Kirchweih-Festzug in Langwasser fällt erneut aus

6.3.2019, 05:45 Uhr
Kirchweih-Festzug in Langwasser fällt erneut aus

© Archivfoto: Stefan Hippel

Ein Unglück kommt selten allein. Das musste nun auch Gerhard Berr feststellen. Denn der stellvertretende Vorsitzende des Bürgervereins Langwasser muss schon das zweite Jahr in Folge verkünden, dass der beliebte Festumzug - traditionell einer der Höhepunkte der Kirchweih in Langwasser - ausfallen muss. Anders als beispielsweise bei den Kärwas im Knoblauchsland, sind es hier nicht die zuletzt immer strengeren Sicherheitsauflagen für Umzugswagen, die für Probleme sorgen.

Das Problem, das die Veranstaltung 2018 verhinderte - wegen der Baustelle Gemeinschaftshaus fehlte es an einer sicheren und großen Sammlungsfläche für die Zugteilnehmer - ist mittlerweile ebenfalls aus der Welt. "Die wbg hätte uns heuer ihren Parkplatz zur Verfügung gestellt", berichtet Gerhard Berr. Dennoch sieht sich der BV-Vizechef erneut nicht in der Lage, zum großen Gaudiwurm durch Langwasser einzuladen. Hintergrund sind dieses Mal erfolglose Verhandlungen zwischen dem Bürgerverein und dem langjährigen Festwirt Reinhard Gschrey, bei denen es buchstäblich um die Wurst ging. Genauer gesagt: um Wurstsemmeln und Freibier.

Die will nämlich Gschrey, der die Kirchweih in Langwasser immerhin schon seit 18 Jahren bespielt, den Musikern und anderen Zugteilnehmern nicht mehr kostenlos zur Verfügung stellen. Zumindest nicht in dem bisherigen Ausmaß, betont der Festwirt. 500 kostenlose Wurstsemmeln und ebenso viele Liter Freibier seien eben keine Kleinigkeit, die man einfach mal aus der Portokasse zahlt. Zumal die Kirchweih längst nicht mehr so lukrativ sei, wie früher, erklärt er: "Der Bierverkauf ist seit Jahren rückläufig. Vor 15 Jahren etwa haben wir in Langwasser mehr als doppelt so viel ausgeschenkt wie heute."

Kein Freibier mehr

Zudem habe er im vergangenen Jahr, als der Festzug erstmals ausfiel, bemerkt, welche Folgen das auf die Geschäfte im Festzelt hat: Nämlich keine, fasst es Gschrey zusammen. Darum ist er nicht mehr bereit, Freibier und Gratis-Proviant im Wert von "gut 7000 Euro" zu spendieren. "Da stecken wir lieber weiter Geld in den Seniorennachmittag", sagt der Festwirt, der bei diesem Anlass jedem der durchschnittlich 400 älteren Besucher eine Halbe Bier spendiert.


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Gerhard Berr und seinen ehrenamtlichen Mitstreitern hilft das freilich nicht weiter. Durch den Ausstieg des Festwirts und des Schaustellerverbands, fehlen ihm plötzlich rund zwei Drittel des erforderlichen Etats in Höhe von rund 10.000 Euro. Das Geld ist nötig, da Langwasser im Gegensatz zu anderen Stadtteilen mit Kärwa-Umzügen weder eigene Kapellen und Spielmannszüge hat, noch auf solche aus Nachbarortschaften zurückgreifen kann, sei er auf Teilnehmer aus der ganzen Region angewiesen. Denen aber, so Berr, müsse der Bürgerverein ja zumindest bei den Kosten für Anreise oder die Verpflegung vor Ort entgegenkommen. Was bei bis zu 700 Menschen nicht billig ist.

Die volle Summe selbst zu übernehmen, komme wiederum nicht infrage, sagt der BV-Vizechef: "Wir sind zwar der mitgliederstärkste Bürgerverein und haben Beiträge und andere Einnahmen", sagt Berr. Aber als gemeinnütziger Verein habe man auch ein "breit gefächertes Spektrum an Aufgaben im Stadtteil" zu erfüllen und könne es sich nicht leisten, so viel Geld nur für einen Festzug auszugeben. Darum habe man schweren Herzens beschlossen, ihn erneut auszusetzen.

Bürgerverein lehnt kommerzielle Veranstaltung ab

Festwirt und Schaustellerverband betonen zwar, dass andere Lösungen denkbar gewesen wären, wie zum Beispiel weniger Zugteilnehmer und somit weniger Verpflegungskosten, berichtet Reinhard Gschrey. Oder eine stärkere Beteiligung von Unternehmen. Doch eine "rein kommerzielle Veranstaltung" lehne der Bürgerverein ab, betont Gerhard Berr: "Wir wollen einen traditionellen Festzug mit Trachten und Vereinen und keinen Firmenpräsentationszug." Stattdessen will er lieber versuchen, für 2020 Sponsoren an Land zu ziehen. "Denn erhalten", so Berr, "wollen wir unseren Festzug auf jeden Fall."

Bilder aus dem Jahr 2015: 

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