Kinobesuch wird bezahlt: Das lohnt sich!

1.10.2014, 12:04 Uhr
Wenig Platz, viele Medikamente: bei der Massentierhaltung ist es die Regel. Mit einer Film-Aktion will Martin Weinmann Menschen zum Nachdenken über den Umgang mit Tieren anregen.

© dpa Wenig Platz, viele Medikamente: bei der Massentierhaltung ist es die Regel. Mit einer Film-Aktion will Martin Weinmann Menschen zum Nachdenken über den Umgang mit Tieren anregen.

An diesem Tag wird im Multiplexkino die Dokumentation "Earthlings" gezeigt. In ihrem Fokus stehen die Missstände im Umgang mit Tieren durch den Menschen. Wer sich für zehn Euro einen Platz reserviert, der kann sich nach der Vorstellung auf Wunsch 20 Euro auszahlen lassen.

"Ziel der Aktion ist es, die Zuschauer zum Nachdenken anzuregen", erläutert Projektinitiator Weinmann: "Es ist wichtig, dass die Menschen sich bewusst werden, dass das ständige Verlangen nach billigem Fleisch und Milchprodukten gravierende Folgen hat."

Die mehrfach ausgezeichnete US-Dokumentation ist bereits neun Jahre alt. An Aktualität hat sie nicht verloren, findet der Nürnberger: "Der Film ‘Earthlings‘ zeigt die Wahrheit." Ob als Nahrungsquelle, für die Kleidung, in der Forschung oder in ihrer Unterhaltungsrolle in Zirkussen und Zoos, "die Bedürfnisse der Tiere werden aus Profitgründen und dem menschlichen Verlangen nach tierischen Produkten völlig missachtet", empört sich Weinmann.

Dem Zuschauer werden teilweise sehr eindringliche Bilder gezeigt. "Ich kann mir vorstellen, dass sich bei dem einen oder anderen möglicherweise ein Unwohlsein einstellen wird", sagt der 49-Jährige und fügt hinzu: "Was ist aber eine kurze Zeitspanne möglichen Unwohlseins im Vergleich zu dem, was die Tiere tagtäglich in der Massenhaltung bis zu ihrem Tod erleiden müssen?"

Weinmann, der früher das Lokal "Wacht am Rhein" führte und heute eine Diskothek in Nürnberg betreibt, ist bereits seit 14 Jahren Vegetarier. Ein Bild in der Zeitung hat ihn damals dazu bewogen, kein Fleisch mehr zu essen. Seit etwa zwölf Wochen lebt er vegan. Der Projektleiter ist überzeugt davon, dass ein veganer Lebensstil wesentlich gesünder ist: "Das belegen Jahrzehnte lange Studien. Nach Meinung vieler renommierter Wissenschaftler könnte man sogar den Welthunger und die Umweltzerstörung aufhalten oder zumindest deutlich verlangsamen."

Mit dem "Earthlings"-Projekt fiel für Weinmann die Entscheidung, sich "für Tier und Mensch einzusetzen". Weinmann beklagt zwar die selektive Wahrnehmung der Menschen im Umgang mit Tieren, ist darüber aber nicht verwundert. Schuld daran sei die gezielte Desinformation des Verbrauchers durch die Industrie und deren Lobby in der Politik. "Industrie und Politik gehen Hand in Hand und prägen so das Bild. 98 Prozent der Fleischprodukte kommen aus der Massentierhaltung. Dessen muss man sich bewusst sein. Die glücklichen Nutztiere gibt es nur in der Werbung."

Bei der Aktion am Freitag geht es Weinmann nicht darum, Menschen dazu zu bewegen, vegan oder vegetarisch zu leben. "Wir wollen niemanden belehren oder überzeugen, sondern nur zum Nachdenken anregen. Die Zuschauer sollen von den weltweiten Missständen erfahren, sich ihr eigenes Bild machen und sich fragen, ob der Geschmack die Konsequenzen rechtfertigt." Auf die Idee, "Earthlings" in Nürnberg zu zeigen, kam er, nachdem er von dem gleichen Projekt in Hamburg erfahren hat. Dort verlief die Aktion erfolgreich. "Das hat mich inspiriert", betont der Nürnberger.

Weinmann bekommt für seine Bemühungen viel Zuspruch und Unterstützung in sozialen Netzwerken wie Facebook. Für das Film-Projekt ist es ihm gelungen, viele Freiwillige zu finden, die ihn unterstützen. Als Kooperationspartner konnte er "Animals Liberty" gewinnen.

Verschiedene Infostände und ein veganes Kuchen-Buffet, das den Zuschauern vor und nach der Vorstellung angeboten wird, sollen ebenfalls Kinobesucher am Freitag dazu bewegen, sich auch spontan für "Earthlings" zu entscheiden - und vielleicht auch zum Tierschutz beizutragen. Etwa indem sie darauf verzichten, sich die 20 Euro am Ende des Films auszahlen zu lassen. Das Geld fließt dann zu 100 Prozent in die Weiterfinanzierung des gemeinnützigen Projektes ein, versichert Weinmann: "Es soll ja keine Eintagsfliege werden. An einer Umsetzung in weiteren deutschen Städten wird bereits gearbeitet. Wir wollen die Aufklärung vorantreiben. Das ist das Mindeste, was wir Menschen den Tieren schuldig sind!"

Platzreservierung unter
www.earthling.yapsody.com

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