Haus befallen: Eichenprozessionsspinner in Nürnberg entdeckt

14.5.2018, 19:57 Uhr
Um sich zu schützen trug die Feuerwehr sogenannte Kontaminationsschutzanzüge.

© ToMa/Reitmayer Um sich zu schützen trug die Feuerwehr sogenannte Kontaminationsschutzanzüge.

Es sind durchaus groteske Bilder. Männer in gelben Kontaminationsschutzanzügen klettern Bäume an der vielbefahrenen Gibitzenhofstraße ab. Immer wieder saugen sie mit Atemschutzmasken über dem Gesicht in das Geäst, feinsäuberlich, bis sie komplett von den dichten Netzen befreit sind. Sogar eine Drehleiter der Feuerwehr rückte an, die Straße musste abgeriegelt werden. Ein enormer Aufwand, dabei geht es eigentlich nur um einen etwa drei Zentimeter großen Falter - den Eichenprozessionsspinner. 

Nürnberg gilt eigentlich nicht mehr als Problemzone, die Raupen werden in der Stadt mittlerweile eher selten entdeckt. Die Zahl der Tiere hat in den vergangenen Jahren abgenommen, wissen Experten. Vor etwa fünf Jahren war das noch anders. Besonders rund um den Dutzendteich tauchte der Spinner immer wieder auf, teils mussten die Tiere sogar abgeflammt werden. 

So sieht er aus, der Eichenprozessionsspinner.

So sieht er aus, der Eichenprozessionsspinner. © dpa

In Gibitzenhof mussten Retter nun aber doch einmal wieder ausrücken. Eigentlich beginnt die klassische Eichenprozessionsspinner-Saison erst Anfang Juni, an zwei Bäumen an der Gibitzenhofstraße machte sich der Falter aber jetzt schon breit, webte die eher kleinen Eichen komplett ein. Auch die Fassade des Mehrfamilienhauses befiel der Falter. Durchaus gefährlich für Menschen, denn die Brennhaare verursachen schmerzhafte Hautreizungen. Noch gefährlicher: Wenn die feinen Härchen eingeatmet werden, drohen ernsthafte Krankheiten wie Asthma oder Bronchitis. Auch deshalb betreiben Städte in betroffenen Zonen einen enormen Aufwand, um den Spinner auszurotten - etwa indem Schädlingsbekämpfungsmittel mit Helikoptern ausgebracht werden. 

"Nicht unter den Bäumen aufhalten!"

In Nürnberg rückte am Montagnachmittag die Feuerwehr an. Normalerweise, betonen die Retter, werde dafür eine externe Fachfirma hinzugezogen. Weil dort aber spontan niemand Zeit hatte, musste die Feuerwehr selbst ran. Von der Drehleiter aus saugten mehrere Einsatzkräfte den Baum und die Fassade ab - eine mühevolle Kleinstarbeit. Mehrere Stunden werde der Einsatz noch dauern, sagen die Retter, so lange, bis von den Eichenprozessionsspinnern keine Gefahr für Menschen mehr ausgeht. Um Anwohner zu warnen, prangen jetzt orangene Schilder an der Gibitzenhofstraße. "Nicht unter den Bäumen aufhalten!", steht darauf. "Raupen und Nester nicht berühren." 

Wesentlich häufiger als der gefährliche Eichenprozessionsspinner taucht die sogenannte Gespinstmotte in Nürnberg auf. Auch sie webt Bäume komplett ein, bis sie unter den feinen weißen Fäden verschwinden. Die Motte ist aber völlig ungiftig. 

Die Gibitzenhofstraße blieb während der Aktion der Feuerwehr mehrere Stunden gesperrt. Auch die Buslinie 68 musste einen Umweg nehmen, einige Haltestellen konnten kurzzeitig nicht bedient werden. 

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