Hanffester Streit: Stadt hat Ärger mit Cannabis-Aktivisten

27.9.2017, 05:52 Uhr
Hanffester Streit: Stadt hat Ärger mit Cannabis-Aktivisten

© Screenshot: Facebook.com/cscnbgeV

Der Aufkleber ist irritierend. Der halbierte Adler neben den rot-weißen Querstreifen hat statt der Flügel und Schwanzfedern — grüne Hanfblätter. "Wir machen damit keine Werbung für Marihuana", sagt CSC-Vorsitzender Alex Götz (30). Niemand habe die Stadt provozieren wollen. 

Das für historische Symbole zuständige Organisationsamt reagierte allerdings empfindlich. "Wir fordern Sie auf, das von Ihnen widerrechtlich benutzte Wappen unverzüglich von ihrer Facebookseite zu löschen sowie die Aufkleber zu entfernen", steht in dem Brief, der "kostenpflichtige Maßnahmen" androht. "Diese Verwendung ist nun wirklich nicht im Sinne des Erfinders", sagt Amtsmitarbeiter Reinhard Loreth auf Anfrage. Er habe schon mehrere Anrufe von Bürgern bekommen, die wissen wollten, ob die Stadt neuerdings für Marihuana werbe.

Wie das sogenannte Kleine Nürnberger Stadtwappen auszusehen hat, ist genau geregelt. Es zeigt "links den halben schwarzen Reichsadler mit roter Zunge, goldenem Fang und goldenem Schnabel, während die andere Hälfte fünfmal schräg rechts geteilt" ist. Von einem Adler mit Cannabis-Flügeln: keine Rede. Vereinschef Alex Götz aber pocht in Sachen Hanfblätter auf die künstlerische Freiheit. Man wolle eine friedliche Lösung, sagt er.

Es komme selten vor, dass er einschreiten müsse, sagt Reinhard Loreth vom Organisationsamt. Vor Jahren habe ein Unternehmen der Rotlicht-Branche auf seiner Internetseite das Stadtwappen gezeigt. Es musste entfernt werden. Loreth dazu: "Wir sind als Stadt ja für viele Dienstleistungen zuständig." Auf dem erotischen Feld halte sich die Kommune aber zurück. Mit dem CSC wolle man sich gütlich einigen. Doch am Ende könnte ein Zwangsgeld drohen. 

Und wer darf das Stadtwappen überhaupt benutzen? Eine Satzung aus dem Jahr 2002 regelt das genau. "Nur für heraldisch und künstlerisch einwandfreie Darstellungen" werde eine Genehmigung erteilt, heißt es da. Loreth nennt als Beispiel aus dem gewerblichen Bereich Gaststätten, die regionale Produkte anbieten. Sie müssten allerdings eine Gebühr bezahlen. Gemeinnützige Vereine bekommen das Wahrzeichen kostenlos, wenn sie vorher artig fragen. 

Der Cannabis Social Club vermutet hinter dem amtlichen Veto einen weiteren Versuch, "es den Kiffern nicht zu leicht zu machen", wie Alex Götz ironisch sagt. Dabei sei der CSC ein Patientenverein, der Krebs- und Schmerzpatienten dabei helfe, legal und via Arztrezept an den schmerzlindernden und appetitanregenden Stoff zu kommen. 

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