ICE-Werk in Nürnberg: Abgeordneter kontert BN-Kritik an Mega-Projekt

6.10.2020, 19:30 Uhr
ICE-Werk in Nürnberg: Abgeordneter kontert BN-Kritik an Mega-Projekt

© Jörg Carstensen/dpa

Das, was die Bahn im Nürnberger Südosten plant, ist gewaltig. Auf 460.000 Quadratmetern soll dort eines der modernsten Zug-Instandhaltungswerke Europas entstehen - und mit der Ansiedlung gut 450 Jobs im Großraum geschaffen werden. Klimaneutral soll es sein, das neue Werk, technisch auf dem aktuellsten Stand. Doch zwischen dem 400-Millionen-Euro Projekt und seiner Realisierung steht: ein Bannwald. Bereis am Montag kündigt Oberbürgermeister Marcus König an, dass für die Hallen auch Bäume weichen müssen. "Wir werden Ökonomie und Ökologie zusammenbringen", sagt Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU).

Naturschützer aber sind skeptisch. Fischbach, sagt etwa der Bund Naturschutz (BN), sei absolut kein geeigneter Standort für das Werk. Grundsätzlich begrüßen die Aktivisten das neue Werk - aber eben nicht dort, wo es derzeit geplant wird. Sollte die Bahn an dem favorisierten Gelände festhalten, "werden wir vorgehen", sagte BN-Regionalreferent Tom Konopka. "Wir müssen schauen, wo es hingesetzt werden kann, ohne Schaden anzurichten."

Wird Nürnberg wichtigster Knotenpunkt in Bayern?

Es droht Ärger rund um das neue ICE-Werk. Natur gegen Industrie, Wald gegen Arbeitsplätze. Jetzt meldet sich auch der Bundestagsabgeordnete Michael Frieser zu Wort. "Die reflexartige Ankündigung des Bundes Naturschutz, gegen die Wahl von Nürnberg-Fischbach als Standort für ein hochmodernes ICE-Instandhaltungswerk vorzugehen, ist ernüchternd", sagt der CSU-Politiker. Er spricht von einem positiven Signal für die Verkehrswende.

Nürnberg, sagt Frieser, könne durch das neue ICE-Werk "der wichtigste Bahnknotenpunkt in Bayern werden". Er ist zuversichtlich, dass sich Naturschutz und das Projekt unter einen Hut bringen lassen. Stadt, Bahn und Staatsregierung haben etwa bereits ökologische Ausgleichsflächen zugesichert - anderswo sollen also Bäume gepflanzt werden. Auch die Isolierung der Hallen solle naturfreundlich gestaltet werden.

Die Grundsatz-Kritik des Bund Naturschutz versteht Frieser nicht. "Den Standort Fischbach aber bereits im Vornherein kategorisch auszuschließen, ist mit Blick auf die Notwendigkeit einer modernen Infrastruktur für eine klimaschonende Mobilität aber zu kurzfristig gedacht", sagt der Abgeordnete. "Im weiteren Verfahren wird es darauf ankommen, die Bedenken der Nürnberger Bevölkerung und der Naturschützer ernst zu nehmen."

Verwandte Themen