Kritik an Nürnberger Sommertagen: Netz läuft bereits heiß

29.7.2020, 06:00 Uhr
Kritik an Nürnberger Sommertagen: Netz läuft bereits heiß

Verständnislos reagiert etwa Christine R. auf den fünfwöchigen Rummel. Auf alles müsse man momentan verzichten, "aber auf das Halligalli kann nicht verzichtet werden?", fragt sie. An die Künstler, Musiker, Autoren, Schauspieler, die auch keine Einnahmen hätten, denke niemand.

 

 

Online-Leser "Olaf Happybiker" schließt sich ironisch an. Das mache natürlich "voll Sinn: Stadtteilfeste wegen Corona verbieten und dafür dezentrales Volksfest auf dem zentralen Hauptmarkt". Ebenfalls via Internet kritisiert "Krikri", dass politische Versammlungen mit hohen Auflagen belegt würden, wenn sie überhaupt stattfinden dürften: "Aber hey — Hauptsache Riesenrad fahren! Geht feiern und denkt nicht nach — so lautet das königliche Edikt."

Mit gegenseitiger Rücksichtnahme könne es schön werden, findet dagegen Leserin Sonja K. und User "Baumblatt" schließt sich an: Die "Sommertage" erlaubten es den Schaustellern, ihre Geschäfte an Stellen mit Publikumsverkehr aufzustellen und Geld in die Kasse zu bekommen. Gastronomen dürften das schon seit zwei Monaten wieder. Im überfüllten VAG Bus oder im Supermarkt sei das Ansteckungsrisiko weit höher als unter freiem Himmel am Hauptmarkt oder auf der Insel Schütt, schreibt Leser Dieter Filipiak.

Als "Gründlacher" fragt wiederum ein Kritiker: "Wer traut sich, jetzt noch die Notbremse zu ziehen?" Wenn das der Maßstab strengster Pandemie-Vorsichtsmassnahmen sei, seien alle anderen Regeln lächerlich. Übrig blieben wegbleibende Kunden in den Läden, eine angeschlagene Stadtführung und eine verlorene Bewerbung als Kulturhauptstadt. "Also, nochmal: Wer zieht die Notbremse? Oder ist es schon zu spät?"

Hart ins Gericht geht auch "Wyzard" mit der Stadtspitze. Was hier gemacht werde, sei grob fahrlässig, findet er, vor allem, wenn man sich die momentane Entwicklung zur zweiten großen Welle hin anschaue. OB Marcus König und die übrigen Beteiligten seien "keine Volksvertretung, sondern eine Volksgefährdung!".


Dezentrales Volksfest in Nürnberg sorgt für Unmut bei Händlern


Die Infektionszahlen steigen "und was macht Nürnberg? Feiert sich dafür, in der Innenstadt ein Volksfest zu feiern", schreibt ein Online-User. Dass sich die Stadt auf diesen "Kuhhandel" einlasse, versteht ein empörter "Wahlfranke" nicht. Unbeeindruckt von der aktuellen Corona-Problematik verlege man ohne Not ein Volksfest in die beengte Innenstadt. "Ein Ausbruch und diese Schnapsidee ist Geschichte." Für "absurd" hält "Chamaeleon123" das dezentrale Volksfest, das am Freitag beginnt. "Cocktails to go" seien in der Innenstadt verboten, ein Volksfest am Hauptmarkt erlaubt. Zitat: "Wie viele Schnäpse muss man getrunken haben, um auf so eine Idee zu kommen?"

Leserin G. Cicetti hält dagegen. Endlich tue die Stadtführung etwas, um die Menschen zu erfreuen und Schaustellern Verdienstmöglichkeiten zu geben. Doch statt froh zu sein, "dass wir endlich einen Bürgermeister haben, der sich richtig engagiert", gehe sofort ein Shitstorm nieder. "Nicht jeder möchte zum Lachen in den Keller..."

Leser Ulf R. Kugler prophezeit, dass das City-Volksfest ein "Franken-Ischgl" werden könnte. Das Virus werde Nürnberger und Urlauber treffen, die zusammen Riesenrad und Achterbahn fahren. Er fragt: "Hätte Maly das zugelassen?"

Nürnberg sei schon vor der Krise zum "Eventplatz" verkommen, so Leserin Heidi Schönknecht. Die Innenstadt und vor allem der gebeutelte Hauptmarkt müsse Gemüse-, Blumen- und Lebensmittelmarkt bleiben. Sie hofft, dass die Bürger darüber abstimmen können, "ob wir dieses unnötige Spektakel wirklich wollen und ob Kommerz wichtiger ist als Gesundheit". Die Stadt sei schlecht beraten, das findet Leserin Karin Fetzer; bestimmt hätte sich ein anderer Platz für Achterbahn und Riesenrad gefunden, damit "unsere schöne Frauenkirche und das Männleinlaufen nicht total in den Hintergrund gerückt" werden.

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