Kult-Biergarten: Nürnberger Club-Betreiber beleben "s'Gärtla" neu

26.8.2020, 16:01 Uhr
So sollen die kleine Bühne, die Parzellen und das Gelände vom ehemaligen "s'Gärtla" bald aussehen. 

So sollen die kleine Bühne, die Parzellen und das Gelände vom ehemaligen "s'Gärtla" bald aussehen. 

Wer Corona überstehen will, der braucht Kreativität. Das gilt auch für Nürnbergs Club-Szene. Die Boxen in den Diskotheken sind verstummt, gefeiert wird erlaubterweise allenfalls noch in kleinen geschlossenen Gesellschaften. Das, was die Macher des "Hinz X Kunz" gemeinsam mit Christian Wagner von der "Barcode Union" in der ehemaligen Kult-Gaststätte "s'Gärtla" planen, ist durchaus besonders. In den kommenden Tagen werden in dem Biergarten am Max-Morlock-Stadion bis zu 50 kleine Parzellen aufgestellt, die jeweils Platz für bis zu zehn Leute bieten. Einige sind eingezäunt, manche überdacht, die meisten urig - und in der Mitte der kleinen Schrebergarten-Stadt steht eine Bühne.


Endgültiges Aus: "s'Gärtla" bleibt wohl für immer dicht


"Schrebergärtla" nennt Evangelos Koliousis das Konzept. "Wir saßen relativ zu Beginn der Corona-Zeit mit der Stadtverwaltung zusammen und haben überlegt, wie wir die wegbrechende Nachtgastronomie auffangen können", sagt der Betreiber des Clubs "Hinz X Kunz". Eine Fläche in der Innenstadt hätte der Gastwirt schnell bekommen, viele seiner Kollegen betreiben Außenbestuhlung im Herzen der City. "Aber wird fanden einen richtigen Biergarten viel interessanter." Die Umsetzung habe zwar Zeit gebraucht, jetzt steht das wiederbelebte "Gärtla" im Süden Nürnbergs aber quasi in den Startlöchern.

Seit Jahren liegt das "Gärtla" im Dornröschenschlaf. 

Seit Jahren liegt das "Gärtla" im Dornröschenschlaf.  © Roland Fengler

"Deutschlandweit Dekoration aus den 60ern aufgekauft"

Diese Woche ist die Übergabe, dann sollen die Arbeiten auf dem Gelände beginnen. Koliousis rechnet damit, schon nächste Woche starten zu können. Dann stehe mit der "Abendröte" ein erstes kleines Festival an. Dabei setzt der Biergarten auf Kooperationen mit anderen Nürnberger Clubs, etwa dem "Fogon", dem "Stereo", der "Rakete" und eigentlich größeren Partyreihen wie "Nasty", das seit einigen Jahren stattfindet. Veranstaltungen, die wegen der Corona-Pandemie ausfielen, jetzt aber eben doch in ganz anderem Rahmen wieder stattfinden sollen.

Die Stadt reagiert überrascht auf die Pläne für das ehemalige "Gärtla". Es habe Gespräche über die Nutzung als Biergarten gegeben, sagt Robert Pollack vom Nürnberger Ordnungsamt. Die "Nutzungen als Open-Air-Flächen und mit Musikbetrieb" sei dabei aber ausgeschlossen. "Es liegen auch keine Anträge vor."

Mit Klischees spart das "Schrebergärtla" nicht. "Wir haben deutschlandweit Dekoration aus den 60er und 70er Jahren aufgekauft", sagt Koliousis. Gartenzwerge, Perserteppiche, alte Retro-Schreibtische. Zudem entwirft der Nürnberger Sprayer Pablo "Hombre" Fontagnier das Logo, für den künstlerischen Aspekt soll es etwa Graffiti-Events mit ihm geben. "Eben das, was im Moment wieder in ist." Die Wege zwischen den Parzellen sind breit angelegt, damit Besucher sich möglichst wenig direkt begegnen. "Die Pachtpreise sind auch fast zum Selbstkostenpreis kalkuliert", sagt Koliousis. "Wenn da zwei, drei Euro hängen bleiben, dann ist das schön."


Rettung für Bars und Diskos? Diese Freischankflächen sind im Gespräch


Die Zehner-Parzelle beim anstehenden "Abendröte"-Event etwa wird neun Euro pro Person kosten, eine kleine Oase für zehn Menschen ist demnach für 90 Euro zu haben. Der Ticketshop ist bereits online. "Dazu verkaufen wir vorab Verpflegungspakete, um noch weniger Bewegung auf dem Gelände zu haben", erklärt Koliousis. Wer das nicht möchte, der kann sich aber dennoch Getränke vor Ort bestellen. "Für unseren Service wird es wohl eine appbasierte Lösung geben." Auch für Firmenfeiern und Jubiläen im privaten Rahmen ist das "Schrebergärtla" mietbar.

Die Auflagen während der Corona-Pandemie, sagt der Gastronom, nehme man ernst. "Wir wollen keine Tanzveranstaltungen oder illegale Partys", sagt Koliousis. "Aber der Wiedererkennungswert zu unserem Club ist uns schon wichtig."

Verwandte Themen