"Kaufhaus der Zukunft": Wie geht es mit Nürnbergs Karstadt weiter?

27.6.2020, 17:33 Uhr
Die Stadt Nürnberg will unter anderem die Eingangssituation bei der Karstadt-Filiale an der Lorenzkirche verbessern.

© Roland Fengler, NNZ Die Stadt Nürnberg will unter anderem die Eingangssituation bei der Karstadt-Filiale an der Lorenzkirche verbessern.

"Wir kämpfen für Karstadt", erklärt Oberbürgermeister Marcus König. Er hat mit dem Vermieter des Karstadt-Hauses an der Lorenzkirche, dem RFR-Fonds in den Vereinigten Staaten und "den Eigentümern im Hintergrund", telefoniert und sieht durchaus positive Signale: "Ich kann mir ein Entgegenkommen des Vermieters vorstellen", meinte König nach den Telefonaten auf Anfrage der Lokalredaktion. "Wir bleiben auch weiter mit allen Beteiligten im Gespräch", so König.

Darüber hinaus will die Stadt Nürnberg nichts unversucht lassen, um der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH auch bestmögliche Rahmenbedingungen für den Weiterbetrieb "einer noch attraktiveren Filiale an der Lorenzkirche" zu bieten. Die Schließung wäre für den Einkaufsstandort Nürnberg ein herber Verlust. Daher hat sich Marcus König in einem weiteren Schreiben an Galeria Karstadt Kaufhof gewandt und Möglichkeiten erläutert, die die Stadt im Umfeld des Standorts realisieren könnte.

"Wir wollen helfen, dass hier ein ‚Kaufhaus der Zukunft‘ Erfolg haben kann", so König in dem Brief. Das Stadtoberhaupt schlägt vor, die Eingangssituation zur Karolinenstraße zu verbessern. Vor Jahren habe es dazu bereits Überlegungen gegeben, die aus verschiedenen Gründen nicht realisiert wurden. König: "Wir wollen diese gerne wiederaufnehmen und dazu beitragen, dass Karstadt hier eine moderne, zeitgemäße Eingangssituation bekommt, auch was das Hörmannsgässchen, also den Durchgang zur Adlerstraße, betrifft."

Verteilergeschoss aufwerten

Auch das U-Bahnverteilergeschoss nimmt die Stadt Nürnberg in den Blick. König erklärt: "Der direkte Zugang von der Karstadt-Filiale zur U-Bahn ist ein großes Plus für den Standort. Das Verteilergeschoss ist sehr in die Jahre gekommen und bedarf einer qualitativen Aufwertung." In der Vergangenheit habe es Diskussionen zwischen Karstadt und der Stadt um die Kostenaufteilung gegeben. "Ich bin sehr daran interessiert, den Gesprächsfaden wiederaufzunehmen."

Bau- und Planungsreferent Daniel F. Ulrich sagt dazu: "Auch aus planerischer Sicht der Stadt Nürnberg ist eindeutiges Ziel der Erhalt der Einzelhandelsnutzung, idealerweise mit dem Partner Karstadt." Der Baureferent Ulrich erteilt (wie bereits berichtet) der Idee einer Wohnnutzung eine klare Absage: "Auch eine Mischimmobilie mit Büros oder Wohnen ist für diese zentrale Lage kein sinnvoller Ansatz. Das ist eine Eins-a-Einkaufslage, als solche wollen wir sie erhalten."


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Ebenso bricht Wirtschaftsreferent Michael Fraas eine Lanze für den Fortbestand: "Der Einzelhandel in der Nürnberger Innenstadt braucht hier einen starken Anker und Frequenzbringer wie Karstadt. Nürnberg hat unter den 20 größten deutschen Städten die höchste Einkaufszentralität. Das ist vor allem der Innenstadt als Kundenmagnet und damit auch Karstadt zu verdanken."

Parteien engagieren sich

Auch die Parteien machen sich für den Verbleib von Karstadt stark. Die SPD hatte bereits angekündigt, den betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zur Seite zu stehen und "im Rahmen unserer Möglichkeiten" Unterstützung zu leisten.

Ähnlich äußern sich Bündnis 90/Die Grünen, die den Beschäftigten ebenfalls ihre Unterstützung zusagen, um eine Schließung abzuwenden. Außerdem möchten sie einen Bericht des Oberbürgermeisters darüber, was seine Gespräche mit dem Betriebsrat und ver.di ergeben haben oder aus welchen Gründen sich die Vermieter weigern, die Mietpreise der beiden Karstadt-Häuser zeitweise zu senken.

Als eine der "bittersten Stunden in der Geschichte des Nürnberger Einzelhandels" bezeichnet Jürgen Dörfler von den Freien Wählern die mögliche Schließung der beiden Einkaufsmagneten. Dörfler hat deshalb Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger um Unterstützung im Gespräch mit den Vermietern der Nürnberger Karstadt-Standorte gebeten. Aiwanger habe das zugesagt.

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