Konzept: So wollen Nürnbergs Schulen Corona trotzen

16.8.2020, 05:10 Uhr
Konzept: So wollen Nürnbergs Schulen Corona trotzen

© Foto: Sven Hoppe/dpa

" Für Michael Kaiser, Mitarbeiter im städtischen Schulreferat, ist das die große Lehre aus der Corona-Krise. "Das haben mir alle Schulleitungen unisono so gesagt." Mit dem neuen Schuljahr soll laut Kaiser und Thomas Reichert, dem Leiter des staatlichen Schulamts, ab dem 8. September nach Möglichkeit der Regelbetrieb an den Schulen wieder aufgenommen werden.

"Unser Grundplan ist, dass mit dem Schulbeginn wieder alle Kinder in die Schule gehen und in voller Klassenstärke unterrichtet werden", sagt Kaiser. Aber man könne freilich nicht voraussagen, ob das Infektionsgeschehen dieses Vorhaben zulässt. Mit konkreten Regelungen durch das bayerische Kultusministerium rechnen Kaiser und Reichert erst in der letzten August- oder der ersten Septemberwoche. Durch den späten Schulstart in Bayern habe man den Vorteil, so Reichert, "dass wir schauen können, was in den anderen Bundesländern passiert".

"Fürchterliche Schichtwechsel"

Auch in Sachen Mund- und Nasenschutz warten Reichert und Kaiser noch auf Vorgaben. Bis zur Sommerpause galt die Maskenpflicht nur auf dem Schulgelände, nicht jedoch während des Unterrichts. Reichert könnte sich hier ein differenzierteres Regelwerk vorstellen. Etwa, dass Jugendliche Masken auch in den Klassenzimmern tragen müssen, Grundschüler aber nicht.

Es sei schwierig, Kinder und junge Erwachsene einfach in einen Topf zu werfen, findet der Amtsleiter, der in Nürnberg für die 51 staatlichen Grundschulen und die 23 Mittelschulen zuständig ist.

Falls man die Klassen wegen der Infektionsgefahr doch wieder teilen muss, hält Reichert den wöchentlichen Wechsel der zwei Gruppen – die eine lernt vor Ort, die andere daheim – für die beste Lösung. Dieses System, das Reichert in seinem Zuständigkeitsbereich bis zu den Sommerferien praktizierte, schaffe Planungssicherheit für Kinder, Eltern und Arbeitgeber.

Und man habe weniger Hygieneaufwand, als wenn man beispielsweise die einen vormittags, die anderen nachmittags in die Schule lässt. In einem solchen Szenario sei man dauernd am Putzen, sagt Reichert. "So ein Schichtwechsel ist fürchterlich", findet auch Kaiser, der ebenfalls einen wöchentlichen Wechsel der Gruppen bevorzugt – das sei aber an den Realschulen und Gymnasien nicht so einheitlich möglich und müsse vor Ort entschieden werden.

Gar nicht genug Räume

Obwohl Kaiser und der Amtsleiter überzeugt sind, dass digitale Angebote den Präsenzunterricht allenfalls ergänzen, aber nicht ersetzen können, werde man im Fall von nötigen Klassentrennungen nicht um Distanzunterricht herum kommen. Man habe gar nicht genug Räume, um eine doppelte Zahl von Gruppen vor Ort in den Schulen zu unterrichten, sagt Kaiser, der als persönlicher Mitarbeiter von Interims-Schulreferent Michael Fraas (CSU) fungiert.

Die beengten Räumlichkeiten in manchen Gebäuden könnten auch dazu führen, dass für die Erstklässler der Schulstart anders verläuft als für frühere Generationen. In einer Grundschule in Röthenbach an der Pegnitz dürfen die ABC-Schützen zum Beispiel nur einen Elternteil zur Einschulung mitbringen. Vorgaben von staatlicher oder städtischer Seite gebe es hier nicht, sagen Kaiser und Reichert. Das müssten die Schulleitungen nach ihren jeweiligen örtlichen Gegebenheiten entscheiden. Reichert wirbt um Verständnis für mögliche Restriktionen: "Es gibt Bereiche im Leben, in denen wir momentan Verzicht üben müssen."

"Das reicht für vier Wochen"

Jedenfalls betonen Kaiser und Reichert, auf den Schulstart vorbereitet zu sein. Das Schulreferat – die Stadt ist als Sachaufwandsträger auch an den staatlichen Schulen für die Ausstattung zuständig – habe den Schulen ausreichend Hygienematerial zur Verfügung gestellt ("das reicht für vier Wochen") und sorge derzeit dafür, dass auch in den Schulhöfen Hinweisschilder an die Maskenpflicht erinnern.

Obgleich Reichert und Kaiser den Präsenzunterricht für nicht ersetzbar halten, dürften sie begrüßen, dass die Bundesregierung den Bereich des digitalen Lernens ausbauen will. Bei einem Schulgipfel mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), SPD-Chefin Saskia Esken und Bildungspolitikern wurde vereinbart, dass man Lehrer mit passenden Laptops ausstatten, Schülern einen bezahlbaren Internetzugang ermöglichen und alle Schulen an das schnelle Internet anbinden möchte.

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