Leckereien wie Wildkräutersalat!

4.6.2012, 00:00 Uhr
Leckereien wie Wildkräutersalat!

© Thomas Lohnes/dapd

Nebenbei konnte man eine ganze Menge über die Geschichte des Vegetarismus in Deutschland erfahren. Es ist noch nicht lange her, da wurden Vegetarier noch als Körnerfresser oder Ökospinner verschrien und nicht für voll genommen. Doch Keime im Hühnerfleisch, dioxin-verseuchtes Schweinefleisch, „Gammel-Döner“ oder BSE sorgten gerade in den letzten Jahren für ein Umdenken. Auch Schriftsteller wie Jonathan Safran Foer oder Karen Duve trugen mit den Bestsellern „Tiere essen“ und „Anständig essen“ zu einer kritischen Betrachtung der Massentierhaltung und ihrer Folgen bei. Vegetarismus ist salonfähig geworden.

„In den letzten Jahren haben wir viele Mitglieder dazu gewonnen – und es werden ständig mehr“, so Sebastian Zösch, Geschäftsführer des VEBU. Die Trendwende sei auch in Discountern deutlich zu beobachten: „Fast jeder Super- oder Drogeriemarkt hat heute beispielsweise Tofu oder Sojamilch für wenig Geld im Angebot.“ Wenn man heute erzähle, man sei Vegetarier, behaupteten Fleischesser fast immer, „auch nur sehr wenig“ oder „nur Biofleisch“ zu essen. „Das zeigt doch, wie sich die Zeiten geändert haben“, freut sich Zösch.

Die Geschichte der Vegetarier-Vereinigungen in Deutschland begann 1867. Als Erster gründete Eduard Balzer in Nordhausen mit einem visionären Ziel seinen „Deutschen Verein für natürliche Lebensweise.“ Der Fleischkonsum sollte gesenkt werden, um zu einer globalen Verbesserung gesundheitlicher und – schon damals – ökologischer Probleme beizutragen.

Viele weitere Vereinigungen folgten. 1892 schlossen sich dann mehrere Organisationen zusammen: Der „Deutsche Vegetarierbund“ war geboren. Tierrechte standen damals kaum auf der Agenda. Heute jedoch entscheiden sich viele Vegetarier für eine vorwiegend pflanzliche Ernährung, weil sie Mitleid mit den Tieren haben. So auch Karin Link. Die Nürnbergerin isst bereits seit ihrem zehnten Lebensjahr vegetarisch – der Umstieg ist 45 Jahre her.

Seit fünf Jahren ist Links Ernährung sogar vegan, das heißt, sie verzichtet zusätzlich auf Milchprodukte und Eier. „Diesen Schritt fand ich irgendwann nur konsequent, weil auch für die Milcherzeugung Tiere gequält werden“, sagt sie und fügt hinzu: „Was gibt uns das Recht, andere Lebewesen so schlecht zu behandeln?“ Aber nicht nur der Tierschutzaspekt ist ein Vorteil der vegetarischen Lebensweise, auch ökologische und gesundheitliche Gründe sprechen 120 Jahre nach Balzers Vereinsgründung noch für diese Form der Ernährung.

Doch wenn die Akzeptanz sicher gewachsen ist, haben besonders Veganer noch mit Vorurteilen zu kämpfen. „Wenn ich mich mit Leuten treffe, die ich nicht so gut kenne, vermeide ich das Thema wegen der vielen doofen Diskussionen“, so Elke Warnecke.

Die Günzburgerin gab das Fleischessen bereits als 15-Jährige auf. Den Ausschlag zu diesem Schritt habe ein Winterspaziergang mit ihrem Vater gegeben: „ Mein Vater stammte aus Ostpreußen und hat mir von den Gänsen in seiner Heimat erzählt, die so zutraulich und gelehrig wie Hunde gewesen sein sollen.“

Seitdem konnte die junge Elke keine Weihnachtsgans und auch kein anderes Tier mehr essen. Seit einigen Jahren lebt auch sie komplett vegan und versucht sogar, auf Lederschuhe oder Taschen aus Tierhaut zu verzichten. Ihr Sohn Felix isst trotzdem noch gerne Fleisch: „Manchmal hat es schon genervt, dass meine Mutter uns immer bekehren wollte“, so der Student.

Geschmeckt hat ihm das vegane Menü im Literaturhauscafé dennoch „sehr gut“. Leckereien wie „Wildkräutersalat mit Zitrusdressing und Gemüsespieß, Spargelrisotto mit böhmischen Trüffeln, Kartoffelstrudel mit Kokos-Lauch-Currysauce und Mangosorbet mit Beeren“ ließen auch anderen Nicht-Veganern das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Selbst Restaurantleiter Jörg Schuster und Küchenchef Bernhard Rings vom Literaturhauscafé zeigten sich angenehm überrascht vom exzellenten Geschmack: „Ein Risotto ohne Butter, Sahne oder Parmesan zubereiten zu müssen, ist schon eine Herausforderung, aber mit Kokosmilch gelingt das ganz wunderbar“, so Kochprofi Rings.

Die Karte des Hauses umfasst jetzt schon zwölf vegetarische Gerichte, aber auch eine vegane Erweiterung ist nach dem vollen Erfolg des Menüs denkbar. Nürnberger Veganer wie Karin Link wird das freuen: „Leider gibt es in der Stadt noch viel zu wenig Restaurants, die vegane Gerichte auf der Karte haben“, so ihr Fazit.

Mehr Informationen über das Café-Restaurant Literaturhaus in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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