Heimliche Mitschnitte: Betrüger fordern Geld von Nürnberger Senior

8.7.2020, 14:06 Uhr

Über Monate hinweg haben mutmaßliche Callcenter-Betrüger einen Mann aus Nürnberg immer wieder angerufen und versucht, ihn zum Abschluss verschiedener Abos zu bringen.

Die ungewollten Anrufe begannen für den 79-Jährigen im vergangenen Sommer. Weder die Nummer noch die Anruferin seien dem Mann bekannt gewesen, so die Polizei.

Diese habe sich als Angestellte eines Gewinnspielunternehmens vorgestellt und den Mann aufgefordert, ein Abo für eine Lotterie abzuschließen. Bis zum Frühjahr 2020 bekam der Nürnberger Senior immer wieder Anrufe zu diesem Zweck - doch er lehnte jedes Mal ab.

Doch die Betrüger, die die Telefongespräche heimlich aufgezeichnet hatten, schnitten die Unterhaltungen so zusammen, dass ein scheinbarer Vertragsabschluss zu Stande kam. Dabei benutzten sie mehrfach das Wort "ja", das der Mann in völlig anderem Kontext verwendet hatte.

Gespräche heimlich aufgezeichnet

So bekam er schließlich Post von der vermeintlichen Firma, die ihn darüber informierte, er habe eine "Tipprente" abgeschlossen, für die nun monatlich 69 Euro von seinem Konto eingezogen werden sollten. Die Adresse des Nürnbergers hätten die Täter im Verlauf der Telefongespräche in Erfahrung gebracht, so die Polizei.

Der 79-Jährige, der inzwischen mit Hilfe eines Rechtsbeistandes mehrfach Widerspruch gegen das angeblich abgeschlossenen Abos eingelegt hatte, erstattete Strafanzeige. Eine Analyse der Polizei konnte belegen, dass der scheinbare Vertragsabschluss aus ganz unterschiedlichen Gesprächen zusammengeschnitten war.

"Da der Senior niemals mit der Aufzeichnung der Telefonate einverstanden war, wurde durch das zuständige Betrugskommissariat in Nürnberg zusätzlich noch ein Strafverfahren wegen der Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes eingeleitet", wie die Polizei mitteilte.

"Ich höre Sie" statt "ja"

Gegen die Betrügerbande laufen offenbar auch außerhalb von Nürnberg Ermittlungsverfahren.

Die Polizei Mittelfranken rät, auf ungewollte Telefonanrufe nicht einzugehen und sich auf keinen Fall zu Geschäftsabschlüssen am Telefon drängen zu lassen.

Des Weiteren rät die Polizei dazu, auf Fragen von unbekannten Anrufern, zum Beispiel "Können Sie mich hören?" nicht mit "ja", sondern beispielsweise mit "Ich höre Sie" zu antworten.

Wer von ungewollten Anrufen belästigt werde, könne die Funktion seines Telefonanbieters nutzen, Nummern sperren zu lassen. Und zuletzt rät die Polizei dazu, Angehörige über die Gefahren durch Telefonbetrug zu informieren und im Fall des Falles selbst Anzeige zu erstatten.