Landwirte verpachtet, von denen wir dann wiederum unser Gemüse beziehen. 2002 haben wir den Betrieb umgestellt.

Und wie genau?

Von hier kommen die Backwaren im Laden.

Von hier kommen die Backwaren im Laden.

Opitz: Wir verkaufen Obst und Gemüse. Unser Geschäftskern ist die Gastronomie, Großküchen sowie Schausteller. Die erhalten unsere Produkte küchenfertig und als Rohware direkt geliefert. Wir schneiden Zwiebeln, schälen und vierteln Kartoffeln, zerkleinern Salat, Weißkraut, Karotten.

Das schnippeln Sie alles selber?

Opitz: Dafür haben wir Menschen und Maschinen. Leider stehen die Maschinen im Moment wieder meistens still.


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Wegen Corona.

Opitz: Ja, genau. Der erste Lockdown war hart, da ist unser Geschäft um 98 Prozent eingebrochen: kein Volksfest, kein Gäubodenfest, die Restaurants geschlossen. Dabei hatten wir schon Waren eingekauft. Die Hilfen, die wir bekommen haben, haben wir zu großen Teilen ans Personal weitergegeben.

Wie läuft es jetzt?

Opitz: Wie bekommen es natürlich wieder zu spüren. Aber immerhin haben wir jetzt einen weiteren Betriebszweig: zwei Automaten.

Ist Ihnen die Idee im Lockdown gekommen?

Ursula Opitz zusammen mit Luis Böcklein von der Bäckerei Meichsner, der in dem Laden auch Backwaren vertreibt.

Ursula Opitz zusammen mit Luis Böcklein von der Bäckerei Meichsner, der in dem Laden auch Backwaren vertreibt. © Stefan Hippel, NNZ

Opitz: Ja, tatsächlich. Außerdem haben wir vorne auf unserem Hof einen Raum, den ich extra dafür herrichten konnte und mich richtig ausleben kann. Seit vier Wochen steht er. Und die Kunden sind begeistert.

Was gibt es dort?

Opitz: Natürlich unser Gemüse, also zum Beispiel Kohlrabi und Karotten. Aber ich wecke auch ein, lege ein. Wir haben Rote Beete, Kürbissuppe, bunten Blumenkohl, selbstgemachte Marmeladen. Und viele Backwaren.

Sie backen auch?

Opitz: Das macht mein Schwager, der hat eine große Bäckerei, vor allem für Hotels und Restaurants. Er hat dieselben Probleme im Moment. Und freut sich, dass die Leute bei uns seine Plätzchen und Stollen kaufen. Bei uns ist das wie ein kleiner Laden. Ich arbeite auch mit einem Imker zusammen. Außerdem gibt's die schnellen Gerichte von TV-Koch Rainer Mörtel.

Und bezahlt wird am Automat?

Opitz: Bei den Automaten bezahlt man mit Münzen, Scheinen und Karte, der Rest im Laden ist Vertrauen und wird in eine Kasse geschmissen.

Einfach so?

Opitz: Die Leute sind ehrlich! Und dankbar, sie kommen richtig zum Einkaufen her. Ich fülle täglich nach, am Wochenende sogar mehrmals.

Wann wird denn gekauft?

Opitz: Die ganze Zeit. Die Letzten höre ich nachts um 23 Uhr vorfahren, die ersten treffe ich, wenn ich um 4 Uhr die Automaten befülle. Ein Paar kommt sogar aus Cadolzburg, weil unser Laden so lieblich ist, sagen sie.

Automaten sind ja nicht neu, viele Landwirte haben inzwischen einen. Ist das die Zukunft?

Opitz: Ja, das ist sie. Die Menschen wollen zu jeder Zeit einkaufen können.

Kosten Produkte am Automaten nicht mehr?

Opitz: Also bei uns gibt es das Kilo Karotten für einen Euro. Ich gehe zwar selbst nicht oft einkaufen, aber die Kunden sagen, dass wir nicht teurer sind als im Einzelhandel.

Info

Der kleine Automaten-Laden von Ursula Opitz steht in Thon bei Gemüse Böcklein in der Mittelstraße 56.

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